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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Landung war er genervt, dass er fünf Stunden seines Lebens verloren hatte. Stellte die Unterlagen zusammen, die ihn als »solventen Mieter« auswiesen, fuhr zu Laurence, stopfte seine Klamotten, ein paar CDs und Bücher in einen größeren Koffer und ließ seinen Schlüsselbund deutlich sichtbar auf dem Küchentisch zurück.
    Nein. Hier würde sie ihn nicht finden.
    Auf der Ablage im Badezimmer.
    Eine völlig bescheuerte Geste. Er würde noch einiges hier rausholen müssen, aber egal. Der schlechte Einfluss des Dandys, behaupten wir mal, der, von allen verlassen und im Sterben begriffen, mit Blick auf eine Tapete, die er verabscheute, noch die Großmäuligkeit besaß zu murmeln: »Entweder verschwindet diese Tapete oder ich.«
     
    Und der dann verschwand.

7
    Er hatte noch nie so viel gearbeitet wie in diesem Juli.
    Zwei ihrer Projekte waren eine Runde weitergekommen. Das eine, nicht so interessant, ein Verwaltungsgebäude, das sie ernähren würde, das zweite, aufregender, aber viel komplizierter, auf das vor allem Philippe großen Wert legte. Konzeption und Realisierung eines Sanierungsgebiets in einem neuen Vorort. Es war ein riesiges Projekt, und Charles ließ sich nicht so leicht überzeugen.
    Das Gelände war abschüssig.
    »Na und?«, hatte sein Kompagnon geantwortet.
    »Na und? Ich greife dir aufs Geratewohl mal eine Vorschrift heraus. Vielleicht die vom 15. Januar letzten Jahres:
    ›Sollte zum Ausgleich eines Höhenunterschieds eine Schräge erforderlich sein, bewegt sich diese unterhalb von 5 %. Übersteigt sie 4 %, ist jeweils oben und unten an der Schräge sowie auf jeder Ebene und alle 10 Meter ein Absatz erforderlich. Ein Geländer zur Abstützung ist entlang der gesamten Schräge vorgeschrieben, sofern diese eine Höhe von 0,40 Meter übersteigt. Im Falle mangelnder technischer Umsetzbarkeit, insbesondere aufgrund der topographischen Lage und Beschaffenheit bereits vorhandener Konstruktionen, ist ein Gefälle von über 5 % zulässig. Dieses Gefälle kann auf einer Länge von bis zu zwei Metern bis zu 8 % betragen und ... ‹«
    »Stopp.«
     
    Kopfschüttelnd setzte er sich wieder an den Arbeitstisch. Mit diesen grotesken Ausführungen wollte die Verwaltung ihnen wohl bedeuten, dass das durchschnittliche Gefälle des Baugeländes 4 % nicht überschreiten durfte und ...
    Ach?
    Er dachte an die großen Gefahren, die die Rue Mouffetard, die Rue Lepic, Fourvière in Lyon und die stradine bei der Erstürmung der Hügel von Rom darstellten.
    Und die Viertel Alfama und Chiado in Lissabon. Und San Fran...
    Egal. An die Arbeit. Planieren, nivellieren, uniformieren wir, wenn es das ist, was sie wollen, das Land in eine riesige Suburbia verwandeln.
    Und bitte schön alles im Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit, ja?
    Na klar. Na klar.
     
    Er tröstete sich, indem er sich die Fußgängerbrücken bis zum Schluss aufhob. Charles entwarf für sein Leben gern. Bei diesen Bauwerken, das war sein Eindruck, hinterließ die menschliche Hand wenigstens Spuren.
    Am Abgrund musste sich die Industrie noch dem Kreativen beugen.
    Wenn er es sich hätte aussuchen können, wäre er im 19. Jh. zur Welt gekommen, in einer Zeit, in der die großen Ingenieure auch große Architekten waren. Die schönsten Erfolge kamen seiner Meinung nach zustande, wenn ein Material zum ersten Mal eingesetzt wurde. Beton von Maillart, Stahl von Brunel und Eiffel, Gusseisen von Telford ...
    Ja, diese Kerle hatten bestimmt ihren Spaß gehabt. Ingenieure waren damals auch Bauunternehmer und behoben Fehler, wenn diese auftauchten. Das Ergebnis: Ihre Fehler waren perfekt.
    Die Arbeit von Heinrich Gerber, Ammann oder Freyssinet, die Kochertalbrücke nach Ideen von Leonhardt, die Clifton-Hängebrücke nach Entwürfen von Brunel. Und das Verreza. He, jetzt driftest du aber ab, meilenweit. Du hast ein Sanierungsgebiet zu bewältigen, also reiß dich zusammen und hol die Städtebauverordnung heraus.
    »... bis zu 12% auf einer Länge von bis zu 0,50 Metern.«
     
    Aber die Bedenken könnten sich auch positiv auswirken. Wenn man eine Siegerposition einnehmen wollte, musste man sich auch in eine Verliererposition begeben. Wollte man einen Auftrag um jeden Preis haben, wurde man zu einem vorsichtigen und konservativen Vorgehen verleitet. Bloß nicht schockieren. Philippe und er waren in diesem Punkt einer Meinung, und er arbeitete wie besessen an diesem Projekt. Aber auch entspannt.
    Flexibel, ehrfürchtig.
    Das Leben spielte anderswo.
     
    Er aß

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