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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gebracht hat? Daß er mein Schiff besudelt hat?«
    Pollock war nicht zu beruhigen. Kendras Blick traf sich mit dem von Hiram. Beide wußten nicht, was sie noch weiter hier ausrichten sollten.
    Wie ein alter Mann stand der Kapitän auf. Hiram reichte ihm die Hand. Pollock sagte zu den Herren Chase und Fenway gewandt:
    »Entschuldigen Sie mich. Es tut mir leid, daß ich Sie gestört habe. Ich werde es nicht wieder tun.«
    »Kommen Sie ins Büro«, antwortete Mr. Chase, der bestrebt war, die rätselhafte Szene zu beenden. »Wir haben eine Menge geschäftlicher Angelegenheiten …«
    »Später«, unterbrach ihn Captain Pollock. »Ich komme später wieder.«
    Die letzten Worte sprach er mit einem Blick auf Marny. Er schien damit ausdrücken zu wollen: ›Ich bin nicht gesonnen, unter demselben Dach mit dir zu verweilen.‹ Marny steckte ihre Pistole ein und sagte mit beherrschter Stimme:
    »Schon gut, Captain Pollock. Ich bin gerade dabei, mit Mr. Fenway fortzugehen.«
    Jetzt gab Pollock nach. Er folgte Mr. Chase in dessen Büro. Foxy drängte sich an Marnys Seite.
    »Sagen Sie mal«, wollte er wissen, »was hat denn dieser Mann bloß gegen Sie?«
    »Er kann rothaarige Frauen nicht ausstehen«, gab Marny zur Antwort. »Er meint, sie bringen ihm Unglück.«
    Die andern gingen auseinander. Pocket gab Rosabel die Hand und half ihr von der Theke herunter. Marny schaute in den Spiegel und meinte:
    »Ich bin fertig, wenn Sie soweit sind, Mr. Fenway.«
    Kendra fragte sie, was sie von alledem halte.
    »Du hast recht gehabt«, entgegnete Marny. »Er hält sein Schiff tatsächlich für ein Lebewesen. Und er liebt diese Cynthia.«
    »Ich hatte gehofft, wenn wir ihn an die andern aufgegebenen Schiffe erinnern … aber es war sinnlos.«
    Marny sagte knapp:
    »Er ist verrückt, Kendra. Aber er ist auch gefährlich.«

42
    An diesem Tag hatte Kendra Mitleid für Captain Pollock empfunden. Als der Sommer verging, wurde jedoch aus ihrem Mitleid allmählich Erbitterung.
    Die Männer von der Cynthia waren natürlich deshalb desertiert, weil sie in die Goldgruben ziehen wollten. Ein geheimnisvolles Herzeleid des Schiffes war ihnen selbstverständlich völlig einerlei. Kendra änderte ihre Einstellung vor allem deswegen, weil sie keine Geduld mit Leuten aufbrachte, die schmollten, weil sie ihren Willen nicht durchsetzen konnten. Sie verstand Pollocks Kummer, der seine Reise nicht beenden konnte, obgleich sie sich sagte, bei einiger Vernunft hätte er San Francisco links liegenlassen sollen. Da das Schiff nun aber nicht weitersegeln konnte, hätte er sich doch wenigstens nach einem andern Verwendungszweck umsehen müssen.
    An Gelegenheiten fehlte es nämlich keineswegs. Immer mehr Gesindel ergoß sich durch das Golden Gate; immer häufiger waren Verbrecher darunter. Die ehrbaren Bürger verlangten nach einem Gefängnis für solches Pack. Es gab nur ein kleines Haus, das noch aus ruhigen Zeiten stammte und so baufällig war, daß Ausbrechen ein Kinderspiel war. Einige der angesehenen Bürger hatten vorgeschlagen, die Stadt möge eines der verlassenen Schiffe kaufen, es in sicherer Entfernung verankern und die Verurteilten ihre Strafzeit dort absitzen lassen. Mr. Chase fragte Captain Pollock, ob er die Cynthia zu diesem Zweck verkaufen wolle.
    Was? Aus der Cynthia ein Gefängnis machen? Pollock war derart empört, daß Mr. Chase später berichtete: »Ich habe gedacht, er wird mich niederschlagen.« Carson erkundigte sich, ob er das Schiff zu einem Laden umbauen könne. Auch das lehnte Pollock entrüstet ab.
    Mr. Fenway ließ sich etwas anderes einfallen. Die im Küstendienst verkehrenden Schiffe unternahmen gewinnbringende Fahrten, sie transportierten Nahrungsmittel und Holz. Für diese kurzen Reisen fanden sich auch Matrosen. Mr. Fenway gab Pollock also den Rat, in den Küstenhandel einzusteigen. Pollock fiel dergleichen gar nicht ein. Er werde sein Schiff entweder in den Heimathafen steuern oder nirgendwohin.
    Als Loren aus Oregon zurückkehrte, meinte er: »Pollock könnte die Heimreise zumindest beginnen, wenn es ihm Ernst ist. Einige der entschlossenen Kapitäne haben das schon vorexerziert. Fast jede Woche meldet die Alta die Abfahrt eines Schiffes nach Mazatlan oder Callao oder einem andern pazifischen Hafen. Gewiß, sie segeln mit unzureichender Mannschaft; freilich haben sie oft Leute an Bord, die Kapitäne normalerweise nie an Deck lassen würden. Ich meine ja auch nicht, daß Pollock das Kap Horn mit unfähigen Leuten umrunden soll.

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