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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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sah gerade noch, dass da viele Zimmer ohne Fenster durchgezogen wurden. Gerade hatte ich mich von meinem Schreck erholt, da sah ich, dass ich genau neben zwei Beinen stand. Jemand bückte sich und sagte: »Na, na, wer wird denn so ängstlich sein, ja, das war doch nur ein Güterzug, ja.«
    »Ach was«, dachte ich noch so bei mir, »und ich hatte gemeint, dass das ein Bus war, der durch die Lüfte fliegt.«
    Dann sah ich an den Beinen etwas hoch. Ich muss zugeben, dass ich in ein überaus freundliches Gesicht schaute – mal davon abgesehen, dass auf dem Kopf ein höchst albernes Hütchen pappte.
    Kurzum: Beine, Gesicht und Papphütchen gehörten zu einem Mann, der Würstchen an hastig essende Menschen verkaufte. Das Wichtigste war für mich aber, dass er mir sofort Stücke so einer Wurst hinlegte.
    Erst da fiel mir auf, dass mich ein Wahnsinns-Hunger quälte. Hatte ich doch während meiner ganzen Zeit bei den Grünen nichts Großartiges vor mein Katzenmaul bekommen. Da der Tag langsam zu Ende ging, bekam ich noch ein paar dieser Würstchen – ich muss zugeben, es gibt besseres für Katzen. Aber was soll’s.
    »Die verkaufe ich sowieso nicht mehr«, meinte der Papp-Hütchenträger und machte schon bald seinen komischen Stand dicht: »So, Feierabend, ja.«
    Und ich?
    Mir drohte wieder einmal eine Tasche, da der junge Mann mir erklärte, dass er mich mit in sein Zuhause nehmen würde, da man mich wohl »ausgesetzt« hätte.
    »Na, na, wir wollen doch nicht gleich wieder politisch werden«, dachte ich noch so bei mir.
    Dann zog der Junge seine alberne Kopfbedeckung ab. Langes Haar, wie bei den Mädchen, fiel heraus. Er hatte sein Fell doch tatsächlich mit einer kleinen Schnur zusammengebunden und unter dem Ding versteckt.
    Hier lasst mich wieder einmal einhaken: Mir ist aufgefallen, dass ihr eine riesige Vorliebe für Gleichaussehen habt. Die Grünen trugen all die gleichen Kleider, auch in der Halle mit der lauten Musik ähnelten sich die Sachen der Hüpfenden (ich sage nur eins: Hosen mit Seitentaschen) und sogar die Leute, die euch Essen geben, müssen gleich aussehen. Alles schaltet ihr gleich – auch Arme und Reiche?
    Ja, ja, ich weiß!
    »Jetzt wirst du aber moralisch« ruft ihr bestimmt aus. Aber das war ein Satz, den ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht kannte – aber sehr bald kennen lernen sollte. Der Langhaarige wohnte nämlich in einer Familie, die sich »Erste Hellenthaler Wohngemeinschaft« nannte. Ich weiß nicht, ob ihr wisst, was eine »WG« – so nennen die das – ist.
    Also: In einer WG leben viele Leute, die eigentlich alleine leben sollten, weil sie unheimliche Eigenbrötler sind. Jeder hat ein Zimmer, aber das Menschenklöchen, die Waschschüssel, den Ess- Raum und das Zimmer mit der strahlenden Kiste teilen sie sich. Manchmal huschen aber auch welche – in erster Linie Männchen zu Weibchen – nachts in einem Zimmer zusammen. Wenn das entdeckt wird, gibt es morgens immer ein großes Gerede.
    Aber ich greife vor.
    Beim aktuellen Stand meiner Erzählung bin ich überhaupt noch nicht in dieser WG – wie werde ich diese zwei Buchstaben noch hassen!
    Also der Reihe nach: Der Langhaarige hatte in der großen Halle der abfahrenden und ankommenden Stampfmaschinen einen kleinen Eisenschrank, in dem er seine Sachen aufbewahrte.
    Dort lag auch ein schwarz-weißes Halstuch – auch so eine Art von Kleidern, die gleich sind, ich glaube ihr sagt Uniform dazu. Dieses warf sich der Würstchen-Langhaarige um die Schultern und stutzte dann.
    »Ja, genau, damit könnte ich dich transportieren, ja«.
    Er band sich das uniformierte Tuch um die Schulter, stopfte mich rein und trug mich zu einem sehr alten Auto, mit dem er Selbstgespräche führte: »Na, mein kleiner R4!«
    Warum muss ich immer auf Menschen mit einem Dachschaden stoßen?
    Dann fuhr er los.
    Unterwegs ging der Mensch, der mit Autos redet, noch in einen Futterladen, wo die Leute schon recht seltsam aussahen. Die Frauen trugen Kleider, die extrem hässlich waren, die Männer hatten all diese Fußkleider an, die ihr Sandalen nennt. Auch der Laden ließ jede Freundlichkeit vermissen: die Futtersachen standen in groben Holzregalen, die aussahen, als seien sie von Elchen lieblos zusammengehämmert worden.
    »Eh, gibt’s noch Biobrot, ja?«, wollte der Fleischwürstchen-Verkäufer wissen. Es gab’s noch – ich kann euch aber sagen, ich habe nur mal kurz daran gerochen ( wenn ich ehrlich bin: eine Scheibe Käse runtergeleckt) und dann nie

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