Alles fuer die Katz
jedoch erspäht hatte, streckte ich die Hand aus, um ihn zu berühren, und er wandte mir den Kopf zu.
»Er wird es schaffen«, bemerkte ich. »Diese eine Stunde im Ofen hat Wunder gewirkt.«
»Klappt fast jedes Mal.« Die Frau des Bauern holte das Kätzchen heraus. »Ist wohl ein ganz zäher.« Sie träufelte warme Milch in das winzige Mäulchen. »Noch einen Tag oder zwei, und er wird von allein saufen können.«
»Dann wollen Sie ihn also behalten?«
»Aber klar. Ich werde ihn Moses rufen.«
»Moses?«
»Ja, Sie haben ihn schließlich aus dem Schilf geholt, oder?«
Ich lachte. »Stimmt genau. Der Name kommt wie gerufen.«
Als ich etwa zwei Wochen später wieder bei den Butlers zu tun hatte, hielt ich überall nach Moses Ausschau. Die Bauern halten ihre Katzen selten im Haus, und falls das schwarze Kätzchen durchgekommen war, musste es sich wohl zur Katzenkolonie gesellt haben, die über den ganzen Hof verteilt war.
Für Katzen kann es nichts Schöneres geben als einen Bauernhof. Dort werden sie vielleicht nicht gehätschelt und getätschelt, aber ich hatte immer den Eindruck, dass sie ein freies, natürliches Leben führen. Eigentlich sollen sie Mäuse fangen, aber selbst wenn sie dazu keine Lust verspüren, steht ihnen reichlich Futter zur Verfügung: Hie und dort findet sich immer eine Schale Milch, und die Hundenäpfe können leicht geplündert werden, wenn sie schmackhafte Reste enthalten. An diesem Tag hatte ich im Hof bereits unzählige Katzen gesehen, einige rannten aufgescheucht weg, andere schnurrten mir freundlich entgegen. Eine getigerte Katze sprang anmutig über die Pflastersteine, und am warmen Ende des Kuhstalls hatte sich eine große Schildpattkatze auf einem Strohlager zusammengerollt; Katzen haben einen ausgeprägten Sinn für Komfort.
Als Mr. Butler mich allein ließ, um heißes Wasser zu holen, schaute ich rasch im Ochsenstall nach, wo mir ein weißer Kater friedlich durch die Stangen einer Futterraufe entgegenblickte, in der er sein Mittagsschläfchen hielt. Doch von Moses keine Spur.
Ich trocknete mir die Arme ab und wollte gerade auf das Kätzchen zu sprechen kommen, als Mr. Butler mir meine Jacke reichte.
»Kommen Sie mal mit, wenn Sie noch ‘ne Minute übrig haben«, sagte er, »ich muss Ihnen was zeigen.«
Ich folgte ihm durch die Tür am anderen Ende und durch einen Gang zum lang gestreckten Schweinestall mit dem niedrigen Dach.
Etwa in der Mitte blieb er bei einem Pferch stehen und deutete hinein. »Schauen Sie sich das mal an«, forderte er mich auf.
Ich beugte mich über die Mauer, und dann muss ich wohl einen sehr verdutzten Eindruck gemacht haben, weil der Bauer in lautes Gelächter ausbrach.
»Na, da staunen Sie aber, was?«
Ungläubig starrte ich auf eine große Sau hinunter, die behaglich auf der Seite lag und einen Wurf von etwa zwölf Ferkelchen säugte, eine lange rosarote Reihe, in deren Mitte deutlich ein Außenseiter mit schwarzem Fell auszumachen war: Moses! Er hatte eine Zitze im Maul und sog die Nahrung so gierig und genussvoll ein wie die Gefährten mit der glatten Haut, die ihn zu beiden Seiten einrahmten.
»Was zum Teufel...?«, japste ich.
Mr. Butlers Gelächter hielt an. »Dachte ich’s mir doch, dass Sie so was noch nie erlebt haben, ich auch nicht, ist mir nie untergekommen.«
»Aber, wie ist das passiert?« Ich konnte mich nicht von diesem Anblick lösen.
»Meine Frau kam auf die Idee«, erwiderte er. »Als sie den Kleinen soweit hatte, dass er allein säuft, ist sie mit ihm raus und hat sich in den Gebäuden nach einem warmen Plätzchen für ihn umgesehen. Sie hat diesen Pferch ausgesucht, weil die Sau, Bertha, gerade geworfen hatte. Deswegen habe ich eine Heizung eingebaut, und hier ist es so richtig gemütlich.« Ich nickte. »Klingt gut.«
»Na ja, und so hat sie Moses mit einer Schale Milch hier gelassen«, fuhr der Bauer fort, »aber das kleine Schlitzohr ist nicht lange bei der Heizung geblieben – als ich das nächste Mal reinschaute, hatte er die Milchbar schon besucht.«
Ich zuckte die Achseln. »Es heißt ja, in diesem Beruf würde man jeden Tag etwas Neues zu sehen bekommen, aber von so einem Fall habe ich bisher nicht einmal gehört. Wie auch immer, es scheint ihm gut zu bekommen – ernährt er sich wirklich nur von der Saumilch, oder säuft er noch aus der Schale?«
»Wahrscheinlich beides, nehme ich an. Schwer zu sagen.«
Welche Mischung Moses auch immer zu sich nahm, er wuchs schnell zu einem wohlgenährten, schönen
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