Alles Boese mir vergib
Back in Black donnerte durch die Lautsprecher.
„Das kann doch nicht so schwer sein.“
„Ne. Das verkauft sich wie von selbst. Aber nun ja … Du könntest von den Bullen erwischt werden.“
„Die Bullen erwischen mich schon nicht.“
„Ne. Das Risiko ist wirklich nicht sehr hoch.“
„Ich wär am Start.“
„Okay. Du wirst das garantiert gut machen. Kannst ja an die Mädels verkaufen.“ Er holte eine Karte aus einem Schrank.
„Wir machen es folgendermaßen: Du kriegst von mir eine Tüte mit Stoff, eine Waage und kleine Beutel, in die ein paar Gramm reinpassen. Du bestimmst selbst, wie viel du dafür verlangen willst, aber ich kriege fünfzig Kronen pro Gramm. Du kannst sicher hundert Gramm oder so verkaufen.“
„Mehr. Zweihundert Gramm.“ Mir fiel ein, dass ich meine Schulden bei Mateus abbezahlen könnte. Krone für Krone. Und dann wäre das endlich aus der Welt.
„Wirklich? Wenn nicht, kannst du den Rest ja wieder zurückbringen. Wir treffen uns danach und rechnen ab.“
Er machte sich ans Abwiegen. Packte kleine Beutel, eine Waage und eine Menge Pot in eine Gefriertüte.
„Kannst du Joints drehen?“, fragte er.
„Ja, kein Problem.“
Er legte noch Rizla-Papier und einen Bogen mit Tips in die Tüte. Die brauchte man, um die Filter zu bauen.
Dann saßen wir schweigend da. Borste lächelte, AC/DC dröhnte aus den Lautsprechern, und ich sehnte mich nach meinem Bett.
Springsteen und die E Street Band
„Ich fahre schon am Samstagabend hin“, sagte ich selbstsicher zu Liv, kaum dass sie abgehoben hatte.
„Ich hab gerade mit Mateus gesprochen“, sagte sie. Mein Telefonat mit Mateus hing mir nach wie ein schlimmer Kater.
„Er ist total traurig. Du hast ihn verletzt.“
„Aha. Aber er war auch nicht gerade der Netteste.“
„Nein, das hat er erwähnt. Das tut ihm auch leid. Könntest du dich nicht wenigstens auf dem Festival ein bisschen zusammenreißen? Ich finde ja auch nicht, dass Veronica … Aber er kann selbst entscheiden, mit wem er zusammen ist, oder?“
„Findest du auch, dass sie voll nervig ist?“
„Sie ist Mateus’ Freundin. Und du bist sein Freund, okay?“
„Klar. Wann kommst du hin?“
„Ich glaube erst Mittwochabend. Du schon Samstag?“
„Ja, das wird schon. Ich finde sicher ein paar Leute, mit denen ich abhängen kann.“ Und auf diese Weise konnte ich schon mal ganz ungestört Pot verkaufen.
„Klasse, dann kannst du ja schon mal einen Platz reservieren und unser Zelt aufbauen“, sagte sie und fügte hinzu: „Ich freue mich total!“ Und das tat ich auch.
Livs Scheißzelt wog etwa zwanzig Kilo, und ich hatte auch meinen eigenen Rucksack dabei, also war ich nicht unter den Ersten,die quer über den ganzen Campingbereich rannten, sobald am Samstag der Zaun geöffnet worden war. Ich hatte mich mit Jannik getroffen, um das Armband zu holen, und nun schwankten wir gemeinsam los. Jannik schleppte zwei Kuppelzelte. Trotzdem bekamen wir einen Spitzenplatz in der Nähe der Festivalzone, und sobald das Zelt aufgebaut und die Isomatte sowie der Schlafsack ausgerollt waren – und der erste Joint gedreht –, war alles bestens. Jannik lachte, als er den Joint sah.
„Nick ist zurück, hm?“ Ich lächelte und streckte ihm den Joint hin.
„Am Mittwoch, mein Freund. Da paffe ich gerne mit. Aber ich muss morgen zur Arbeit.“ Jannik arbeitete in einem 7-Eleven.
Als er gegangen war, merkte ich, wie die Anspannung von mir abfiel. Jannik war ein feiner Kerl. Vielleicht würden wir noch zu wahren Freunden. Er war ein bisschen zu smart für meinen Geschmack, ein begeisterter Fußballspieler mit halblangen lockigen Haaren. Andererseits war ich ein arroganter Don’t-give-a-shit-Kifferarsch. Im Grunde war Jannik ziemlich in Ordnung.
Neben unserem Platz campten ein paar völlig überdrehte Schweden, die Autobatterien an ihre Technoanlage angeschlossen hatten. Auf der anderen Seite schlugen ein paar alte Knacker mit Bierbäuchen ihr Zelt auf und verzogen sich gleich wieder, und hinter uns fing eine Gruppe von Gymnasiasten an, ihr Lager aufzubauen. Die wirkten cool. Ich verputzte zwei Milchbrötchen und legte mich ins Gras, zog am Joint und schloss die Augen. Keine Probleme, kein Stress. Ein stilles Glück, wie es schöner nicht sein konnte.
„Scheiße. Rauchst du Hasch?“ Ein Surferschwede mit nacktem Oberkörper beugte sich über mich.
„Das ist Pot“, antwortete ich und reichte ihm den Joint.
„Huihuihui. Gutes Zeug!“, sagte er nach einem Zug. Ich
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