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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Hocke, sah gespannt zu, als sie Olly zu der richtigen Portion dirigierte, und hielt den Atem an, als er misstrauisch daran schnupperte. Doch bald siegte sein Hunger über seine Vorsicht, und er fraß genussvoll den Teller leer.
    Nun kam der schwierige Teil. Wenn er wie so oft beschloss, durch die Felder zu streifen, würde ich ihm dicht auf den Fersen bleiben müssen. Ich stahl mich aus dem Haus, als er den Abhang hinauf zum Holzschuppen zurückspazierte. Zu meiner großen Erleichterung ließ er sich in seiner Kuhle im Stroh nieder und fing an, sich zu putzen.
    Während ich durch die Büsche spähte, sah ich dankbar, dass er schon bald Schwierigkeiten damit bekam. Er versuchte sich die Hinterpfote zu lecken und purzelte um, als er sie an die Wange hob. Ich lachte leise in mich hinein. Noch ein paar Minuten, und er war mein.
    Und so kam es auch. Olly schien es bald satt zu haben, ständig umzufallen. Vielleicht war es keine schlechte Idee, ein Nickerchen zu machen. Nach einem benommenen Rundumblick rollte er sich im Stroh zusammen.
    Ich wartete noch einen Moment und schlich mich dann heimlich wie ein Indianer auf Kriegspfad aus meinem Versteck zum Schuppen. Olly war noch nicht ganz außer Gefecht – ich hatte mich nicht getraut, ihm eine volle Dosis des Anästhetikums zu verabreichen, denn vielleicht verlor ich ja seine Fährte –, aber er war tief sediert. Ich konnte also getrost mit ihm machen, was ich wollte.
    Als ich mich niederkniete und mit meiner Schere munter loszuschnippeln begann, öffnete er die Augen und machte ein paar klägliche Versuche, sich zu wehren, doch es war zwecklos, und ich kam in dem fransigen Fell schnell vorwärts. Ich konnte keine hundertprozentig ordentliche Arbeit leisten, weil er die ganze Zeit über ein wenig zappelte, doch schnitt ich all die großen unansehnlichen Knäuel ab, mit denen er oft im Gebüsch hängen geblieben war und die ihm schrecklich lästig gewesen sein mussten, und schon bald türmte sich ein Häufchen schwarzer Haare neben mir.
    Ich bemerkte, dass Olly sich nicht nur bewegte, sondern mich auch beobachtete. So benommen er war, er wusste ganz genau, wen er da vor sich hatte, und sein Blick sagte es mir: Du schon wieder!, sagte er. Ich hätte es wissen müssen!
    Als ich fertig war, schob ich ihn in den Katzenkäfig und stellte diesen aufs Stroh. »Tut mir Leid, alter Junge«, sagte ich, »aber ich kann dich erst freilassen, wenn du wieder aufgewacht bist.«
    Olly warf mir einen schläfrigen Blick zu, doch seine Empörung war nicht zu übersehen. »Du hast mich also schon wieder hier drin kaltgestellt. Du änderst dich wohl nie, was?«
    Zur Teezeit hatte er sich bereits vollständig erholt, und ich konnte ihn herauslassen. Ohne die hässlichen Knoten sah er so viel besser aus, aber das beeindruckte ihn offenbar gar nicht. Als ich den Käfig öffnete, bedachte er mich nur mit einem kurzen angewiderten Blick und spurtete davon.
    Helen war entzückt von meinem Werk, und am nächsten Morgen zeigte sie ungeduldig auf die beiden Katzen auf der Mauer. »Sieht er nicht chic aus! Ach, was bin ich froh, dass du es geschafft hast, ihn hübsch zu machen. Das hat mich wirklich beunruhigt. Und er muss sich ja auch viel wohler fühlen.«
    Ich empfand eine gewisse eitle Selbstzufriedenheit, als ich aus dem Fenster schaute. Olly hatte in der Tat nichts mehr mit dem verlotterten Wesen gemein, das er noch gestern gewesen war, und es stand außer Frage, dass ich sein Leben dramatisch verändert und ihn von einer ständigen Plage befreit hatte, doch meine neuerworbene Selbstüberschätzung zerplatzte just in dem Augenblick wie eine Seifenblase, als ich den Kopf zur Tür hinaus steckte. Er hatte sich gerade über sein Frühstück hergemacht; bei meinem Anblick jedoch sauste er schneller denn je davon und verschwand eiligst hinter der Hügelkuppe. Traurig trat ich in die Küche zurück. Mein Ansehen bei Olly war noch ein paar Stufen tiefer gesunken. Lustlos goss ich mir eine Tasse Tee ein. Ich hatte es nicht leicht.

7 - Moses aus dem Schilf
     
    Nur unter Aufbietung großer Willenskraft würde ich den Wagen verlassen können. Ich hatte von Darrowby aus ungefähr zehn Meilen zurückgelegt und war unterwegs zur Erkenntnis gelangt, dass die Dales nicht etwa dann am kältesten wirkten, wenn sie unter einer Schneedecke verschwanden, sondern wenn die nackten Fells wie jetzt mit den ersten Flocken gesprenkelt waren, schwarz und weiß gestreift wie der Bauch einer zusammengekauerten Bestie. Und

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