Alles für die Katz
dicke Braune meinte, dass er sich meiner annehmen wolle, in dem Haus, dass er »Kloster« nannte, seien noch mehr Katzen. Eine Mitteilung, die nicht gerade Begeisterungsstürme bei mir auslöste.
»So, und nun an die frische Luft, ich bin immer hier.«
Solche Anlaufstellen liebe ich!
Ich marschierte in den Hof und wollte mir zunächst einmal alles ansehen. Auf dem Hof sah ich noch einige dieser braunen Männer. Jeder machte irgend etwas: Einige bastelten an der Hofmauer rum, andere sägten Holz, wieder andere saßen auf einer Bank und schauten versonnen in der Gegend rum. Dabei lasen sie in einem schwarzen Buch. Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube, dass die Buchleser die Faulen hier waren, da sie die anderen arbeiten ließen.
Bald schon stellte ich fest, dass sich die Braunen mehrmals am Tag in der kalten Halle des Hauses mit dem Turm trafen. Dort sangen sie unheimlich klingende Lieder. Ich muss allerdings einräumen, dass diese auch etwas Schönes an sich hatten. Leider konnte ich mir das Absingen nur einmal anschauen, da mich ein Brauner erwischte und im hohen Bogen aus der Halle schmiss.
Ich glaube, Katzen sollten bei der Zusammenkunft nicht dabei sein. Das war aber auch der einzige schlechte Zwischenfall in meiner Zeit bei den Braunen, sonst ging es in dieser Gruppe recht gemütlich zu. Ich fragte mich nur, wo denn die Braunen ihre Weibchen hatten, ob sie versteckt waren oder ob es überhaupt keine Weibchen gab.
Vielleicht war das der Grund, warum die Männer alle so fröhlich waren.
Diesen letzten Satz habe ich nur geschrieben, weil ich hoffe, dass meine Freunde aus der Wohngemeinschaft ihn lesen werden. Dann haben sie wieder einen ganzen Abend Gelegenheit, über die Frauenfeindlichkeit zu schreien und Hondi kann wieder Luft in den Raum rülpsen.
Meine Anlaufstelle bei den Braunen war der Dicke aus der Küche.
Wie ich hörte, nannte man ihn Pater Roland. Er war der absolute Chef in der Küche. Er bestimmte, was auf den Tisch kam, er rückte Essen raus, wenn ein Brauner einmal etwas zwischendurch wollte, er schimpfte fürchterlich, wenn einer seiner Küchengehilfen etwas verbockt hatte.
Er war aber auch immer da, wenn jemand Probleme hatte. Und die braunen Männer hatten oft Probleme.
Ich hörte dies genau, weil ich oft auf dem steinernen Ofen lag, der mitten in der Küche stand. Da ich der Lauscher an der Wand – pardon: auf dem Ofen war – werde ich nicht von den Problemen der Braunen erzählen. Nur soviel: Es waren genau die Probleme, die ihr auch habt.
Auf dem Ofen traf ich übrigens einen Artgenossen. Nun ja, ich will ehrlich sein, es war schon eine Artgenossin, die mir sehr gut gefiel. Sie sah aus wie eine ganz normale Hauskatze – also nicht von so edlem Schwarz wie ich. Ihr Fell war getigert, lediglich die Pfoten waren weiß, schneeweiß. Auch sie war durch Zufall zu den Braunen gestoßen, ein Bauer aus der Nähe hatte sie einem der Männer geschenkt. Sie hieß übrigens Lola. Woher ich das weiß? Ja, ja, auch wir Katzen können uns ganz proper unterhalten, sogar viel ausführlicher als ihr Menschen.
Wie wir das machen?
Nein, nein, das werde ich euch nicht auf die Nase binden, das ist eines der Geheimnisse, das ihr noch nicht rausgefunden habt. Eure Forscher sollen sich daran ruhig noch ein paar Jahre die Köpfe zerbrechen, die doch nur überflüssig auf den weißen Kitteln ruhen. Es wäre doch gelacht, wenn ich hier mit einem Federstrich alles ausplaudern würde. Ein Tipp nur – sonst kommt ihr nie drauf: Das Herz, die Sprache des Herzens, spielt eine große Rolle. Aber das sagt euch bestimmt nur wenig, ihr Wissenschaftler mit den Köpfen auf den weißen Kitteln …
Ich habe also nicht zuviel verraten, liebe Artgenossen.
Aber zu Lola! Wir lernten uns kennen, als ich bei Pater Roland auf dem Ofen schlief. Ich träumte gerade von dem Mädchen und von vielen Grünen mit Stiefeln und langen Raketen, als mir plötzlich ein Geruch in die Nase stieg: Kätzin! Eindeutig!
Ich weiß nicht, ob ihr auch riecht, wenn Weibchen den Raum betreten. Nun gut, eure Weibchen schütten ihren Duft, den ich ehrlich gesagt oft sehr störend finde, aus kleinen Fläschchen über sich. Aber riecht ihr eure Weibchen auch, wenn sie nichts über sich gekippt haben? Wie dem auch sei, ich war auf jeden Fall mit einem Schlag hellwach: »Kätzin, genau Kätzin, das gibt es auch noch!«
Die Abenteuer der letzten Wochen hatten mich fast ganz vergessen lassen, dass es auch bei uns Weibchen gibt. Meiner letzten
Weitere Kostenlose Bücher