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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Freunde fragten, ob sie den Namen ändern werde, da die Mauern doch jetzt aus Backsteinen waren und nicht mehr aus Kattun. Marny schüttelte den Kopf. Wie die meisten Spieler, war sie ein wenig abergläubisch. Im Calico-Palast hatte sie sich glücklich gefühlt, also fiel es ihr gar nicht ein, das Schicksal herauszufordern, indem sie ihrem neuen Haus einen andern Namen gab.
    Doch obgleich beide alle Hände voll zu tun hatten, waren Kendra und Marny sich doch darin einig, daß die Stadt des Goldes kein angenehmer Aufenthaltsort sei.
    Mit jedem Tag wurde San Francisco wohlhabender, aber auch schmutziger und überfüllter. Mit Ausnahme einiger weniger, die auf dem Landweg aus Oregon oder Mexiko gekommen waren, hatten fast alle Zuwanderer des Jahres 1849 die Reise per Schiff zurückgelegt. Jetzt aber trafen die ersten der Planwagen ein, die im Frühling die Vereinigten Staaten verlassen hatten. Manche dieser Neulinge begaben sich sofort in die Minen, doch nicht alle besaßen so viel Geld, um die kalifornischen Preise zahlen zu können; sie waren nicht einmal imstande, sich Spitzhacken, Schaufeln und Salzfleisch zu kaufen. Also kamen sie zunächst einmal in die Stadt, wo sie jedoch kein Obdach fanden. Wütend schrieben sie nach Hause, sie müßten im Kot schlafen, wo sie beinahe erstickten.
    Dies entsprach der Wahrheit, obwohl man lange nach einem Ort hätte suchen müssen, in dem Unterkünfte so schnell gebaut wurden wie in San Francisco. Die Berghänge waren mit Zelten übersät: Es gab kleine und große, widerstandsfähige und leichte, die vom Sturm jeden Augenblick in Fetzen gerissen werden konnten. Captain Pollock hatte einige Fertighäuser mit sich geführt; andere Kapitäne brachten sie nun in Massen nach San Francisco. Mit einem halben Dutzend Arbeiter konnte Dwight Carson sie binnen eines Tages errichten, und die Bewohner – meist sechs oder sieben pro Raum – zogen am Tage darauf schon ein. Bequem hatten sie es allerdings nicht, immerhin schützte sie jedoch ein Dach vor dem Staub. Im Sommer dieses Jahres 1849 wurden die Leute vom Staub fast begraben.
    Er war dunkel und widerlich, dieser Staub, und er lag so hoch, daß man glaubte, durch Federn zu waten. Kendra fuhr eines Tages mit der Hand durch diesen Staub. Er fühlte sich samten an, wie Mehl. Manchmal dachte Kendra wehmütig an ihre Heimat in der Ferne, wo es zu jeder Jahreszeit regnete. Hier in Kalifornien fiel zuweilen im Sommer ein jäher Schauer (freilich nicht oft); richtigen Regen jedoch, so sagte Mr. Fenway bekümmert, dürfe man frühestens im November erwarten, vielleicht aber auch erst im Dezember.
    Ein Tag verging wie der andere.
    Nachts kam der Nebel vom Meer. Wenn sie am Morgen erwachte, umhüllte er die Stadt wie ein klebriges Pflaster. Zuweilen war er so dick, daß Kendra nicht einmal die Häuser gegenüber sah; mitunter entdeckte sie vor lauter Nebel nicht einmal einen Schimmer Sonnenlicht. Wenn sie ausgehen mußte, tat sie dies vor Mittag, und nach ihrer Heimkehr verschlossen sie und Serena alle Türen und Fenster und Schubladen. Serena wollte gar die Schlüssellöcher verstopfen.
    Am frühen Nachmittag setzte der Sturm ein. Dieser Sturm fegte den Nebel fort. Barmherzigerweise, so meinte Serena, fegte er auch die üblen Gerüche davon. Doch der Sturm wühlte den Staub zu Wolken auf, die über den Schornsteinen wogten. Jeden Morgen rieben Kendra und Serena die Möbel blank. Wenn es dunkel wurde, konnten sie auf jeden Stuhl und auf jeden Tisch mit den Fingerspitzen Bilder malen.
    Im vergangenen Jahr war die Stadt während der regenlosen Monate staubig gewesen, aber im vergangenen Jahr hatte weniger Verkehr geherrscht, und weniger Menschen hatten den Staub aufgerührt. In diesem Jahr aber machten die Leute die Dinge noch weit schlimmer, als sie ohnehin schon waren.
    Die Bewohner dieser Stadt San Francisco zählten zu den ungeduldigsten Menschen auf Erden. Sie waren hergekommen, um reich zu werden, und sie wollten keine Zeit verlieren. Sie behaupteten, es gebe hier zu viele Berge und zu wenig flaches Land. Ferner behaupteten sie, das Wasser am Strand sei viel zu seicht. Also möge man doch gefälligst die Bergkuppen abtragen und sie in die Bucht schmeißen. Und zwar sofort. Gewiß würden dadurch ein paar Tonnen Staub zusätzlich die Luft verpesten, doch darauf kam es ja wohl nicht an.
    Mit Mauleseln schleppten sie Bagger auf die Höhen. Tag für Tag rissen diese Bagger tiefere Löcher in die Hänge, und nachmittags trieb der Sturm dann

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