Alles Glück kommt nie
hatte sich auf seine Schulter gelegt. Er drehte sich um.
Mit der anderen zeigte ein Mann in dunklem Anzug auf die Ampel vor ihm: DON’T WALK. Er bedankte sich und wurde daraufhin willkommen geheißen.
Er fand den Laden mit den Vitaminen und nahm die sechs Dosen, die sie vorrätig hatten. Lehnte eine Papiertüte ab und steckte die Büchsen direkt in die Tasche.
Ihm gefiel die Vorstellung.
Dass sie schwer auf ihm lastete.
Er drückte die Tür der Buchhandlung Strand auf. »Achtzehn Meilen mit Büchern« brüstete sich der Slogan. Die schaffte er nicht ganz, verbrachte aber mehrere Stunden in dem Laden. Plünderte natürlich die Architekturabteilung, gönnte sich aber auch einen digest über den Briefwechsel von Oscar Wilde und wegen des Klappentexts einen kurzen Roman von Thomas Hardy, Zwei aus einer Stadt : »Als angesehene Bürger der Stadt Port Bredy in Wessex sind Barnet und Downe alte Freunde. Jedoch hält das Leben sehr unterschiedliche Schicksale für sie bereit. Barnet, erfolgreich im Beruf, hat kein Glück in der Liebe und leidet noch heute an den Folgen einer Vernunftehe. Downe, als Rechtsanwalt ein armer Schlucker, erstrahlt vor Glück in seinem bescheidenen Haus, umgeben von einer liebenswerten Frau und Kindern, die ihn vergöttern. Der Zufall einer Nacht bringt es mit sich, dass sie über ihr Schicksal nachsinnen ...«, their different lots in life , sowie ein geniales More Than Words von Liza Kirwin, das er erfreut überflog, während er auf einer Treppe in der Sonne ein Sandwich aß.
Es war eine Auswahl an illustrierten Briefen aus dem Smithsonian ’s Archive Of American Art .
Verschickt an Ehefrauen, Geliebte, Freunde, Vorgesetzte, Kunden und Vertraute, von Malern, jungen Künstlern, völlig Unbekannten, aber auch von Leuten wie Man Ray, dem genialen Gio Ponti, Calder, Warhol und Frida Kahlo.
Schöne, bewegende oder rein informative Briefe, stets mit einer Zeichnung, einer Skizze, einer Karikatur oder einer Vignette versehen, Angaben zum Ort, zur Landschaft, zur Gemütsverfassung oder auch zu einem Gefühl, falls das Alphabet dafür nicht reichte.
More Than Words ... Dieses Buch, das unser nicht sehr redseliger Charles auf dem Weg zur Kasse auf einem Wagen entdeckt hatte, versöhnte ihn mit einem Teil seiner selbst. Jenem Teil, den er mit seinen in Leinen gebundenen Heften und dem winzigen Aquarellkasten in einer Schublade zurückgelassen hatte.
Der zum Vergnügen zeichnete. Und nicht ständig versuchte, Lösungen zu skizzieren, dem stählerne Widerlager und andere Kabelversteifungen vollkommen egal waren.
Er empfand Zuneigung für einen gewissen Alfred Frueh, der später zu einem der großen Karikaturisten des New Yorker werden würde und seiner Verlobten mehrere hundert absolut herrliche Briefe geschickt hatte. In denen er ihr von seinen Reisen in Europa kurz vor dem Ersten Weltkrieg erzählte und auf jeder Etappe die lokalen Sitten und Gebräuche und die Welt, die ihn umgab, im Detail ausmalte. Der sich ein getrocknetes Edelweiß unter den Arm klemmte und es ihr per Bleistiftmine aus der Schweiz schickte, der ihr bewies, wie sehr ihre Briefe ihn glücklich machten, die er in Briefmarkenformat zerschnitt, um sich mit ihnen in Szene zu setzen: mal, indem er sie in seiner Duschwanne las, mal vor seiner Staffelei, bei Tisch, auf der Straße, unter dem Lastwagen, der gerade über ihn hinwegrollte, im Bett, während sein Haus brannte oder ihm ein Tiger ein Schwert durch den Körper rammte. Er schickte ihr auch seine eigene art gallery , in tausend Schnipseln und drei Dimensionen, um zusammen mit ihr die Gemälde zu genießen, die in Paris etwas in ihm ausgelöst hatten, und alles versehen mit humorvollen, zärtlichen und sehr – eleganten Texten.
So wäre er gern gewesen. Fröhlich, zuversichtlich, liebevoll. Und talentiert.
Und dann der andere da, dieser Joseph Lindon Smith mit dem perfekten Strich, der seinen sehr beunruhigten Eltern im Detail seine Enttäuschungen als Maler der menschlichen Natur auf dem alten Kontinent schilderte. Indem er sich unter einem Geldregen in einer Straße in Venedig oder halbtot nach dem Verzehr zu vieler Melonen zeichnete.
Dear Mother and Father, Behold Jojo eating fruits!
Saint-Exupéry als kleiner Prinz, der Hedda Sterne fragte, ob er sie zum Abendessen einladen ... Genug jetzt, du kannst dir das Büchlein später noch genauer anschauen, er blätterte es ein letztes Mal durch, bevor er es zuklappte, entdeckte das Selbstporträt eines
Weitere Kostenlose Bücher