Alles für ihn - Band 4
den Musikern verbreitet? Und alle das glauben?“
„Ich bringe ihn schon zum Schweigen, bevor er auch nur ein Wort sagen kann, Eléa. Jeder in der Philharmonie weiß, wie das Vorspielen abläuft. Niemand würde das je glauben …“
Niemand? Adam war schließlich dabei, und jetzt wird jeder wissen, dass wir zusammen sind … Da braucht es nicht einmal Pauls Gerede, um eins und eins zusammenzuzählen …
Adam versucht mehr schlecht als recht, mich zu beruhigen und über etwas anderes zu reden. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Es gibt nichts Schlimmeres als Vitamin B, um eine Karriere zu starten, und das habe ich nie gewollt. So bin ich nicht! Man wird mein Talent anzweifeln, mich nicht verschonen … Ich bin nicht sicher, ob ich die Kraft habe, das alles durchzustehen.
Nach meiner Rückkehr muss ich unbedingt mit Herrn Glen sprechen!
Es wird Zeit für Adam, dass er sich auf den Weg zum Flughafen macht. Er spürt, dass er mich nicht überzeugt hat, und verlässt mich voller Sorge. Doch die Geschäfte rufen, das Telefon klingelt. Conrad erwartet ihn.
Ich treffe Claire und Ryan, um diese letzten Stunden in New York zusammen mit ihnen zu verbringen. Ich ärgere mich ein wenig über mich selbst, dass ich nicht mehr mit ihnen gemacht habe, aber sie nehmen mir das nicht übel.
„Ryan hat mir New York gezeigt, wie ich es noch nicht kannte!“
„Ihr habt viel Zeit miteinander verbracht. Es tut mir so leid, Ryan, eigentlich wollte ich diese Reise nutzen, um dich zu sehen.“
„Kein Problem, Eléa, wir werden andere Gelegenheiten dazu haben! Wir sehen uns in San Francisco!“
„Hast du denn Zeit, über den ganzen Kontinent zu fliegen?“
„Ja, in den nächsten Ferien! Claire wird dann mein Guide sein.“
„Ihr habt deinen Besuch schon geplant?“
„Ach, wir haben nur so darüber gesprochen, ganz kurz …“
Immerhin hatten sie Zeit zu reden … Ich versuche, nicht an diese Geschichten mit der Philharmonie zu denken, schon gar nicht daran, was ich Herrn Glen sagen werde. Ich habe die ganze Reise über Zeit, die richtige Entscheidung zu treffen. Trotz allem fällt es mir schwer, so euphorisch wie meine beiden Begleiter zu sein. Ihre Vertrautheit überrascht mich. Wahrscheinlich hat das Zusammenleben hier auf engem Raum sie einander näher gebracht. Doch diese Blicke, diese Gesten … Ryan neckt Claire, Claire zupft seinen Kragen zurecht …
Ähm … Läuft da etwa was zwischen den beiden?
Claire und Ryan? Ein Paar? Nein, das ist unmöglich … Sie sind nur gute Freunde, das ist sicher alles. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Claire sich in eine Fernbeziehung stürzt, sie gehört eher zu der Sorte Frauen, die sich an ihren Typen klammern und ihn nie wieder gehen lassen … Und Ryan hat sein Studium, seinen Job … Er hätte niemals die Zeit, so oft vorbeizukommen … Und außerdem sind sie grundverschieden … Nein, das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Zwei so tolle Menschen, sie könnten wahrscheinlich glücklich werden zusammen, aber nein, das kann einfach nicht sein.
Trotzdem werde ich Claire später fragen.
Ryan fährt uns zum Flughafen. Adam hat uns Tickets in der ersten Klasse gebucht, was Claire unglaublich freut. Ich weiß schon jetzt, dass sie den Bordservice ausnutzen wird. Ryan umarmt mich, ich bin jedes Mal traurig, wenn ich mich von ihm verabschiede. Allerdings ist sein Abschied von Claire eher unbeholfen. So als wäre es ihnen plötzlich unangenehm …
Spinne ich oder hat meine Mitbewohnerin rote Augen?
„Die Klimaanlage hier“, meint sie zu mir.
Ja klar …
5. Mit offenen Karten
Dank der Zeitverschiebung zwischen New York und San Francisco konnten wir die Nacht fast durchschlafen. Ich konnte allerdings nur schlecht einschlafen, da Pauls Worte noch in meinen Gedanken nachhallten. Selbst heute Morgen presse ich mir, als der Wecker klingelt, das Kissen auf den Kopf, um noch ein paar zusätzliche Minuten Schlaf herauszuschlagen. Aber mein Verstand ist schon aktiv und mir fällt sofort ein, dass ich vorhatte, Herrn Glen anzurufen und ihn zu treffen. Es bringt nichts, dieses fatale Gespräch zu verschieben, mein Entschluss steht fest.
Außerdem muss er um diese Zeit schon in seinem Büro sein. Ich räuspere mich, setze mich auf mein Bett und suche in meiner Kontaktliste nach seiner Nummer. Mein Herz zieht sich zusammen, ich atme einmal tief durch. Ich höre die ersten Freizeichen. Ich stelle mir diesen kleinen Mann mit seiner Stirnglatze vor, wie er zur Uhr blickt und sich
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