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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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zufrieden die feuchte Seeluft ein. Welch Kontrast zur verrauchten 'Bürgerstube', die er vor knapp zwei Stunden verlassen hatte!
Sogleich machte er sich auf, schnelleren Schritts als gestern, weniger bummelnd und Landschaft und Leute beobachtend. Nur beim Gebüsch, in welches das Messer am vergangenen Abend geflogen war, machte er kurz Halt. Da aber mehrere Spaziergänger in der Nähe waren, unterließ er es, den Strauch erneut zu untersuchen. Am anderen Ende des Spreetunnels blieb er wachsam, ob ihm wieder jemand folgte, konnte jedoch niemanden entdecken.
Dann kam er am Südufer an.
Und da saß sie wieder, nur ein paar Meter von ihm entfernt, als hätten sie sich beide insgeheim und ohne die Notwendigkeit einer mündlichen Absprache zu einem weiteren Rendezvous verabredet.
Frank wünschte sich, der Fotograf von damals wäre hier und würde Claire in dieser ihrer Position genau so für die Ewigkeit festhalten, wie er es auf der Momentaufnahme von jenem Frühlingstag vor drei Jahren getan hatte: Sie gab ein so wunderbares Motiv ab.
Ihr Blick ging geradeaus, sie wirkte ruhig und in sich gekehrt.
Weder Glück noch Unglück, weder Leid noch Freude konnte Frank herauslesen, Raum für jegliche Interpretation.
Ob die Hände in ihrem Schoß wieder ihren Rosenkranz umschlossen, sah er nicht.
Das Kleid, das sie für heute ausgewählt hatte, war heller und ging mehr ins Gelbliche, als das, welches sie am Vortag getragen hatte. Die Ärmel waren lang und um ihren Hals hatte sie eher dekorativ als vor der leichten Brise schützend ein vielfarbiges Seidentuch gelegt. Dieselbe kleine Bast-Handtasche wie gestern stand neben ihr auf der Bank.
Franks Begrüßung war ein freundliches Lächeln, das sie sah aber nicht erwiderte; Frank wollte zumindest ein freundliches Blitzen ihrer Augen erkannt haben.
Er setzte sich neben sie.
»Es tut mir Leid, wenn ich Sie gestern zu sehr aufgeregt haben«, begann er.
Keine Antwort, und er versuchte es leise von neuem: »Ich freue mich sehr, dass Sie heute wieder hier sind!«
Als sie sich zu ihm umdrehte, entdeckte er unter ihren Augen überschminkte dunkle Schatten; aus der Ferne waren sie nicht zu erkennen gewesen.
»Obwohl mir mein Verstand mehr als deutlich abgeraten hat. Er hat die ganze Nacht mit meinem Herzen gekämpft. Ich habe mich über Stunden hin und her gewälzt und kaum ein Auge zu getan.«
»Sie sind hier! Ihr Herz hat gesiegt.«
»Nennen wir es eher einen Waffenstillstand«, relativierte Claire ernst.
»Mich lässt der Gedanke nicht los«, ergänzte sie nach einer Weile, »dass es sich bei Ihnen um nicht mehr und nicht weniger als einen Hochstapler handelt. Franks Mutter mag darauf hereinfallen, Dieter und ich nicht. Und doch frage ich mich, was Ihre Motivation sein könnte. Welche Absichten verfolgen Sie?«
Frank unterließ es, sich in irgendeiner Weise zu rechtfertigen und Claire ließ ihren Gedanken weiter freien Lauf.
»Ihre Mutter hat kein Vermögen und meines Wissens existiert auch keine reiche Erbtante, für die es sich lohnt, in die Identität eines anderen zu schlüpfen. Was kann es dann sein? Erpressung? Der Meinung war Dieter vorgestern Abend. Er war – gelinde gesagt – ganz schön aufgebracht wegen Ihres Erscheinens. Ich sagte ihm, dass es nichts in meinem Leben gäbe, womit man mich erpressen könnte. Er schimpfte vor sich hin, fluchte sogar, was sonst nur äußerst selten vorkommt. Dann hat er ohne ein Wort des Abschieds das Haus verlassen und ist erst spät in der Nacht wieder zurückgekehrt. Ich weiß nicht, wer von Ihnen beiden mir vorgestern mehr Angst gemacht hat.«
Sie stutzte, dann, peinlich von sich selbst berührt, wechselte sie zurück zum vorangegangenen Thema.
»Eine Laune der Natur lässt Sie aussehen wie einen eineiigen Zwilling von Frank Miller. Wer weiß, vielleicht haben Sie denselben Vater?«
Ihrer Stimme hörte man an, dass sie von letzterem selbst nicht überzeugt war.
»Alles was Sie über mich wissen, können Sie von Ihrer Mutter erfahren haben. Und alles über ihre Mutter davor von jemand anderem. Ich habe gestern ja auch sehr freigiebig von Frank und mir erzählt.«
Frank war überrascht, wie sehr diese These seiner Vorgehensweise entsprach.
»Nehmen wir den Ausflug von Frank und mir von vor drei Jahren. Sie haben den Abzug gesehen, den ich vor drei Jahren für Franks Mutter anfertigen ließ. Sie holen sich hier eine Information, da eine Information, zählen eins und eins zusammen und hast-du-nicht-gesehen leben Sie in der Identität eines

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