Alles für die Katz
ich dir schon immer einmal sagen wollte: Du bist ein unheimliches Arschloch, ja. Ich glaube, wenn du mal irgendwo Chef bist, wird jeder revolutionäre Gedanke, ja, bei dir vergessen sein, ja. Dann wirst du genau so eine blöde Sau sein, wie die anderen Unternehmer, ja, auch.«
Der Langhaarige wartete die Antwort von Terror überhaupt nicht ab, sondern knallte die Tür zu.
»Gut gebrüllt, Mensch«, dachte ich und erfreute mich an dem Anblick von Terror. Der stand völlig verdattert da und wusste nichts zu sagen. Sicher würde er noch heute dastehen, wenn nicht die Schrille ins Zimmer gekommen wäre: »Is hier total wat los?«
Bei meinem Anblick vergaß sie völlig, nach Luft zu schnappen.
»Ach nichts, wenigstens nix Grundlegendes«, meinte Terror und musste dann wegfahren – zu einem Ort, den auch er »Uni Bonn« nannte.
Die Schrille rang immer noch nicht nach Luft – dabei war sie nun schon fast zehn Minuten mit mir zusammen. Sie setzte sich an den Küchentisch, holte eine abgegriffene Scheibe Brot – jetzt bin ich auch mal unfair – schmierte sich einen Aufstrich drauf und griff dann in die Wurstkiste, aus der ich vorhin die herrliche Leberwurst bekommen hatte.
Heute abend würde also die Tischrunde über »die Wurst in Bezug auf die finanzielle Belastung der Sozialgemeinschaft bei Verfütterung an behaartes Katzentier« diskutieren. Mir graute jetzt schon davor – schon an zwei Abenden sollte ich dieser Versammlung als Gesprächsstoff dienen.
Aber vielleicht, so dachte, wird es ganz lustig, wenn man über die Leberwurst zur Männerfeindlichkeit kommt. Während ich mir meine Gedanken machte, schaute die Schrille zur Tür, stand sogar auf und spähte vorsichtig auf den Flur. Mir fiel das Herz ins Fell.
Eindeutiges Mörderverhalten!!!
Hatte ich oft gesehen, wenn Eduard sich am Freitagabend in der strahlenden Kiste die Polizeifilme oder die Rätselsendung ansah, bei der man Verbrecher suchen muss. In diesem Zusammenhang fällt mir ein: Habe ich überhört, was es in dieser Sendung zu gewinnen gibt?
Nun gut, die Schrille bereitete also (m)einen Mord vor – mir war sofort klar, dass ich das Opfer sein sollte.
Dann schloss sie die Küchentür.
»Ob sie mich erwürgen will?«, schoss es mir durch den Kopf.
Sie griff zum Messer.
»Also erstechen.«
Doch statt nach mir griff die Schrille zu einer herrlichen Wurst und schnitt ein riesiges Stück ab.
»Noch mal gut gegangen«, wollte ich gerade denken, da schmiss diese Frau mir doch tatsächlich das abgeschnittene Stück hin: »Dat geht die anderen total nix an, ne«, sagte sie.
»Von mir wird keiner etwas erfahren!«, schwor ich.
Dann kam sie sogar zu mir. Etwa eine Falle, das Messer hinter dem Rücken?
Das sprengte doch glatt die Katzenfutter-Dose: Sie streichelte mich!!!
»Ich glaube total, dass du ne gute Therapie für mich bist. Da kann ich mir wahrscheinlich sogar total meine Katzenallergie total abgewöhnen.«
»Nur her mit dem Krankenschein«, dachte ich damals natürlich noch nicht, weil ich zu diesem Zeitpunkt erst einen dieser Metzger kannte, von denen ihr euch quälen, schneiden, befühlen und dann auch noch eben per Krankenschein ausrauben lasst. Aber Ärzte sind ein anderes Thema, über das ich vielleicht später etwas erzählen werde, wenn ich dann dazu überhaupt noch Lust verspüre.
Aber zurück zum Beginn meiner Laufbahn als Therapeut.
Wie mich meine Patientin so streichelte, wurde es plötzlich im Flur laut, Mädy rollte an. Schnell setzte sich die Schrille wieder und tat, als hätte sie mich niemals berührt.
Mädy ließ natürlich ihren Blick zuerst durchs Zimmer gleiten. Dann atmete sie schwerfällig und setzte ein Filmende-Gesicht auf: »Ich habe die ganze Nacht wachgelegen und einen Beschluss gefasst, gell: Ich werde noch einmal mit ihm reden. Vielleicht kann er sich ja sein Verhalten bewusst machen. Auf jeden Fall habe ich heute nacht gemerkt, und du wirst das jetzt bestimmt sehr bürgerlich finden, dass ich ihn noch sehr, sehr lieb habe.«
»Wow, ich glaube mich pilchert die Rosamunde!«, entfuhr es mir schweigend.
Ich konnte kaum noch hinschauen und erwartete Fensterstürze, Selbstverstümmelungen oder Messer-in-den-Leib-rammen. Und tatsächlich griff sie zum Messer, um sich eine Scheibe von diesem fleischlosen Zeug abzuschneiden, das ihr Brot nennt.
»Könnte ja mal einer Brötchen holen«, meinte sie noch. Dann erschien Zenzi. Sie trug immer noch das Kleid vom Vortag – allerdings hatte sie dazu sehr modische
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