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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Wenn er aber halbwegs brauchbare Matrosen anheuert und in die See sticht, hat er immerhin die Möglichkeit, in anderen Häfen bessere Leute aufzutreiben.«
    Dieser Rat, die Cynthia mit ›Abschaum‹ zu bemannen, machte Pollock indessen noch wütender.
    Pollock wollte einfach nicht hören. Früher war er freundlich zu Loren und Kendra gewesen. Von dieser Freundlichkeit war nun nichts mehr zu spüren. Loren war der ›Feind‹, der Marny auf sein Schiff geschmuggelt hatte. Und was Kendra anlangte, so war es bereits schlimm genug, daß sie Loren geheiratet hatte. Als er gar noch von ihrer Freundschaft mit Marny erfuhr, führte sich Pollock so auf, als habe sie sein Vertrauen mißbraucht.
    Die Cynthia blieb also dort, wo sie war: in der Bucht inmitten vieler verlorener Schiffe. Tag für Tag schritt Pollock am Ufer entlang und wurde Zeuge ihres langsamen Verrottens. Er fügte sich bewußt selber diesen Schmerz zu, gleichzeitig aber fühlte er eine Art Triumph: Wenn das Leben ihm nicht gab, was er wünschte, dann sollte das Leben auch von ihm nichts bekommen. Er, Captain Enos Pollock, schloß keine Kompromisse. Er war ein Mann von eisernem Willen. Er würde tun, was er sich vorgenommen hatte. Und wenn ihm das nicht gelang, würde er gar nichts tun.
    Für Kendra war dies alles sinnlos. Auch Marny, Hiram und Pocket vermochten in diesem Verhalten keinerlei Sinn zu erkennen. Im Laufe des Sommers kamen Hiram und Pocket mehrmals in die Stadt. Bei jedem Besuch sahen sie nach, ob die Cynthia noch da war. Sie war noch da.
    »Pollock ist ein Narr«, erklärte Hiram freimütig, als er mit Pocket in Kendras Salon saß. »Wißt ihr, was man Charakterstärke nennt, ist zu einem großen Teil nichts anderes als Dickköpfigkeit.«
    Kendra stimmte ihm zu.
    »Und was hat er bloß gegen Marny?« fragte Hiram.
    Kendra faltete das Taschentuch, das in ihrem Schoß lag. »Auf der Fahrt von Honolulu nach hier hatten Marny und Captain Pollock einen Streit. Ich weiß, weswegen sie stritten, denn sie hat mir davon erzählt. Vielleicht erzählt sie es eines Tages auch euch.«
    »Und bis dahin geht uns die Sache wohl nichts an?« fragte Pocket.
    Kendra hatte den Verdacht, daß die beiden die Wahrheit ahnten. Nach einer Weile bemerkte Pocket:
    »Der arme Captain. Er tut mir leid.«
    »Mir hat er auch leid getan«, erwiderte Kendra. »Aber jetzt tut er mir nicht mehr leid. Hiram hat ganz recht: Er ist ein Narr.«
    »Sicher ist er das«, gab Pocket sanft zu. »Deshalb tut er mir ja auch leid.«
    Andere Leute fragten sich vergeblich, weshalb Pollock das Unglück seines Schiffes ausgerechnet Marny auflud. Sein Wutanfall im Laden war mit Behagen von den Anwesenden weitererzählt worden. Eine Erklärung wußte freilich niemand. Auch die Herren Chase und Fenway waren sehr verwundert. Als sie Pollock fragten, erhielten sie lediglich diese Antwort: »Die Frau bringt Unheil. Sie hat mein Schiff ruiniert. Und jetzt geht es zugrunde.« Darauf wußten die Herren Chase und Fenway nichts zu sagen. Wenn sich Männer bei Marny nach der Ursache von Pollocks Zorn erkundigten, gab sie ihnen die nämliche Antwort, die sie bereits Foxy erteilt hatte: »Er meint, rothaarige Frauen bringen ihm Unglück.«
    Manche Fragesteller glaubten ihr. Schließlich war diese Erklärung so vernünftig wie jede andere auch.
    Kendra und Marny hatten indessen nicht nur an Captain Pollock und seine Cynthia zu denken.
    Die bevorstehende Niederkunft beschäftigte naturgemäß Kendra vor allem andern. Sie fühlte sich gesund, und Lorens Freude umgab sie wie ein wärmender Mantel. Sie kaufte eine Krippe sowie Tücher und Decken, die sie unbeholfen säumte, während Serena mit geschickten Händen Babykleidchen so geschwind zurechtschneiderte, daß Kendra sie beneidete. Serena ihrerseits beneidete Kendra um das zu erwartende Baby. Sie sehnte sich wieder nach einem Kind. Kendra versprach:
    »Wenn mein Baby aus diesen Kleidchen da herausgewachsen ist, werde ich sie Ihnen geben.«
    Serena protestierte:
    »O nein! Sie müssen sie ja für das nächste aufheben.«
    Marny hatte mit ihrem Calico-Palast zu tun. Nachdem sie das Mobiliar beschafft hatte, engagierte sie gemeinsam mit Norman Kartengeber, Croupiers, Musiker und Barkeeper. Der Kunstmaler Bruno Gregg hatte sich als wahrer Meister im Porträtieren von Frauen erwiesen, und zwar pflegte er sie nun in allen denkbaren verführerischen Posen zu konterfeien. Der Bau war nahezu vollendet, und Marny wußte sich vor freudiger Ungeduld kaum zu fassen. Ihre

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