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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Juni 1944!«, antwortete Frank zum Erstaunen aller Anwesenden.
Erneut hatten sie sich alle in der Küche des Bauernhauses auf Bornholm versammelt.
Jan stand am Herd. In der Pfanne brutzelten Rührei und Speck, deren Duft sich in der gesamten Küche verbreitete.
»Lass sie doch erst einmal zur Ruhe kommen«, sagte Marianne, »und etwas essen.«
»Ist schon in Ordnung, Marianne«, widersprach ihr Frank, »ich platze beinahe vor all dem, was ich euch erzählen möchte.«
Jan verteilte Rührei und Speck auf die vor Frank und Tristan stehenden Teller. Von oben klopfte es unüberhörbar.
»Das Fenster ist offen«, kommentierte Jan, »sie riecht es. Ich bringe ihr besser auch was nach oben. Wisst ihr noch, wie sie sich einmal über Nacht in ihre Kammer eingesperrt, ihr Hörgerät abgeschaltet und ihr Radio auf volle Lautstärke aufgedreht hat? Und das nur aus Rache, weil sie meinte, das Essen sei nicht mehr warm genug, bis ich bei ihr bin und ich sollte mich gefälligst beeilen, wenn ich was nach oben brächte.«
»Man muss sie einfach gern haben«, sagte Paul, als Jan durch die Tür verschwunden war und zuckte die Schultern.
»Dann warten wir noch, bis Jan wieder hier ist und stärken uns erst einmal«, entschied Tristan und stürzte sich auf das Essen.
Der gröbste Hunger war gestillt, da kehrte auch Jan in die Küche zurück. »So«, sagte er, während er sich setzte, »was ist nun mit der Abweichung am 5. Juni 1944?«
»Wie bereits gesagt«, wiederholte Frank, »nichts ist passiert.«
»Nichts?«
»Nichts! Die Invasion fand nicht statt.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Robert, »die Invasion der Alliierten fand nicht statt und deswegen hat das Deutsche Reich den Krieg verloren? Nun lass doch nicht alles aus dir herauskitzeln, Menschenskinder!«
»Die Invasion fand nicht statt«, sagte Frank triumphierend, »ergo konnte sie nicht scheitern.«
»Sie fand einen Tag später statt«, ergänzte Tristan mit vollem Mund und kürzte damit den Disput ab, »am 6. Juni 1944.«
»Und?«
»Es herrschten vorzüglichste Wetterverhältnisse und sie war erfolgreich!«
»Die ersten drei Tage des Junis waren sonnig, die Anlandung wurde für den fünften Juni festgesetzt. In der Nacht zum vierten Juni zog dann ein gewaltiger Sturm über dem Ärmelkanal auf. Den ganzen Tag über regnete es in Strömen, beinahe ununterbrochen. Die Wetterprognosen lauteten, dass es so bliebe für die nächsten Tage und nichts sprach dafür, dass es vierundzwanzig Stunden später aufklaren könnte. Und doch legte sich der Sturm für einen einzigen Tag und das war das einzige Zeitfenster, um die Invasion erfolgreich durchzuführen.«
»Wohl und Wehe einer ganzen Welt, abhängig vom Wetter«, flüsterte Robert, »der Flügelschlag eines Schmetterlings.«
»General Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte, hat den Befehl für die 'Operation Overlord', wie die Alliierten die Anlandung in der Normandie offiziell titulierten, in unserer Realität am 5. Juni 1944 ausgesprochen. Doch die Invasion am fünften Juni war zum Scheitern verurteilt. Einen besseren Verbündeten als das schlechte Wetter hätte sich das Deutsche Reich nicht wünschen können. In der anderen Ebene wurde der Tagesbefehl um einen Tag verschoben und war von Erfolg gekrönt.«
»Warum? Was oder wer hat Eisenhower dazu veranlasst?«
»Warum einen Tag warten? Das Deutsche Reich konnte seine Küstenstellungen weiter festigen!«
»In unserer Realität beschloss General Eisenhower also«, führte Frank seinen Bericht fort, »dass ein stürmischer Tag so gut wie der andere sei und dass es strategisch sinnvoller wäre, die Deutschen so früh wie möglich anzugreifen, also bevor sie die Verteidigungslinien an der französischen Küste weiter verstärken konnten.«
»Was hat den 'anderen' Eisenhower denn nun dazu bewogen, den Plan zu ändern?«, fragte Jan. »Konntet ihr es herausfinden?«
»Am vierten Juni, um vier Uhr früh, fand wie jeden Morgen eine Wetterkonferenz im Hauptquartier der Alliierten in Portsmouth statt. Wie bereits erwähnt, bestätigten alle Meteorologen, dass der gerade aufgezogene Sturm über Tage anhalten würde.«
»Alle, bis auf einen«, griff Tristan Franks Erzählung vor.
»Ein gewisser Hauptmann Stagg. Er war der Chef-Meteorologe Eisenhowers und widersprach den Ansichten seiner amerikanischen und britischen Kollegen. Der Sturm, so behauptete er, würde zwar die nächsten beiden Tage toben, sich aber für mehrere Stunden beruhigen, um danach wieder mit

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