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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Sind Sie sich sicher, dass sie in der Charité ist, und nicht in einem anderen Krankenhaus?«
»Ja«, antwortete Frank.
»Sie muss heute Morgen eingeliefert worden sein«, ergänzte Karen.
»Ach, ein Neuzugang«, sagte der Pförtner und griff nach einem schmalen Ordner, der neben dem Karteikasten stand.
Er schlug ihn auf und blätterte darin.
»Nein. Ich habe hier die Namen aller Patienten, die heute Vormittag ins Krankenhaus kamen. Aber eine 'Claire Wiegand' ist nicht darunter. Tut mir leid. In welche Station soll sie denn eingeliefert worden sein?«
»Das wissen wir nicht!«
»Wiegand«, der Pförtner überlegte, »wir haben einen Chirurgen mit diesem Namen!«
Er lächelte freundlich. Die Enden seines Schnurrbartes wanderten dabei lustig nach oben. Es wirkte gerade so, als ob er dankbar wäre, den beiden überhaupt eine Auskunft geben zu können.
»Vielleicht kann uns der ja weiterhelfen«, meinte Frank geistesgegenwärtig, »wo finden wir ihn?«
Der Pförtner, erklärte ihnen, in welchem Gebäude Dr. Wiegand sich normalerweise aufhielt und wies ihnen den Weg über das Anwesen der Klinik.
Frank und Karen waren über die Großzügigkeit des Geländes überrascht. Sie spazierten durch weiträumige Grünanlagen mit Parkbänken und Brunnen. Das Anwesen lud Patienten und Besucher geradezu ein, in ihm zu lustwandeln.
Die Charité war beinahe eine Stadt für sich, mit eigenen Lebensmittel- und Drogerieläden, mit Blumenhändlern und Frank entdeckte sogar eine Schuster- und eine Schneiderwerkstatt. Die Charité, die Frank und Karen kannten, war weitaus zweckmäßiger und praktischer konzipiert, eher eine 'Gesundheitsfabrik' als ein Ort der Ruhe und Erholung.
Die Ausschilderung war vorbildlich und die beiden fanden sich mühelos mit der Wegbeschreibung des Pförtners zurecht.
'Chirurgie IV' hieß ihr Ziel und genau diese Formulierung prangte in schwarzen, gotischen Lettern über dem Eingangsportal des weiß getünchten, vierstöckigen Hauses, vor dem sie nun eintrafen.
Beherzt drückte Frank die Klinke nach unten und er und Karen traten ein.
Ein klinisch sauberer Flur empfing sie, an dessen beiden Seiten sich Zimmertüren und Gemälde mit Landschaftsmotiven abwechselten. Aus einer der Türen kam gerade eine Frau, die ein schwarzes Kostüm und ein entsprechendes Häubchen auf dem Kopf trug. In der Hand hielt sie einen Briefumschlag. Als sie die beiden am Ende des Gangs stehen sah, stutzte sie.
»Dieses Gebäude ist nur für Klinikpersonal!«, herrschte sie Frank und Karen an.
Als diese keine Anstalten machten, umzudrehen und das Haus wieder zu verlassen, kam die Krankenschwester auf die beiden zu.
Sie mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, die frühzeitig ergrauten Haare trug sie streng nach hinten gekämmt, ihr Gesicht wirkte verbittert.
»Haben Sie nicht gehört?«
Sie fuchtelte mit dem Briefumschlag herum, gerade so, als wolle sie die beiden wie Insekten verscheuchen.
»Wir möchten gerne zu …«, versuchte Frank ihr Anliegen zu formulieren.
»Hier liegen keine Patienten!«, unterbrach ihn die Krankenschwester rüde.
» …zu Dr. Wiegand!«, führte Frank seinen Satz unbeirrt zu Ende.
»Zu Dr. Wiegand?«
Die Schwester runzelte ungläubig die Stirn.
»Hm. Worum geht es?«
»Das möchten wir gerne selbst mit ihm besprechen!«
»Etwas Privates?«, fragte die Krankenschwester neugierig.
»Bringen Sie uns bitte zu ihm!«
»Er ist nicht da! Sie müssen schon mit mir vorlieb nehmen!«
»Wir müssen ihn selbst sprechen. Also, wo ist er?«
Endlich gab sie sich geschlagen.
»Eigentlich hat er ja hier Stationsaufsicht. Doch er sagte, er habe etwas in der Psychiatrie zu erledigen. Seltsames Verhalten für ihn. Er ist doch sonst immer so dienstbeflissen. Die Korrektheit in Person!«
»Die Psychiatrie! Wo finden wir sie?« Froh, die beiden endlich aus ihrer Station entfernt zu haben, beschrieb ihnen die Schwester den Weg.
Ohne einen weiteren Gruß verließen Frank und Karen die Chirurgie. Als sie ihr neues Ziel erreichten, erkannten sie, dass man nicht so ohne weiteres in die Psychiatrie gelangen konnte.
Sämtliche Fenster des sechsstöckigen Hauses waren vergittert. Es gab nur einen Eingang, und an dem saß ein bullig wirkender Krankenpfleger hinter einer Glasscheibe, der sorgfältig beobachtete, wer hineinging. Ein Vorbeischleichen war unmöglich.
»Wir müssen da rein!«, sagte Frank zu Karen.
»Wir könnten warten, bis Dieter heraus kommt!«
»Nein, Claire ist dort drinnen. Ich weiß das. Und sie braucht unsere Hilfe.«
»Wie willst

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