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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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großen, grünen Wiese. Kaum hatte ich die Tür aufgeschoben, da schrie die Schrille: »Die Katze, ich krieg total keine Luft mehr.«
    Also, ich habe ja viel Verständnis für die Macken von euch – aber dies ging entschieden zu weit. Da saßen sie in der Vorstufe eines Waldbrandes, aber ein Katzenhaar nahm dieser dummen Kuh die Luft weg. Sich an den Hals greifend, den Mund weit öffnend (dabei kamen noch einmal die hübschen braunen Zähne zur Geltung) rannte die Schrille aus dem Zimmer.
    »Da haben wir es, Genossen«, sagte Terror, jetzt allerdings schon eine Spur friedlicher. Und dann rief er – die Stimme zischte knapp über die Tischkante und seine darauf liegenden Füße: »Dodo, versuch’ et doch mal, näh. Vielleicht hasteja da so wat wiene Entwicklung, näh, die nit stattgefunden hat, oder so. Sowat jibt et ja, näh. Et entwickelt sich ja allet weiter, näh.«
    Ganz vorsichtig, als wäre ich ein gefährlicher Drachen, setzte die Schrille ausgelatschten Schuh vor ausgelatschten Schuh und kam in die Küche, wo ich es mir auf einem wackelnden Sessel (Modell: »Lag-über-drei-Tage-unbeachtet-auf-dem-Sperrmüll«) – bequem gemacht hatte. Die Schrille setzte sich auf einen Stuhl und betrachtete mich vorsichtig, dann trank sie an ihrem Glas, durch dessen trübe Scheiben ich erkennen konnte, dass sich darin die lustig machende Milch befand.
    Ich hätte von diesem Glas die Menschen-Allergie bekommen. Als ich so über das abgefingerte Gefäß nachdachte, rülpste Hondi kräftig und öffnete noch eine Flasche von diesem Getränk, ohne das ihr Menschen nicht lachen könnt.
    Auch Mädy knackte noch eine Flasche – ja, ja, ich weiß auch, dass das Zeug Bier heißt.
    »Ich muss mit euch reden«, stammelte Mädy und blickte dabei schräg über die Tischplatte, über den verkrusteten Herd und die geblümte Tapete hoch zur Decke. Sie schwieg während des Blickverlaufs gekonnt, schaute dann noch einmal ihre Mitbewohner an und gab sich offensichtlich einen Ruck: »Es ist aus«, sage sie und warf dabei ihre Haare nach hinten, »ich habe mit Ulf Schluss gemacht«.
    »Aber Ulf is doch Juso«, warf Terror ein.
    Diese offensichtlich blödsinnige Bemerkung war sogar der Schrillen zuviel. Ihre Stimmlage nahm schon wieder Kirchen- Orgelpfeifen-Höhen an: »Aber, wat hat dat total damit zu tun?«
    Terror, sich offensichtlich der Dummheit seiner Bemerkung bewusst, meinte kleinlaut: »Hab’ nur spontan reagiert.«
    Mädy heulte inzwischen etwas vor sich hin: »Er hat mich nur im Bett gebraucht, ich war nur ein Lustobjekt. Meine Rolle als denkende Frau hat er überhaupt nicht akzeptieren können. Für ihn zählte nur das Eine.«
    Und wieder erklärte mir keiner, was denn schon wieder mit »das Eine« gemeint war. Ich konnte es mir zwar schon denken, wusste aber nicht, ob ich mich nicht doch gewaltig auf dem Holzweg befand. Aus diesem Grunde möchte ich euch meine Vermutungen jetzt auch noch nicht mitteilen …
    Wo war ich stehengeblieben? Ah ja, Mädy weinte: »Stellt euch vor, vorige Woche hat er mich beim Griechen in Schleiden zum Essen eingeladen. Und dann sogar noch einen Nachtisch bezahlt. Er behauptete zwar steif und fest, dass er einfach Lust gehabt hätte, mich einzuladen. Aber es ist doch klar, dass er mir damit nur die traditionelle Rolle als Frau bewusst machen wollte, die den Mann immer noch als Versorgungsgaranten braucht.«
    Mir schlug’s die Pfote vor den Kopf!
    Und dann redeten die anderen los: Terror schwor bei seiner runden Mütze, dass er noch nie eine Frau zum Essen eingeladen habe: »Eh, natürlich rein aus politischen Gründen, näh.«
    Er würde sich sogar oft von Frauen einladen lassen, damit diese ein Gefühl der Stärkung ihrer Rolle erfahren könnten.
    Hondi sah darin wieder ein frauenunfreundliches Verhalten: »Damit erkennste aber all die alten Vorurteile och an. Du drehst se nur um. Bedenklich, bedenklich.«
    Mädy zog darauf den Inhalt ihrer Nase hoch, setzte wieder zu dem bekannten Blickverlauf über Herd und Blumenmuster an und ließ ihre Augen dann gekonnt über ihre Tischgenossen gleiten.
    »Ich finde Männer zum Kotzen!«, sagte sie dann fest entschlossen und schaute dabei die drei männlichen Witzfiguren am Tisch an.
    Das riss sogar den Langhaarigen aus seinem Permanent-Dauerschlaf: »Also ja. Das geht, ja, nun doch etwas zu weit, ja. Du kannst das, ja, nicht einfach so pauschal hier so in den Raum stellen, ja. Man muss doch mit solchen Urteilen, ja, sehr vorsichtig sein, ja. Du kannst doch

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