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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Woodstock, deren historische Bauten genau so wunderschön waren, wie Karen es Frank vorgeschwärmt hatte. Auch die Tagesfahrt nach Stratford-am-Avon beeindruckte ihn sehr, vom alten germanischen Steinkreis schickte er seinen Eltern sogar eine Postkarte. Manchmal begleitete Tristan die beiden auf ihren Ausflügen, durch die dicke, warme Winterkleidung wirkte seine hünenhafte Statur noch weitaus Furcht einflößender. Meist blieb er äußerst schweigsam, beobachtete dafür umso aufmerksamer und erwies sich als guter Zuhörer. Professor Gothaer und Dieter Wiegand gesellten sich seltener zu ihnen.
Mehr und mehr erkannte Frank auch, dass Kontakte zu anderen im Verborgenen arbeitenden Gruppen bestanden, die das gleiche Ziel wie sie verfolgten. Die Kontaktpersonen bekam er das eine oder andere Mal zu Gesicht, über ihre Identität erfuhr er nichts. Er wollte auch gar nichts darüber wissen. So war es sicherer.
Anfang Februar dann kam von Professor Gothaer die überraschende Nachricht, er habe einen weiteren Durchbruch erzielt. Es sei ihm gelungen, den 'Grad der Abweichung' zu bestimmen, wie er es nannte. Von allen mittlerweile über 1.500 alternativen Realitäten mit negativer Abweichung sei es nun möglich zurück zu rechnen, zu welchem Datum der jeweilige Zeitpunkt X stattfand. Mehrere der jüngeren waren am 14. März 1999 und damit unmittelbar vor Gothaers Entdeckung der anderen Ebenen, den ältesten bestimmte Gothaer mit – sage und schreibe – dem 16. Mai 364, also mitten in der Spätphase des Römischen Reichs. Das Datum beflügelte verständlicherweise die Fantasie aller Beteiligten. Wie mochte eine Welt heute aussehen, deren Geschichte sich, in welcher Form auch immer, seit dem 16. Mai 364 komplett anders entwickelt hatte, als die eigene? Waren überhaupt noch Parallelen erkennbar? Oder unterschied sie sich nur minimal, weil die Veränderung nur eine unwesentliche war? Die Antwort sollte ein Geheimnis bleiben, denn der Versuch ihre fünf Resonanzkörper in dieser negativen Realität zu orten, blieb ergebnislos. Den Spekulationen öffnete dies erst recht Tür und Tor.
Ende Februar flog der Professor verabredungsgemäß nach Germania zu einem Routine-Besuch zu seinem Kollegen, Professor Doktor Lothar Hemmbacher. Wie bereits bei den vorangegangen Treffen informierte Gothaer seinen Kollegen nicht mehr als notwendig. Gothaer nahm an mehreren Sitzungen teil, hielt Gastvorträge an der Technischen Universität und begutachtete die Forschung, die Hemmbacher in Germania betrieb und die, verglichen mit der seinen, in den Kinderschuhen steckte. Nach zehn Tagen kehrte er nach Oxford zurück und beendete seinen Bericht vor Karen, Tristan, Dieter und Frank mit der Ankündigung, dass ein erneuter Termin vereinbart worden war. Es sollte ein zweiwöchiger Erfahrungsaustausch werden und nicht nur er war dazu gebeten worden, sondern er solle auch in seine Forschung und Versuche involvierte Studenten mitbringen. Gemeinsame und universitätsübergreifende Arbeitsgruppen sollten Möglichkeiten und Risiken der Theorien Gothaers und Hemmbachers erörtern. Dass dies im Sinne der Reichsführung geschah, ging aus dem Umstand hervor, dass auch führende Funktionäre der NSDAP geladen waren.
Als Termin vorgesehen war Samstag, der 21. Mai 2005.

12
     
    Mehr als vier Stunden benötigten Frank, Tristan und Dieter, um die beiden Sarkophage in ihre Einzelteile zu zerlegen. Zuerst schraubten sie die Deckplatten ab, dann die einen Quadratmeter großen Vorder- und Rückseiten und schließlich die Seitenplatten. Es war eine harte Arbeit, da die Quaderplatten außerordentlich schwer waren und immer gleichzeitig von allen dreien während ihrer Loslösung stabilisiert und aus der Zelle getragen werden mussten. Dann trennten sie die heraus fahrbaren Liegeflächen und deren Mechanik von der Unterseite. Sämtliche Teile wickelten sie in Leinen ein und stapelten sie übereinander. Schrauben, Muttern und sonstige Kleinteile verschwanden in einem Jutesäckchen. Und auch ihr Werkzeug landete letztendlich darin. In einen größeren Sack steckten sie die vielen Kontakte und Kabel zum Anschluss der Sarkophage an einen Rechner.
Erschöpft – besonders Dieter war ins Schwitzen geraten – aber mit einem gewissen Stolz besahen sie sich die vor ihnen im Kellerflur aufeinander gelagerten, in Leinen gehüllten Metallplatten.
Es klingelte. Tristan griff zu seinem auf dem Tisch neben dem Monitor liegenden Telefon und meldete sich.
»W-wunderbar. W-wir sind gerade

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