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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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mir recht freundlich auf den Kopf und sagten, dass ich nun etwas werden würde, was sie »Maskottchen« nannten.
    Mir fuhr ein Schreck durch den gestauchten Schwanz. War »Maskottchen« etwa eine Bratenart für Riesen? Was isst der Riese zu Maskottchen. Ich hatte das Wort vorher noch nie gehört. Vielleicht wollten sie mich aber auch ausstopfen, meinen Kopf mit einem Draht versehen, damit er wackeln kann und mich dann hinten in ihr Auto legen.
    Eduard hatte so einen Dackel. Obwohl ich Dackel sonst nicht leiden kann, tat der mir leid: Direkt neben der Papierrolle mit dem gestrickten Pullover und dem Kissen mit der Nummer drauf. Ich hatte kein gutes Gefühl, das muss ich schon sagen.

IN DER KASERNE
    Damals war mir klar: Mit dem Ding, das sie »Schieb« nannten, fuhr ich also geradewegs in mein Unheil. Wahrscheinlich zu einem katzenfressenden Riesen.
    Nach einer längeren Fahrt kamen wir zu einer Landschaft, um die diese piekenden, stacheligen Drähte gezogen waren.
    Der »Schieb« hielt an. Am Tor stand ein Mann mit einem Blechtopf auf dem Kopf und einem Knallstock auf der Schulter. Als er uns sah, schlug er sich seine Hand mit einer unnatürlichen Bewegung an den Blechtopf und hob einen rot-weiß bepinselten Stock hoch, der den Weg versperrte. Wir kamen auf ein Gelände, auf dem ganz viele Grüne rumliefen. Nicht alle hatten einen Topf auf dem Kopf.
    Eins allerdings hatten alle gemein: Wenn sie uns sahen, schlugen sie sich mit dieser unnatürlichen Handbewegung vor den Kopf. Der Grüne, der bei uns saß, machte das auch. Aber viel lässiger, viel gönnerhafter – wenigstens sah es so aus.
    Das eingezäunte Gelände war sehr groß: überall standen grüne Maschinen rum, aus einigen ragten vorne große Rohre raus. Doch das alles interessierte die Leute im »Schieb« nicht. Sie redeten etwas von »Meldung machen« und »Das wird einen Höllentanz geben« und verschwanden dann in einem Haus, das im Vergleich zu den anderen Häusern netter aussah.
    Mich hatten sie völlig vergessen.
    Da weit und breit kein Riese zu sehen war, wurde ich wieder mutiger. Warum sollte ich mir dieses seltsame Gelände nicht einmal ansehen? Wann bekommt man schon einmal als Katze die Gelegenheit, eingezäunte grüne Menschen zu sehen, die unnatürliche Bewegungen machen? Auch ich habe bei der Familie unnatürliche Bewegungen gemacht, wenn das Mädchen »Gib Pfötchen« oder »Wie macht die Katze?«, plapperte.
    Allerdings tat ich dies nur, weil ich danach immer etwas vom Tisch bekam oder einen freundlichen Klaps auf den Kopf.
    Die Leute hier bekamen keinen Klaps auf den Kopf und auch nichts zu essen, wenn sie sich vor den Kopf schlugen.
    Hupf, war ich draußen – ihr müsst wissen, dass der »Schieb« keine harten Türen hatte, sondern ganz weiche, unter denen man sich durchschieben konnte. Daher wahrscheinlich der Name »Schieb«. Mit drei schnellen Sprüngen war ich in einem Gebüsch und sondierte erst einmal das Gelände: »Da waren wir hergekommen: Genau, da muss auch mein Fluchtweg sein!«
    Gerade als ich mich auf den Weg machen wollte, ließ ein fürchterliches Geräusch den Himmel erzittern. Es hörte sich an wie: »Wuoe! Wuoe! Wuoe!«
    Der Lärm bewirkte, dass aus den Häusern viele grüne Männer stürzten und sich auf dem großen Platz versammelten. Doch sie standen, wie ihr jetzt bestimmt annehmen werdet, nicht etwa so rum, wie Menschen so rumstehen, sondern nahmen eine ganz seltsame Haltung an: Die Brust nach vorne gedrückt (könnt ihr Menschen da überhaupt atmen?), den Kopf wie bei Schmerzen ganz steif und die Füße ganz unbequem zusammen. Einige riefen Worte, die ich nicht verstand – es hörte sich aber an wie: »Natron-Alarm!«
    Und dann kamen drei Männer! Einer ging vor den beiden anderen und machte keine unnatürlichen Bewegungen. Die beiden anderen folgten ihm und bewegten sich schon etwas seltsamer.
    Und dann legte der Erstschreiter los: Er brüllte etwas über den Wagen mit den riesigen Raketen und schimpfte wie ein Rohrspatz, weil die beiden Grünen flüssige Bitburger getrunken hatten. Der Erstschreiter schrie immer lauter, auch über die Quetsche, pardon: Presse, die nun wieder Böses schreiben würde. Er drückte sich etwas anders aus, aber ich habe die Worte vergessen, weil ich vorher noch nie so grobe Formulierungen gehört hatte.
    Noch nicht einmal von Hildegard. Und das will was heißen.
    Halt, einige Worte habe ich mir gemerkt: »Schmierende Schreiberlinge« und »Schreibtischtäter«, die aber auch noch

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