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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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wieder etwas davon genommen. Aber ich sollte fair sein: Auch andere Brotsorten esse ich nicht – wenn man einmal von diesem herrlichen, fetten Brot absieht, dessen Namen ihr immer durch die Nase blast: »Krossongs.«
    Nun gut. Ihr merkt, ich lenke ein wenig ab, schweife über so etwas wie Biobrot aus, schwafele hier, schwafele da. Ich kann euch sagen, warum ich das mache. Der Abend, der mir drohte, war wohl das Albernste, was ich je erlebt habe. Ihr müsst nämlich wissen, dass in dieser Wohngemeinschaft viele Menschen leben, die – verzeiht mir diese grobe Formulierung – in ihrem Dachkämmerchen nicht so ganz dicht sind. Ich habe bewusst »diese Wohngemeinschaft« gesagt – wie es in anderen WGs aussieht, weiß ich natürlich nicht. Da will ich mir auch kein Urteil erlauben.
    Zwischeneinwurf: Ist euch schon mal aufgefallen, wie ähnlich die Formulierungen »WG« und »WC« sind? Ich kann euch versichern: Nicht nur bei den Buchstaben besteht eine große Ähnlichkeit. Merkt ihr was? Ich schwafele immer noch um das Thema »Mein erster Abend in einer WG« rum.
    Aber jetzt!!!
    Mit dem Langhaarigen kam ich zu dem Haus, in dem er mit seinen Wohngesellen und -gesellinnen lebt. Der Ort heißt, wie gesagt, Hellenthal – als wir ankamen, war das Tal allerdings eher dunkel. In der Wohnung befanden sich noch viele Leute: »Äh, wir sin inne Küche« hörte ich eine Frauenstimme, die die Ausstrahlung eines spritzenden Gartenschlauchs hatte.
    Der Langhaarige ging der Schrillstimme nach und dann war es soweit: Wir waren in der Küche!
    Die gesamte WG-Bande war vollzählig versammelt. Da ich sehr offen getragen wurde, fiel es den an einem Tisch rumhängenden Witzbuden-Figuren nicht schwer, ihre Kommentare und Bemerkungen zu meiner Person – pardon: Katze – abzugeben: »Ach, ein Kätzchen« flötete eine WGlerin, die ich ob ihrer Kleidung als »Zenzi von der Ägäis« bezeichnete. Sie trug diese hässlichen langen Kleider, auf deren Busenhöhe irgendwelche bedauernswerten Menschen unbedingt Stickereien anbringen mussten. Dazu – jeder Modejournal-Schreiber würde sich mit seinem Füllfederhalter erstechen – trug sie Sandalen und Wollsocken. Doch kaum wollte ich mich der Betrachtung ihrer eingebutterten Haare zuwenden, da ertönte wieder die Schrill-Stimme: »Ih, du weißt doch jenau, dat ich ene totale Katzenhaar-Allergie habe.«
    Ein Blick genügte mir! Wenn ich mit der Schrillstimme auf engstem Raume zusammenleben müsste, würde ich eine Menschen-Allergie bekommen. Die Schrillstimme war im Verhältnis zu ihrer Stimme sehr klein, trug eine schwarze Kleine-Muck-Hose und dazu ein T-Shirt, das trotz seiner schwarzen Farbe so aussah, als hätten im Flachbusen-Bereich ganze Briefträger-Generationen rumgefingert.
    Ihre Schuhe waren ebenfalls schwarz und erinnerten stark an jene Tretwerkzeuge, mit denen vor vielen Jahren ein gewisser Robin Hood durch den englischen Forst latschte. Während sie sich langatmig – erspart mir die Wiedergabe der Auswirkung von Katzenhaaren auf die gesamtpolitische Situation im nördlichen Teil von Südamerika – über mich ausließ, drehte sie sich aus einer dieser immer verknittert aussehenden Tabaksbeutel eine Rauchstange, die sie mit dem Charme einer Kuh beim Belecken des eigenen Hinterteils zulutschte. Allerdings, hier muss ich etwas Positives einschieben: Ihre braunen Finger passten wirklich ausgezeichnet zu ihren braunen Stummelzähnen.
    Merkt ihr etwas? Meine Sprache wird mit einem Schlag, so finde ich wenigstens, viel reifer. Das kommt daher, dass ich bei der Schilderung dieser Sackgesichter-Vereinigung einfach nicht mehr das liebe Katerchen sein möchte. Vielleicht verfalle ich später wieder in meine liebe, kätzische Sprache. Wir werden sehen. Hier aber müssen knallharte Fakten her.
    Noch etwas: Es ist bestimmt kein Neid, weil ich mir keine Dauerwellen anlegen kann – aber die Schrillstimme sah mit ihrem gelockten Haupthaar wie ein Pudel nach der Benutzung als Wischlappen aus.
    Bevor ich die weitere Diskussion über die Katzenhaar-Allergie schildere, möchte ich noch schnell die übrigen Mitglieder dieser Ansammlung vorstellen: Die Schrillstimme, die Zenzi von der Ägäis und den Langhaarigen kennt ihr ja schon. Fehlen noch drei – womit auch dem schlechtesten Kopfrechner klar sein sollte, dass diese WG aus sechs Leuten bestand. Außer mir natürlich, außer mir. Ich war nur ZG – Zwangsgast.
    Da war Hondi, ein kleiner, verpickelter Dicker, der eine große Vorliebe für diese

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