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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Telefon.«
Sie drückte eine andere Taste und nach zwei lang gezogenen Brummtönen war eine weibliche Stimme zu hören, die sich mit 'Fernsprechauskunft Oxford' meldete.
Karen legte wieder auf.
»Ein Physikstudium hat so seine Vorteile.«
»Du hast es also tatsächlich geschafft, Karen, trotz aller Widrigkeiten!«
»Ja«, strahlte sie.
»Ich beginne auch mit dem Physikstudium.«
»Ich weiß, Frank! Denkst du immer noch, der guten Karen bliebe irgendetwas verborgen?«
Erneut stahl sich ein Lächeln in Franks Gesicht.
Ihm fiel ein, wie sie ihn damals aufgeklärt hatte, sie waren beide erst zehn Jahre alt gewesen. Glauben geschenkt hatte er ihr erst vier Jahre später!
»Im Ernst: Ich arbeite in der Fachschaft mit und uns wurden vorab die Namen der Erstsemester mitgeteilt«, sagte Karen. »Du weißt, dass ich dir eigentlich sehr böse sein müsste!«
Frank schob die frische Bettwäsche, die zusammengefaltet auf dem Bett lag zur Seite, damit sie beide Platz hatten und setzte sich auf die Bettkante.
»Du hast dich seit Beginn deiner Dienstzeit nicht mehr bei mir gemeldet, mein Lieber, kein einziger Brief!«
»Ich war auf dem Mars, Karen!«, spielte er auf die fürs kommende Jahr geplante erste bemannte Mars-Mission des Reichs an.
Karen nahm neben ihm Platz und schwieg.
»Jemand anders hätte jetzt gesagt 'Ich hatte dich gewarnt!'« sagte er und sah ihr in die Augen. »Du nicht, Karen. Du warst immer schon in der einen Situation ohne jeglichen Respekt und in der anderen voller Rücksichtnahme. Und das Wichtigste: Du hast immer gewusst, wann die Zeit für das eine ist und wann der Bedarf für das andere.«
»Du hast das Beste aus deiner damaligen Lage gemacht. Ohne Armeezeit kein Studium, so einfach war das in deinem Fall. Wie versessen du doch auf das Medizinstudium warst, schon als kleiner Junge.«
Er nickte.
»Obwohl du bei den Doktorspielen, die ich vorgeschlagen hatte, immer abgewinkt hattest.«
Der Versuch ihn aufzumuntern fruchtete nicht.
»Ich habe niemandem geschrieben«, fuhr Frank fort. »Weder dir, noch meinen Eltern, noch anderen Freunden. Ich glaube, ich bin ziemlich bald nach meiner Vereidigung im Gotengau zu dem unbewussten Schluss gekommen, diese ganze Wehrmachtszeit als losgelöst von meinem restlichen Leben hinzunehmen. Augen zu und durch! Nur an Weihnachten bin ich nach Hause zu meinen Eltern gefahren. Dies nicht zu tun, hätte meiner Mutter sicher das Herz gebrochen. Sie hat geweint, als ich anreiste; sie hat geweint, als ich abflog; und während der Feiertage hat sie ebenso geweint. Ich habe ihr jedes Mal versprochen zu schreiben und habe ihr dennoch keinen einzigen Brief geschickt. Augen zu und durch: geklappt hat das natürlich nicht. Man ist eben keine Maschine, die am Anfang der Armeezeit eingeschaltet und am Ende wieder ausgeknipst wird.«
»Obwohl man zuweilen gerne eine wäre«, ergänzte Karen. »Und obwohl es denen da oben vermutlich manchmal lieber wäre.«
»Erzähl mir von dir«, lenkte Frank ab. »Du warst im Sozialen Dienst, ja?«
»Oh, woher weißt du das? Das war doch erst, nachdem unser Kontakt abgebrochen war.«
»Meine Mutter hat die deine getroffen, das muss aber auch schon mindestens zwei Jahre her sein. Mutter erzählte mir Weihnachten 2002 davon. Lieber wäre es deiner Mutter wohl gewesen, du wärest wie die meisten anderen Frauen in deinem Alter unter die Haube gekommen.«
Karen verzog das Gesicht; »Und die Frauen, die nicht heiraten, gehen in den Sozialen Dienst, um die Familienehre zu retten.«
»Deine Mutter meinte, du wärst in einem Seniorenheim in Sachsen, um danach studieren zu können.«
»Ja, wenn wir auch sehr verschieden waren als Kinder: In Willensstärke und Ehrgeiz standen wir uns in nichts nach. Du lachtest immer, wenn ich sagte, ich wolle einmal Physikerin werden und etwas Weltbewegendes erfinden: wie die Dampfmaschine oder den Ottomotor. Du sagtest immer, die einzige Möglichkeit für mich, Frau Doktor zu werden, wäre dich zu heiraten, wenn du mit deinem Medizinstudium fertig wärst! Nun, du hast dich getäuscht, Frank! Ich bin hier: in Oxford!«
Karen breitete ihre Arme aus, als wolle sie den ganzen Campus umarmen und strahlte übers ganze Gesicht, dann wurde sie wieder ernster.
»In der Tat, es war nicht einfach, hierher zu kommen. Von hundert Studierenden im Reich sind im Durchschnitt weniger als zehn weiblich. Im ganzen Physikstudium in Oxford sind, auf alle Semester verteilt, ganze sieben Frauen, Frank, und ich bin eine davon.«
»Ich gratuliere dir,

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