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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Tier heran, dessen Fell einen ungewöhnlichen Glanz aufwies. Vielleicht verdankte er diesen Glanz dem schweinischen Anteil seiner Kost, vielleicht auch nicht. Wenn ich die Butlers besuchte, schaute ich jedes Mal im Schweinestall vorbei. Bertha, Moses’ Amme, schien keinen Anstoß an dem behaarten Eindringling zu nehmen und tollte zufrieden grunzend mit ihm herum, genau wie sie es mit ihrer restlichen Brut tat.
    Seinerseits schien Moses die Gesellschaft von Schweinen höchst anregend zu finden. Wenn die Ferkel sich zum Schlafen aneinander schmiegten, fand sich Moses ganz selbstverständlich in ihrer Mitte ein, und als seine jungen Freunde im Alter von acht Wochen entwöhnt wurden, bekundete er Bertha seine Zuneigung, indem er ihr die meiste Zeit über Gesellschaft leistete.
    Und so blieb es viele Jahre lang. Oft sah man ihn im Pferch, wie er sich glücklich an der tröstlichen Leibesfülle der Sau rieb, doch am häufigsten lag er an seinem Lieblingsplatz auf der Mauer und blickte nachdenklich auf sein allererstes warmes Zuhause.

8 - Wie viele Leben hat die Katze?
     
    Wenn unsere Katzen- und Hundepatienten starben, brachten ihre Besitzer sie manchmal zu uns, damit wir sie beseitigten. Das war jedes Mal ein trauriger Anlass, und ich hatte schon eine düstere Vorahnung, als ich das Gesicht des alten Dick Fawcett sah.
    Er stellte eine improvisierte Katzenbox auf den Operationstisch und sah mich unglücklich an.
    »Es ist Frisk«, sagte er. Seine Lippen zitterten, als brächte er kein weiteres Wort heraus.
    Ich stellte keine Fragen, sondern begann die Stricke um den Pappkarton aufzuknüpfen. Dick konnte sich keine richtige Katzenbox leisten, und er hatte diese hier, eine selbst gemachte Angelegenheit mit Löchern an den Seiten, schon früher benutzt.
    Ich löste den letzten Knoten und schaute hinein auf den reglosen Körper. Frisk. Das schwarz glänzende, verspielte kleine Tier, das ich so gut kannte, das immer schnurrte und Dicks zutraulicher Gefährte und Freund war.
    »Wann ist er gestorben, Dick?«, fragte ich.
    Er fuhr sich mit der Hand über das verhärmte Gesicht und durch die störrischen grauen Haare. »Ich hab ihn heut morgen ausgestreckt neben meinem Bett gefunden. Aber... ich weiß gar nicht genau, ob er schon tot ist, Mr. Herriot.«
    Ich schaute noch einmal in die Box. Ein Anzeichen dafür, dass das Tier atmete, sah ich nicht. Ich hob die schlaffe Gestalt auf den Tisch und berührte die Hornhaut des Auges, das nichts wahrnahm. Kein Reflex. Ich griff nach meinem Stethoskop und hielt es ihm an die Brust.
    »Das Herz schlägt, Dick, aber nur noch sehr schwach.«
    »Könnte jederzeit aufhören, meinen Sie?«
    Ich zögerte. »Es klingt jedenfalls so, fürchte ich.«
    Während ich sprach, hob sich der Brustkorb des kleinen Katers ein wenig und senkte sich dann wieder.
    »Er atmet noch«, sagte ich. »Aber nur gerade so.« Ich untersuchte ihn gründlich und fand nichts Ungewöhnliches. Die Bindehaut der Augen hatte eine gesunde Farbe. Da war nichts anormal.
    Ich fuhr mit der Hand über den geschmeidigen kleinen Körper. »Es ist mir ein Rätsel, Dick. Er ist doch immer so lebendig gewesen – hat seinem Namen alle Ehre gemacht, und da liegt er nun und rührt sich nicht, und ich kann keinen Grund dafür entdecken.«
    »Könnte er einen Schlaganfall gehabt haben oder so was?«
    »Gut möglich, aber trotzdem würde ich in dem Fall nicht erwarten, dass er völlig bewusstlos ist. Ich frage mich, ob er vielleicht einen Schlag auf den Kopf bekommen hat?«
    »Das glaube ich nicht. Er war putzmunter, als ich ins Bett gegangen bin, und er ist nachts nie rausgegangen.« Der alte Mann zuckte die Achseln. »Jedenfalls sieht es wohl ziemlich schlecht für ihn aus, oder?«
    »Ich fürchte, ja, Dick. Er lebt kaum noch. Aber ich gebe ihm eine Aufbauspritze, und danach müssen Sie mit ihm nach Hause gehen und ihn warm halten. Und wenn er morgen früh noch da ist, bringen Sie ihn wieder her, und ich schaue, wie er sich macht.«
    Ich wollte einen optimistischen Ton anschlagen, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich Frisk nie wiedersehen würde, und ich wusste, der alte Mann spürte das ebenfalls.
    Ihm zitterten die Hände, als er die Box zuschnürte, und er sprach kein Wort, bis wir an der Tür waren. Dort drehte er sich kurz zu mir um und nickte: »Danke, Mr. Herriot.«
    Ich sah ihm nach, als er mit schlurfenden Schritten die Straße entlangging. Er kehrte mit seinem sterbenden Freund in ein leeres kleines Haus zurück. Seine

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