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Alles Fleisch ist Gras

Alles Fleisch ist Gras

Titel: Alles Fleisch ist Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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keine Ahnung. Ich sage auch nicht: Sie ist es nicht. Woher soll ich das wissen?«
    »Eben. Woher auch. Du könntest es nur wissen, wenn du der dazugehörige Mann wärst.«
    »Das bin ich aber nicht.«
    »Warum hast du nicht mit ihr gesprochen?«
    »Ich wollte mich nicht in die Ermittlungen einmischen.«
    »Lobenswert. Wenn man davon ausgeht, dass ich das aber nur glauben soll, ist es weniger lobenswert als gerissen.«
    »Das ist deine paranoide Polizeisichtweise, ich kann dazu nichts sagen …«
    »… Andererseits gehst du ein erhebliches Risiko ein: Wenn die Sieber dich auf den Fotos identifiziert, ist es aus. Und du hättest einfach die Gelegenheit versäumt, sie zu präparieren.«
    »Dann frag sie doch!«
    Weiß blieb stehen. Vor ihnen war der bewusste Hochstand aufgetaucht. »Der kommt mir bekannt vor«, sagte Weiß. »Was ist, wenn ich den nun auf DNS-Spuren untersuchen lasse?«
    »Um zu beweisen, dass ich und Frau Sieber …«
    »Genau. Angenommen, es gäbe dort oben sogenannte Körperflüssigkeiten von euch beiden.«
    »Das würde heißen, dass wir eine unerlaubte sexuelle Beziehung unterhalten – wenn es so wäre, sage ich …«
    »… die ihr verschwiegen habt.«
    »Ich bin verheiratet. Wenn ich so eine Beziehung hätte, wäre mir viel daran gelegen, dass niemand davon erfährt. Ich hätte sie verschwiegen.«
    »Geleugnet!«
    »Bis jetzt hat mich niemand danach gefragt …«
    »Verstehe.«
    Sie gingen weiter, an dem ominösen Hochstand vorbei. Anton Galba überlegte. Er konnte seinen Schulkameraden nicht einordnen, weder nach dem Verhalten noch nach dem, was er sagte. Auf dem Gärturm war er mehrmals überzeugt gewesen, seine Festnahme stehe unmittelbar bevor, die Überführung sei eine Frage weniger Tage, vielleicht nur Stunden. Aber Weiß hatte ihn nicht festgenommen, und er hatte auch nicht mit Helga gesprochen. Er selber hatte auch nicht mit Helga gesprochen, aus einem klar erkennbaren Motiv. Er wollte Weiß keine Handhabe geben. Er belauerte den Polizisten, wartete auf dessen nächsten Zug. Aber der Polizist machte keinen Zug. Der schien umgekehrt, ihn, den Ingenieur zu belauern. Warum? Wie bei einem gestörten Schachspiel. Die Gegner reden nicht miteinander und jeder wartet auf den Zug des anderen. Gab es das überhaupt, dass man nicht mehr weiß, wer dran ist?
    »Dir muss doch klar sein«, sagte Weiß, »dass du so oder so in eine vertrackte Situation kommst. Ich meine damit, ganz egal, ob du in dieses Verschwinden involviert bist oder nicht. Die Presse kriegt Wind davon. Wenn die bei der Stadt erst wissen, dass du offiziell verdächtigt wirst, entheben sie dich des Postens. Heißt zwar nur vorübergehend beurlaubt , aber den Posten bist du los.«
    »Wieso denn?«
    »Die setzen doch einen Stellvertreter ein.«
    »Na und? Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, stellt sich meine Unschuld heraus, und ich führe meine Arbeit fort.«
    Führe meine Arbeit fort. Was für einen Schwulst gab er da von sich! Schon der Gedanke an die Stadtverwaltung ließ ihn in den geschraubten Ton offizieller Stellungnahmen verfallen.
    »Ach so. Und wer leitet die Anlage während deiner Abwesenheit?«
    »Keine Ahnung … An sich wäre Mathis mein Stellvertreter, aber der ist ja …«
    »Ja, der ist … sozusagen nicht verfügbar. Einen anderen Qualifizierten gibt es bei euch nicht. Also wird es jemand von auswärts sein. Und zwar der Kollege Rhomberg aus Feldkirch. Der will sich ohnehin verbessern. Schau nicht so entgeistert, ich hab mich erkundigt.«
    Galba blickte auf den Boden und sagte nichts. Er ging weiter.
    »Der spitzt auf deinen Posten, der Rhomberg. Schon seit Jahren, das weißt du auch, du denkst nur nicht gern daran, du hast es verdrängt.« Galba sagte immer noch nichts. »Und Rhomberg ist in der Partei«, fuhr Weiß fort, »das war dein Vater auch, deshalb hast du ja die Stelle gekriegt. Dein Vaterist aber tot und Rhomberg lebt … Solche Geschichten mit Polizei und so sind schlecht für die Karriere. Es bleibt immer etwas hängen, vor allem, wenn sich die Sache hinzieht. Natürlich: Wenn du nichts damit zu tun hast, wirst du rehabilitiert. Allerdings erst, wenn ich den wahren Mörder fange. Wann wird das sein?« Er blieb stehen, drehte sich zu Galba, fasste ihn an den Oberarmen.
    »Wann wird das sein? In einem Jahr, in zwei? Ich kann dir keine Garantie geben, dass ich ihn überhaupt finde, diesen Mörder. Für deine Karriere schaut das alles schlecht aus.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Mensch, stell

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