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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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nicht mehr lange dauern.
    »Du sollst es gut haben«, versprach sie. »Du sollst niemals erfahren, wie das ist, wenn kein Mensch etwas von einem wissen will.«
    Nach zwei verregneten Wochen blickten die Leute sich verdutzt um. Der Regen hatte lange und tiefe Furchen in die Berghänge gegraben. Der untere Teil der Stadt stand inmitten eines Sumpfes, der wie schwarzer Sirup aussah. Im Schlamm trieben Lumpen und Schuhe, Knochen und Flaschen und Konservenbüchsen, Kartoffelschalen und Gemüsebehälter und alle nur denkbaren Abfälle. Dieser Kehricht verfaulte nun.
    Sie mußten sich mit den Verhältnissen abfinden. Sie hatten durch den Morast zu waten, denn es gab ja nur wenige Bürgersteige. Sie mußten sich auch mit dem Gestank abfinden. Nie zuvor waren sie den rauhen Winden so dankbar gewesen wie jetzt.
    Man konnte nur hoffen, daß es nicht wieder zu regnen begann, ehe das Chaos einigermaßen gebändigt war. Oder – wie ein paar hundert angewiderter Bürger erklärten – ehe sie diesen elenden Ort für immer hinter sich gelassen hatten.
    Der Dampfer Panama traf Anstalten zur Abfahrt. Die Bürger, die nicht länger in der Stadt bleiben wollten, eilten zum Büro der Gesellschaft und buchten ihre Passagen zur Heimreise. Die Tickets waren rasch ausverkauft, doch ebenso schnell verbreitete sich die Nachricht: »Im Calico-Palast können Sie noch eine Fahrkarte kriegen. Fragen Sie bloß einen der Barkeeper. Er wird Ihnen sagen: ›Ich will es versuchen‹ und nach einer Weile wird er Ihnen mitteilen, daß es allerdings ein bißchen teuer zu stehen kommt.«
    Wer jedoch abhauen wollte, zahlte gern. Der Aufschlag spielte keine Rolle, wenn man nur endlich aus diesem Schlamm herauskam. Scharen von Passagieren schwärmten auf die Panama. Zwei Tage nach dem Ende des Regens dampfte das Schiff in Richtung Isthmus davon. Die Hälfte der vielen Passagiere hatte ihr Ticket bei Marny gekauft.
    Doch im Nu war der Himmel über San Francisco wieder hell. Die Berge jenseits der Bucht wurde grün. Gelb blühten die wilden Senfblumen. Von neuem fingen die Leute zu bauen an. Sie zimmerten Bürgersteige zurecht, sie legten Fußgängerbrücken über die aufgerissenen Hänge, sie errichteten Werkstätten und Unterstände aller Art. Chase und Fenway zogen in ihren jetzt fertiggestellten Laden um. Dwight Carson riß den alten Bau nieder und begann mit der Errichtung ihres künftigen Lagerhauses. Nun waren Arbeiter häufiger zu bekommen als im Sommer, denn die Berge waren mit Schnee bedeckt, und man konnte nicht mehr nach Gold graben.
    Kendra ging nicht auf die breiigen Straßen hinaus, aber sie machte sich auf ihrer Veranda Bewegung. In der Tiefe konnte sie die stürmische Aktivität der Leute verfolgen. Sie sah, wie Männer lachten, schrien, debattierten, strauchelten und fluchten, bevor sie wieder fest auf den Beinen standen. Sie konnte auch die Plaza überschauen und ihre buntscheckigen Kneipen. In Seitenstraßen bemerkte sie chinesische Restaurants, wo Männer in Pantoffeln gutes Essen zu erstaunlich niedrigen Preisen servierten, aber auch chinesische Spielhäuser, wo sich die Gäste bei Unterhaltungsspielen ergötzten, die den Weißen unbekannt waren. In anderen Straßen sah sie Saloons und billige Bordells und Imbißecken. Dort nahmen Leute im Stehen etwas zu sich, wobei sie die Fliegen verscheuchen mußten.
    Oft stolzierten an Kendras Veranda Männer vorüber, die gerade aus den Minen kamen. Einen Goldgräber konnte man allemal sogleich erkennen: Er hatte einen Bart und langes Haar, sein Hemd war entweder aus rotem oder kariertem Flanell, er trug dicke Reithosen und Stiefel, an denen roter Lehm klebte. (Natürlich hatte er eine Pistole oder auch zwei im Gürtel stecken.) Fast alle diese Männer waren sehr jung. Im November, als die Bürger für die Verfassung stimmten, konnten Hunderte dieser Schwadroneure aus den Goldlagern ihre Stimme nicht abgeben, weil sie noch gar nicht stimmberechtigt waren.
    Sie waren zwar jung, aber sie sahen nicht fröhlich aus. Kendra empfand bei ihrem Anblick zuweilen nicht nur Mitgefühl, sondern Schmerz. Der Tod hielt grausige Ernte unter den Goldsuchern. Sie mußten sich an allzuviel gewöhnen: an die Arbeit, an das fremde Klima, an die Ungewißheit, überhaupt Gold zu finden, an das erbärmliche Essen und an den Schnaps; kurzum: Einfach alles war völlig neu für sie und zehrte an ihrer Nervenkraft. Sie waren zu plötzlich in diese Lage geraten. Ihnen fehlte die allmähliche Abhärtung, die Kendra und ihre

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