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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Schließlich sticht nicht jede Karte. Aber im großen und ganzen hat sich die Sache gelohnt. Um ehrlich zu sein: Ich habe eine Menge Geld verdient.«
    Beide lachten. Einen Augenblick später wurde Kendra wieder nüchtern. »Marny?« fragte sie.
    »Ja?«
    »Sag Loren nicht, wieviel du für das Holz bezahlen mußtest. Er ist froh, daß er es hat. Aber wenn er wüßte, was du dafür ausgegeben hast, wäre ihm das unangenehm.«
    »Ich verstehe«, antwortete Marny und wechselte das Thema: »Guck mal nach draußen, Kendra. Die Sonne scheint ja!«
    Sie traten zum Fenster. Der Sturm hatte die Wolken zerrissen. Der Himmel war nun strahlend blau.
    »Wie schön«, murmelte Kendra. »Wie lange ist's her, daß ich die Sonne zuletzt gesehen habe.«
    »Kalt und sonnig. Ein Weihnachtswetter, wie es sein soll. Hoffentlich bleibt es eine Weile so.«
    Serena kam herein und berichtete: »Die Männer haben mich aus der Küche vertrieben. Gestern war ich mit meinem Mann im Zirkus. Der Clown ist lustig, und die Akrobaten sind wunderbar, aber auch die Drahtseilkünstler sind hervorragend, und dann diese Mrs. Rowe, die auf dem ungesattelten Pferd reitet und sich schließlich auf die Fußspitzen stellt … oh, es ist phantastisch.« Sie sprach noch immer vom Zirkus, als die Männer sich wieder zu ihnen gesellten.
    »Wir haben alles gespült«, verkündete Pocket stolz, »und es ist nicht ein einziger Teller dabei zu Bruch gegangen. Aber jetzt wollen wir singen.« Er nahm das Buch mit den Liedern zur Hand. »Spielen Sie, Kendra?«
    Sie ging zum Klavier, und Hiram meinte versonnen:
    »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letztenmal ein Weihnachtslied gesungen habe.«
    Kendra schlug die Tasten an. Hiram hatte einen schönen tiefen Bariton, und er sang gern, wobei er sein Glas im Rhythmus der Musik schwang. Alle sangen sie, nur Marny nicht. Da sie außerstande war, auch nur einen richtigen Ton von sich zu geben, rollte sie sich auf dem Sofa zusammen und schlürfte Brandy. Sie war auch so vollauf zufrieden.
    Als die Sonne schließlich hinter den Bergen versunken war und die Stadt düster zu werden begann, brachen sie auf. Es sei ein schöner Tag gewesen, beteuerten sie alle, und Kendra versicherte, daß sie sehr glücklich sei. Hiram, Pocket und Marny gingen zusammen den Berg hinunter. Kendra und Loren, die ihnen von der Veranda aus nachschauten, hörten Hiram ein altes Trinklied anstimmen.
    »Ich glaube, Hiram hat einen sitzen«, sagte Loren amüsiert.
    »Solange er dabei lustig ist, schadet's doch niemandem«, antwortete Kendra.
    Gegen vier Uhr morgens erwachte sie durch das Schreien des Kindes. Loren schlief weiter. Kendra schlüpfte aus dem Bett, stillte den Kleinen und steckte ihn dann wieder in seine warme Krippe. Wie still es nun im Hause war. Der Sturm, der meist in den Winternächten brauste, war abgeklungen. Kendra sah die Sterne am Himmel blinken. Es war kalt und klar. Sie huschte ins Bett und schlief wieder ein.
    Seit der Geburt des Kindes war Kendra in den Nächten sehr empfindlich für Geräusche. Obgleich sie in tiefem Schlaf lag, schreckte ein Laut sie plötzlich auf. Sie stützte sich auf dem Ellbogen hoch und starrte im Finstern zu der Krippe hinüber. Doch das Baby verhielt sich still. Allmählich wurden ihre Sinne klarer: Sie vernahm Schreie von Menschen, Läuten von Glocken, Rufe der Furcht und der Angst. Etwas ging da vor sich, etwas Schlimmes, etwas Schreckliches – und just in dem Moment, da sie begriff, wachte auch Loren auf. »Was ist los?« fragte er.
    Im nächsten Augenblick hörten sie Geräusche auf der Treppe. Ralph stellte verstört irgendwelche Fragen, Serena schrie beunruhigt auf. Das Kind erwachte. Loren sprang aus dem Bett.
    »Bleib, wo du bist«, rief er und lief zum Fenster, von dem aus Stadt und Bucht zu überblicken waren.
    Kendra richtete sich auf. Loren stammelte unverständliche Worte, dann drehte er sich auf dem Absatz um. In einem so entsetzten Ton hatte sie ihn noch nie sprechen hören.
    »Gott steh uns bei, Kendra. Die Stadt brennt!«
    Kendra eilte ans Fenster. Die Flammen züngelten an den Hängen gegen den Himmel. In ihrem furchtbaren Schein sah sie viele, viele Menschen auf der Straße. Manche waren angezogen, andere hatten sich nur irgendeinen Fetzen übergeworfen; barfüßige Leute zitterten in Nachthemden. Nochmals blickte sie den Berg hinab, überall war Tumult. Plötzlich schrie sie auf:
    »Es ist der Plaza – es ist in der Kearny Street – es ist der Calico-Palast!«
    »Es ist der

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