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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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vollfrisst? Aber so seid ihr, ihr seltenen Geschöpfe. Alles, was ihr anfasst, wird hart: ihr arbeitet an Wiesen und sie werden zu hartem Beton, ihr arbeitet an Feldwegen und sie werden zu schwarzem Teer, und ihr arbeitet an euch und eure Herzen werden hart.
    Oh, oh, ich höre euch schon »Was schwätzt die Katze denn daher?« ausrufen. Mir ist doch egal, was ihr von mir denkt. Meinetwegen könnt ihr mich »Trittin« nennen.
    Klar, als ich meine Erzählungen begann, habe ich sicher nur einfach erzählt. Habe die Dinge so beschrieben, wie ich sie damals empfunden habe. Habe zu euren Betten noch »Menschenkörbchen« gesagt, oder euer Bier »die lustig machende Milch« genannt. Aber je länger ich mit euch zusammen bin, desto mehr hat sich auch meine Sprache, mein Denken angepasst. Statt der wirklich schönen Formulierung »Die lustig machende Milch« gebrauche ich nun euer gar so plattes Wort »Bier« – popp, das Wort flutscht aus einem raus, ist weg. Mich, oh Mensch, habt ihr in gewissen Dingen auch hart gemacht. Aber vor allen Dingen habt ihr mir meine schöne Sprache geraubt, meine schönen Bilder durch eure harten Menschenlaute ersetzt.
    So, das musste mal gesagt werden. Jetzt ist es raus und ich kann in meinen Erzählungen fortfahren.
    Ich stand also in dem Hof und überlegte, wohin ich gehen sollte. Mir war klar, dass das Mädchen irgendwo in einer Richtung, die ich »dahinten« nannte, für die ihr aber Worte wie »Süd« oder »Ost« habt, sein muss. Sowas haben wir Katzen einfach im Gespür.
    Aber zuerst musste ich einmal von diesem furchtbaren Hof verschwinden. Ohne Schwierigkeiten kam ich an all’ den Grünen vorbei, schlich um einen weiß-rot gestrichenen Baum, den man über die Straße gespannt hatten und stand plötzlich in einer hässlichen Nebenstraße, die den Charme einer besseren Kanalisation hatte. Überall dunkel gestrichene Häuser, nur wenig Licht fiel auf die vierrädrigen Dinge – all’ eure Worte könnt ihr mir einfach nicht aufzwingen – die dort rumstanden.
    In welche Richtung sollte ich gehen?
    »Ganz klar – da lang geht’s zum Mädchen«, sagte mir meine innere Stimme. Eduard sagte immer »Das habe ich im Urin« – ich hatte die Richtung aber keineswegs in meiner Katzenpisse. Merkt ihr etwas: So gemein geht ihr mit uns Katzen um. Bei euch sagt ihr Urin, bei uns Pisse. Das soll euch zu denken geben …
    Ich schlich die dunkle Straße entlang – in der festen Gewissheit, dass ich hier nie einem Menschen begegnen würde. Doch ich hatte mich geirrt.
    Plötzlich erschienen drei Galgenvögel, bei denen besonders die kurzen Haare auffielen. Sagte ich Haare? Die Typen hatten überhaupt keine Haare, sondern nur Glatzen, die sie recht gefährlich aussehen ließen.
    Einer sah mich und trat mit Stiefeln nach mir: »Das hatten wir doch gerade schon mal …«, dachte ich.
    Ich sprang dem Typ mit einem Satz – woher hatte ich nur den Mut? – in den Nacken und schlug mit meinen Krallen kräftig auf die hässlichen Ohren der Erscheinung. Er schrie, nach meiner Meinung viel zu laut, und tat so, als hätte ich ihm ein Messer in den Kopf gerammt. Dann packte er mich und schmiss mich auf den Boden.
    Nun ja, stärker war er schon.
    Doch offensichtlich hatte ich ihn auf eine Idee gebracht: Der Specknacken packte mich, stopfte mich in eine jener Tüten, in denen ihr Essen nach Hause tragt und schrie: »Das Mistvieh fliegt in die Olef!«
    Die beiden anderen jubelten: »Das wird eine Riesenshow!«
    Sehen konnte ich nichts, da ich in dieser verdammten Tüte war. Dann hatte der Kerl mich auch so unglücklich gepackt, dass ich mit meinen Krallen nur ein kleines Loch, genügend zum Luftschnappen, reißen konnte. Er ging auf die Straße und steckte mich hinten in den dunklen Teil eines Autos.
    »Ersäufen – das kann ja heiter werden«, dachte ich noch.
    Ich glaube, ihr Menschen nennt so etwas »mit sich abschließen«. Ich hockte also hinten in der Kiste und schloss ab. Eine Rettung war nicht in Sicht, denn eure Transportmittel sind sehr dicht – verdammt dicht.
    Das Mädchen würde ich also nie mehr wiedersehen. Theos Eifelwanderung war zu Ende. Ich weiß nicht, wie lange der Kerl mit mir durch die Gegend gefahren war, mein Herz klopfte bis zum Halse. Dann stoppte der Wagen: »So, das war’s also: Schluss, Aus, Feierabend! Wir sind wohl an der verdammten Olef angekommen.«
    Die Hinten-Kiste wurde geöffnet, das Licht einer Lampe blendete mich. Ich hörte eine der Witzfiguren noch »Wir sind ja gar

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