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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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nicht plötzlich etwas Unerwartetes passiert wäre! Als die Sippschaft schon mit so manchem Schluck den notleidenden Indianern geholfen hatte, wurde es plötzlich ganz laut im Haus. Die Tür, deren Klinke ich gerade noch gedrückt hatte (ihr müsst wissen, dass ich mit einem Sprung jede Tür öffnen kann) wurde eingetreten. Viele Männer – in grünem Tuch, mit dicken Stiefeln und Helmen – stürmten das Haus.
    »Bullen!«, schrie die Schrille. Eine höchst fehlerhafte Formulierung, da es sich keinesfalls um männliche Kühe handelte. Grüne Männer stürmten den Raum und schrieen: »Alles hinlegen!«
    Dieser Aufforderung kamen die Indianer-Trinker schimpfend und fluchend nach, da die Grünen keinen Zweifel daran ließen, dass sie mächtig Zoff machen könnten. Als sich die Leute verteilt hatten, kamen plötzlich zwei, die wohl die Chefs waren. Ich hatte immer gedacht, dass Bosse von Grün-Männer-Truppen besonders mutig sind, doch die kamen erst, als die Helmträger »Alles im Griff« riefen.
    Der eine Chef hatte auch grüne Sachen an, aber keinen Helm. Er hatte dafür aber eine runde Mütze wie Terror an. Seine war allerdings grün – den roten Stern hatte er wohl verloren.
    Der andere Chef war überhaupt nicht grün, er trug normale Kleider und machte ein ganz wichtiges Gesicht. Ich glaube, er war etwas mehr Chef als der Grüne, weil dieser immer wie ein feiger Dackel um ihn rumwinselte. Der Nicht-Grüne zog ein Papier aus einer Tasche, die genauso aussah wie die, in die Eduard morgens immer seine Butterbrote packt.
    Dann las er aus dem Papier, in dem stand, dass er viele Verdachte habe, irgend ein Zimmer, nein, das Wort hieß Zelle, rote Zelle sogar, sollte gebildet worden sein. Am Ende schrie er noch: »Aber auf jeden Fall war diese Demonstration nicht angemeldet. Es handelt sich auf jeden Fall um eine Ordnungswidrigkeit.«
    Ich schwöre euch: Ich war im ganzen Haus unterwegs gewesen. In keinem Zimmer – pardon: Zelle – war irgend etwas rot gestrichen. Doch der Ober-Chef schimpfte noch andere Sachen. Diese harmlosen Leutchen sollten etwas vorbereitet haben – er wisse dies zwar nicht genau, werde es aber später beweisen. Dann hätte er auch den Verdacht, dass in diesem Hause gegen etwas verstoßen würde, was so ähnlich heißen würde, wie »Besäuselungsmittel-Gesetz«.
    Als er dieses Wort vorlas, kam ein Grüner, schlug sich mit der Spitze der Finger an den Helm und gab dem Ober-Chef etwas: »Im Nebenraum gefunden«, sagte er und schlug wieder an den Helm.
    Das war gelogen. Ich hatte genau gesehen, wie ein anderer Grüner das Paket versteckt hatte. Der Ober-Chef roch an dem Paket, gab es dann dem grünen Chef, der auch daran roch und dann nickte.
    »Das genügt,« meinte der Oberchef, »alle festnehmen.«
    Mein Freund, der Langhaarige, griff nach mir und steckte mich in seinen Korb. In diesem Augenblick wurde er zu einem großen grünen Wagen gestoßen. Als dieser Wagen vollgestopft war, fuhr er weg.
    Nach kurzer Zeit rollten wir in einen Hof. Die Tür wurde aufgerissen und draußen standen wieder viele Grüne. Sie bildeten einen Weg, durch den wir in ein großes Haus gehen mussten.
    »Was sollen wir denn hier, ja?«, fragte der Langhaarige, »saufen ist doch nicht verboten, ja!«
    »Das wirst du noch sehen, Kiffnase« sagte ein Grüner und stieß den Langhaarigen zur Tür hin.
    »He, halt, mal. Was haben wir denn da?«
    Ein Grüner riss den Korb auf, in dem ich war.
    »Ich glaube, ich spinne«, schrie er, »was soll denn das Vieh hier?«.
    Der Typ packte mich und ehe ich mich versah, schmiss er mich in den Hof und trat mit seinen schweren Stiefeln nach mir.
    »Los, hau ab«, schrie er. Ich glaube, dass er Angst vor mir hatte. Der Langhaarige rief noch: »Ja, meine Katze, ja, meine Katze!«
    Dann wurde er endgültig in das Haus gestoßen. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.

ZUM TODE VERURTEILT
    Was sollte ich noch auf dem Hof? Überall gewichste Stiefel, überall schreiende Menschen. Glaubt jetzt nur nicht, dass ich undankbar bin. Natürlich tat mir der Langhaarige leid, natürlich hat mir die Zeit bei ihm auch gefallen. Doch ihr erinnert euch bestimmt, dass ich nach Hause wollte: Zu dem Mädchen, das mir auf dieser Welt bestimmt am meisten bedeutet.
    Und da kann auch kein Langhaariger dran rütteln.
    Noch ein Wort: Ich weiß bis heute nicht, was in dem Haus vorgefallen ist. Ist es wirklich so schlimm, dass man an Indianer und ihren verregneten Wald denkt und sich dabei vollsäuft und

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