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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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bemerkte jedoch, daß der Mann aus Harvard allmählich ungeduldig wurde. Er konnte nicht ahnen, welche Neuigkeit Loren überbracht hatte, aber er war ganz sicher der Meinung, sie könne nicht so wichtig sein, daß er deshalb auf sein Festessen verzichten sollte. Die Truthähne waren lebend aus Honolulu geliefert worden; der Vorrat war begrenzt.
    Loren sagte: »Nun muß ich wieder zu Kendra und zu meinem Sohn.« Er trat zum Klavier, wartete, bis Rosabel ihr Stück zu Ende gespielt hatte, und teilte alsdann die große Neuigkeit auch Mr. Fenway mit.

45
    Marny ging, bevor sie Kendra besuchte, in Chase und Fenways neuen Laden, um ein Geschenk zu kaufen. Es war feuchtkalt und düster, regnete aber nicht. Sie wickelte sich in ihren Kaschmirschal und eilte über den hölzernen Bürgersteig. Troy hielt die Hand am Griff seiner Pistole und funkelte jeden an, der etwa auf den Gedanken kommen sollte, sie anzusprechen.
    Die Montgomery Street war eine barbarische Mischung aus Schmutz und Pracht. Die Ratten wühlten in den Abfällen. Es stank ganz fürchterlich. In den erleuchteten Schaufenstern der Geschäfte lagen jedoch Hüte und Spitzen aus New York, Seide aus China, Weine und Parfüms sowie feierliche Roben und Abendanzüge aus Frankreich.
    Während Marny noch diese Luxusgegenstände bewunderte, öffnete der Schwarzbart die Ladentür. Als sie bei Chase & Fenway eintraten und sich umsahen, wuchs ihre Überraschung. Dieses neue Geschäft erinnerte in nichts an den alten Laden. Hier gab es einen mit Teppichen belegten Mittelgang, mit Glas verdeckte Auslagen und Vitrinen, die wahre Prachtstücke enthielten. Ein adretter junger Verkäufer kam ihnen entgegen. Er verbeugte sich gewandt. Offenbar war er in einem großen Warenhaus der Vereinigten Staaten ausgebildet worden.
    »Guten Morgen, Madam, guten Morgen, Sir«, grüßte er. »Kann ich Ihnen dienlich sein?«
    Marny hatte nicht die Absicht, allzu verschwenderisch mit ihrem Geld umzugehen. Aber Kendra war ihre Freundin, und das wollte sie ihr zeigen. Also wählte sie ein hyazinthenblaues chinesisches Satinkleid mit vielfarbener Seidenstickerei.
    »Es hält warm, ist nützlich und obendrein ein Kunstwerk«, meinte sie und strich befriedigt darüber. Marny spürte gern Seide unter ihren Fingern.
    Immer noch eskortiert von Troy, stieg sie den Berg hinauf. Serena berichtete: »Es geht Mrs. Shields gut. Dr. Rollins ist soeben da. Nicht daß sie jetzt noch einen Arzt nötig hat, aber sie kennen ja Mr. Shields: Er gibt sich erst zufrieden, wenn Dr. Rollins täglich kommt und versichert, Kendra sei gesund. – Auch Mrs. Chase ist anwesend, eine nette Dame, so freundlich und liebenswürdig. Und hier auf dem Herd steht Kaffee, und im Speiseschrank ist ein Kuchen verwahrt. Natürlich kann ich nicht so hervorragend kochen und backen wie Mrs. Shields; wenn Sie aber ein Stück Kuchen kosten wollen, so sind Sie herzlich eingeladen.«
    Troy folgte ihr erfreut in die Küche. Marny, das Kleid in der Hand, ging die Treppe hoch. Vor Kendras Tür wartete Mrs. Chase auf das Erscheinen des Arztes.
    Mrs. Chase, die keineswegs so hochmütig war, wie ihr Mann glaubte, lächelte Marny an und sagte: »Kendra wird sich gewiß freuen, Sie zu sehen.« Einen Augenblick danach kam Dr. Rollins heraus. Er war eine gute Seele, der viel für seine Mitmenschen übrig hatte. Einige Male war er auch schon im Calico-Palast gewesen. Jetzt rief er:
    »Nun, Marny, wie geht's, wie steht's?«
    »Danke, gut. Und Kendra? Hat sie wirklich keinerlei Beschwerden?«
    »Beschwerden?« wiederholte Dr. Rollins in spöttischem Ton. »Nie im Leben habe ich eine leichtere Entbindung erlebt. Ich brauchte eigentlich gar nichts zu tun. Das war so, als wenn man eine Erdnuß knackt.« Und er eilte hinab zu Serenas Kuchen und Kaffee, während Mrs. Chase ihm mit Belustigung, aber auch mit Verzweiflung nachblickte. Dann drückte sie Marnys Arm und fragte:
    »Finden Sie nicht, daß Männer manchmal ganz abscheulich sind?«
    Eine solche Frage kam bei Marny an die falsche Adresse, denn sie hatte noch nie ein Kind gehabt und gedachte auch in Zukunft keines zu bekommen, wenn es nach ihr ging. Außerdem fand sie Männer keineswegs abscheulich.
    Kendra lag auf einem Stapel Kissen. Sicher gab es in San Francisco kein zweites Schlafzimmer, das so gemütlich gewesen wäre. Nahe ihrem Bett stand die Krippe. Das Baby schlief unter einer weißen Decke. Im Kamin prasselte das Feuer. Auf dem Nachttisch lagen die Alta und deren Konkurrenzblatt, die Pacific

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