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Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Titel: Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alva Gehrmann
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erklärt anschließend, wer die anderen sind. Ein paar Gespräche und Getränke später ist die Bar prall gefüllt.
    Trinkkultur
     
    Die Trinkkultur hat sich anders als bei uns entwickelt. Früher gab es in Restaurants und Bars nur die harten Alkoholika   – Schnaps, Absinth und Whisky; der Bierausschank wurde erst am 1.   März 1989 erlaubt. Es war sozusagen ihr »Wendejahr«, und das wird jedes Jahr erneut mit dem Bier-Tag zelebriert. Obwohl die
     »Wende« vor über zwanzig Jahre kam, haben sich die Partygewohnheiten seither nicht wesentlich verändert.
    Noch immer trinkt man gerne das harte Zeug, unter anderem einen ziemlich starken Lakritzschnaps namens Ópal. Bier wird zusätzlich
     konsumiert.
    Teenager feiern im Vagninn gemeinsam mit ihren Lehrern und dem Großvater. Eine Isländerin sagte mir mal, dass es normal sei,
     als Schüler seinen Lehrer zum Geburtstag einzuladen. Es sei sogar cool, wenn sie kommen. Hier allerdings verdrehen einige
     Teenager die Augen, als sie sehen, wie der angetrunkene Lehrer heftig Frauen anflirtet.
    Rund hundert Leute tummeln sich nun in der Bar. Viele von ihnen haben schon zu Hause »vorgeglüht«, denn Alkohol ist in Island
     sehr teuer. Gegen Mitternacht fängt in Flateyri die Band an, Sänger ist der Vorarbeiter aus der Fischfabrik. Isländer sind
     für Musiker ein dankbares Publikum, sobald ein Lied gespielt wird, tanzen sie. Und da diese Dorfband viele heimische Klassiker
     covert, grölen alle lautstark mit. Sie hüpfen, tanzen, brüllen, einer fällt um, wird von den anderen hochgezogen, ein anderer
     stemmt seinen Kumpel in die Höhe. In den Pausen ziehen sich die Frauen mehrmals ihren Lippenstift nach. Selbst auf Dorfpartys
     stylen sich viele Isländerinnen, als gingen sie zu einem hippen New Yorker Event, stapfen mit High Heels und Minirock durch
     den knietiefen Schnee.
    Mittlerweile kenne ich das ganze Dorf, die Hälfte hatte mir Jóhanna tagsüber schon beim Besuch der Fischfabrik vorgestellt.
     Die dortige Kantine dient als das inoffizielle Café von Flateyri, weil im Winter sonst außer der Tankstelle nichts geöffnet
     hat. Der Vagninn-Wirt Diddi, der eigentlich Journalist ist und vor kurzem mit seiner Frau und den Kindern von Reykjavík in
     die Heimat zurückkam, sitzt dort ebenso wie einige andere Dorfbewohner. Diddis Bruder Teitur leitet die Fischfabrik, er ist
     in dieser Nacht auch in der Bar Vagninn und hat sich inzwischen vonder Geburtstagsüberraschung erholt, die seine Belegschaft ihm tagsüber präsentierte.
    Sie lotsten Teitur an eine Stelle in der Fabrikhalle, wo er vermeintlich sein großes Präsent auspacken sollte. Als er dort
     ankam, schütteten sie aus zehn Metern Höhe einen 20 0-Liter -Bottich mit kaltem Wasser über ihm aus. Das Ganze wurde gefilmt. Teitur kann herzlich darüber lachen, so ein Geschenk bekommt
     schließlich nicht jeder zum dreißigsten Geburtstag.
    Gegen ein Uhr nachts taucht auch Bjarni Skór im Vagninn auf, der Künstler, der vor einigen Monaten nach Flateyri gezogen ist.
     Die Gemeinschaft hat ihn längst aufgenommen, auch er ist regelmäßiger Gast im Café der Fischfabrik und genießt bei einer Tasse
     Filterkaffee die Stille des Dorfes. Das Tempo ist hier ein anderes, sagt er. Selbst wer tagsüber nicht beim Geburtstagsstreich
     dabei war, wusste abends davon – durch Facebook. Um vier Uhr morgens schließt Vagninn, dann schleichen die meisten nach Hause.
     Nur Bjarni und ein paar andere feiern bei ihm weiter. Sein Haus hat er zwar noch nicht fertig renoviert, doch die Küche ist
     gemütlich, also dreht er für seine vier Gäste die Musik auf und trommelt auf seinen Bongos (anscheinend ein beliebtes Instrument
     für Neunankömmlinge in Flateyri) bis in die Morgenstunden.

Party bei den Kennedys von Flateyri
    Am nächsten Tag lädt Teitur seine Familie und einige Freunde zur Geburtstagsfeier ein. Er hat zwar auch eine eigene Wohnung
     im Dorf, doch da die zu klein wäre, feiern sie lieber im Haus der Eltern. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er dieLeitung der Fischfabrik. Die Familie lebt am Ende des Ortes, in Sólbakki, wo sich früher die alte Fischmehlfabrik befand.
     Ihr Haus liegt an einem Hang, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf den Fjord und die beschauliche Ortschaft hat.
     Bjarni und ein Freund aus Reykjavík nennen Teiturs Familie scherzhaft die Kennedys von Flateyri.
    Wie bei jeder Privatparty stolpert man am Eingang erst mal über einen Berg von Schuhen, auf Socken laufen die rund

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