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Alles Boese mir vergib

Alles Boese mir vergib

Titel: Alles Boese mir vergib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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blickte mich offen an. Sie war so hoch wie ein großer Gartenzwerg und trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck Mein Papa ist stärker als dein Papa und einen rosa Rock aus Tüll: Meine Fresse, war die süß. Borste war dabei, Fischstäbchen von Lidl für sie zu braten.
    Als wir aßen, wollte Ginger unbedingt neben mir sitzen. Ichschnitt ihr die Fischstäbchen in Stücke. Für mich gab es Nudeln ohne alles. Den Punkt, dass ich Vegetarier war, hatte Borste noch immer nicht gecheckt.
    Nach dem Essen machte Vivian eine DVD für Ginger an, während Borste mich in die Küche zog.
    „Sie ist großartig, stimmt’s?“, sagte er und deutete mit einem Nicken Richtung Wohnzimmer.
    „Ja, sie ist echt umwerfend“, antwortete ich.
    „Im Moment glaube ich, dass wir uns vielleicht wieder zusammenraufen könnten.“ Bei meiner Antwort hatte ich zwar eher an Ginger gedacht, aber na ja.
    „Ich will sie bald mal einladen. Du weißt schon. Ein schöner Film, was Gutes essen und dann heim und ran an den Speck, wenn alles glattläuft.“ Beim Reden holte er eine Tüte Pot hervor.
    „Das ist der letzte Rest vom Erntefest.“ Ich zahlte ihm einen Vorschuss und steckte die Tüte in die Tasche.
    „Ginger scheint ganz verrückt nach dir zu sein.“
    „Sie ist süß.“
    „Normalerweise ist sie nicht so offen zu Fremden. Sie ist gerade erst in den Kindergarten gekommen. Dort macht sie den Mund nicht auf.“ Kinder mögen mich fast immer. Und ich kann Kinder gut leiden. Mit denen hat man nicht so viel Ärger wie mit Erwachsenen.
    „Ich kann gern auf sie aufpassen, wenn ihr mal weggehen wollt.“
    „Echt? Wir haben tatsächlich niemanden. Meine Mutter ist ja tot. Und Vivians Mutter ist jenseits von Gut und Böse.“
    „Was ist mit deinem Vater?“, fragte ich.
    „Mein Vater? Ha. Nein, das ist keine gute Idee. Er hat eine neue Familie.“
    „Ruf einfach an, das Angebot steht.“
    „Das ist echt supernett. Was hast du denn sonst so vor in den Ferien?“
    „Nichts besonderes, glaube ich.“ Allein beim Gedanken, überhaupt eines Tages wieder in die Schule zu gehen, drehte sich mir der Magen um. Vielleicht war das der Grund, weshalb ich auf einmal an Hennings und Helens Einladung dachte.
    „Wahrscheinlich gehe ich auf die Grillparty bei Henning und Helen“, sagte ich. „Gehst du da nicht auch hin?“
    „Ja“, antwortete er, „aber bist du sicher, dass das etwas für dich ist?“
    „Die beiden wirkten total nett. Sind sie das nicht?“
    „Doch, doch, sie sind total nett.“ Sein Blick flackerte.
    „Wirklich?“
    „Ja“, beteuerte er. „Absolut.“
    Ich fuhr nach Hause in mein schickes Viertel, in dem teure Kinderwagen, Christiania-Bikes und kompetente Eltern die Straßen füllten. Ich bin sicher, dass sie alle nur das Beste wollten und enorm vorurteilsfrei waren und alles. Hier wurden sicher keine Fischstäbchen aufgetischt.
    Vivian war die Erste, die mich sah, als ich vor dem Gartentor zu Hennings und Helens Haus stand. Sie breitete ihre Arme aus und umarmte mich. Aus der Nähe sah ich, dass sie eine Narbe im linken Mundwinkel hatte, wodurch ihr Mund etwas schief wirkte.
    „Hallo Nick“, sagte sie. „Schön, dass du gekommen bist. Hier fehlen noch ein paar richtige Männer.“ Ich beugte den Arm und spannte meinen Bizeps an. Dabei dachte ich an Hennings Oberarm, der den Umfang einer Schinkenkeule hatte.
    „Du, diese Leute sind keine Gymnasiasten“, sagte sie. „Vor denen musst du dich ein bisschen in Acht nehmen.“
    „Ich werde mich schon nicht prügeln“, antwortete ich.
    „Das meinte ich nicht.“
    „Hast du Ginger dabei?“ Ich bekam keine Antwort, denn im nächsten Moment kam Borste zu uns herüber. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass sie mich abfangen wollten, bevor ich den Grill erreichte.
    „Hi Nick. Wir haben deinen Namen mit auf die Glückwunschkarte geschrieben. Heute ist Hennings Geburtstag. Er wird vierzig.“ Ich nickte. Und starrte geradeaus. Inmitten des breiten Rasens befand sich ein großer blauer Swimmingpool, in dem zwei megafette Kerle mit starker Körperbehaarung plantschten. Der Grill – zwei abgeschnittene Öltonnen – war auch beeindruckend. Genauso wie die sechs Motorräder, die rund um den Pool standen. Aber am beeindruckendsten waren wohl die Leute, die an der Party teilnahmen. Richtige große, erwachsene Menschen, Lichtjahre von Abipartys und Pärchenabenden entfernt.
    „Wenn dich jemand auf das Pot anspricht, dann hab ich das selber verkauft, okay?“
    „Hä?“
    „Sag …

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