Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
er steigen wollte. Und dann kam die Maschine.
    Mit Jubelrufen wurde sie von den lauten Jungmenschen empfangen. Sie drängten, stießen und drückten sich an den vielen Türen der rollenden Zimmer. War denn nicht Platz genug? Nein, meine Freunde. In diesen rollenden Zimmern waren nämlich wieder kleinere Zimmer, in die die Grünen drängten und ihre Beutel, Koffer und Taschen krachend in Ablagen über den Sesseln warfen. Sehr schnell war kein Platz mehr da und viele mussten auf Stühlen sitzen, die man im Flur vor den kleinen Zimmern aus der Wand klappen konnte.
    Aber das war den meisten egal. Sie sangen immer wieder »Nach Hause, nach Hause« und tranken weiter aus den Büchsen. Das konnte ich nicht verstehen, da das Getränk nicht besonders gut roch.
    Ach, ihr meint jetzt, ich hätte auch etwas getrunken.
    Mitnichten!
    Aber im Laufe der Fahrt fielen viele Dosen um, und der Geruch ergriff schnell Besitz von dem Flur.
    Ich hatte es mir in der Zwischenzeit in dem Sack zwischen den Socken sehr bequem gemacht. Die Sachen rochen recht interessant, zwar nicht ganz so gut wie Baldrian, aber ein verschwitztes Menschenfell hat manchmal auch etwas.
    Und dann beging der Junge einen entscheidenden Fehler.
    Er wollte mir etwas von seinem Wurstbrot abgeben, was, so gesehen, zunächst einmal überhaupt kein Fehler war. Dazu musste er allerdings den Sack etwas öffnen.
    Und nun passierte es!
    Einer, der mir durch seine grölende Sabberstimme schon länger aufgefallen war, sah mich, musste mit seinen Drecksgriffeln doch tatsächlich nach mir greifen und mich hochheben. Jubelrufe stieß er aus. Ich hatte allerdings schnell den Eindruck, dass er sich über unser Zusammentreffen gar nicht so besonders freute. Er packte mich recht unsanft im Nacken – ja, bin ich denn ein Kaninchen! – und schwenkte mich wie ein Beutestück hin und her. Der Junge mit dem Beutel protestierte zwar, wurde aber von dem Sabberstimmler unsanft in seinen Klappsitz zurückgestoßen.
    Dann rief dieser ungehobelte Flegel ein »Hepp« aus und schmiss mich einfach in ein kleines Rollzimmer rein.
    Dort hockten – oder sollte ich besser lümmelten sagen? – noch sechs dieser permanent trinkenden Flegel in Grün. Sie schmissen mich hin und her, und ich bin sicher, wenn einer auf die Idee gekommen wäre, dass man Katzen auch aus Fenstern schmeißen kann, diese Typen hätten es getan. So flog ich eine Zeitlang durch das rollende Zimmer. Ich hätte kotzen können.
    Der Junge von dem Bauernhof versuchte zwar mehrmals, mich zu retten, doch die anderen waren ihm einfach überlegen.
    Schwächling! Elender!
    Meine Rettung kam, als es plötzlich Nacht wurde. Halt, das habe ich ja noch gar nicht erzählt. In diesen rollenden Zimmern erlebte ich etwas, was ich vorher noch nie gesehen hatte. Der Zug raste plötzlich in eine Nacht rein, es wurde nicht langsam dunkel – sondern schlagartig. Genauso schnell wurde es auch wieder Tag. Ich hoffe, dass wenigstens ihr mit dieser Erklärung etwas anfangen könnt, mir bleibt diese Erscheinung bis zum heutigen Tage ein großes Rätsel.
    Also: Als diese Flegel mich so hin- und herschmissen, wurde es plötzlich Nacht.
    Mit einem Sprung war ich aus dem rollenden Zimmer, lief einen langen Gang lang und kam an eine Tür, hinter der es laut ratterte und wackelte, als wäre der Teufel persönlich zugange. Inzwischen war es auch wieder Tag geworden und ich merkte, dass die grölende Bande mich nicht verfolgte. Sie hatten offensichtlich ihr Interesse am Katzenwerfen verloren. Und noch etwas bemerkte ich: Die Geschwindigkeit wurde immer langsamer, bis sie schließlich ganz zum Stillstand kam.
    Was nun?
    Mein Glück war, dass gerade in diesem Augenblick die Tür geöffnet wurde, vor der ich ratlos hockte. Mit einem Sprung war ich draußen, hörte noch das Kreischen irgend eines Weibsmenschen, das mich aber nicht weiter interessierte. Schade, ich hätte mich gerne von dem Jungen verabschiedet, auch wenn er ein Schwächling war.

WOHNGEMEINSCHAFT
    Eine Stimme rief laut: »Kall, Bahnhof Kall!«
    Die Maschine ratterte wieder los, ich brachte mich erst einmal hinter einer Tonne in Sicherheit, in die ihr Menschen all die Sachen werft, die man noch gut essen kann.
    Nachdem der Zug weg war, wurde es schlagartig ruhig. So konnte ich langsam losschleichen. Vorsichtig, eine Pfote vor die andere. Doch da! Ein schlimmer Lärm! Ich fuhr rum, und sah wieder so ein lärmendes Ungetüm ankommen. Mit einem Sprung war ich hinter einer kleinen Kiste mit Rädern und

Weitere Kostenlose Bücher