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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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und rings um sie zufriedene Männer, die ihrem Spiel lauschen?«
    Bruno Gregg verstand. Während sie sich unterhielten, fertigte er auch schon Skizzen an. Am Nachmittag kam er mit Entwürfen für Transparenzbilder, die alle Fensterscheiben schmücken sollten. Außerdem brachte er ein Kartenspiel mit, und nachdem Marny für einige Skizzen Modell gesessen hatte (was die Packjungen aufs äußerste interessierte), erklärte Bruno, mit der Arbeit an den Gemälden werde er am nächsten Morgen beginnen. Und er werde sie rechtzeitig vollenden. Marny brauche sich deswegen keine Sorgen zu machen.
    Am Tag darauf empfing Marny den Besuch von Dwight Carson.
    Er kam nicht in den Raum gestürzt wie Norman, er schaute sich auch nicht überrascht um wie Gregg. Er war eine viel zu bedeutende Persönlichkeit, um das eine oder das andere zu tun. Dwight Carson wurde von Mr. Chase in den Lagerraum eskortiert. Die Verbeugung, mit der Mr. Chase den Baumeister vorstellte, und seine förmlichen Worte: »Mr. Carson möchte Sie sprechen, Ma'am«, versetzten Marny einen Schock.
    Höflich gab sie ihm die Hand. »Wie geht es Ihnen, Mr. Carson?« Dwight, der den Hinweis sogleich verstand, entgegnete: »Es ist mir ein Vergnügen.« Mit dem Namen sprach er sie nicht an. Diese Begegnung war zu wichtig, als daß er sie hätte Marny nennen können. Übrigens war es weder ihm noch Mr. Chase jemals eingefallen, sich nach ihrem Familiennamen zu erkundigen. Doch sobald Mr. Chase sich zurückgezogen hatte, griff Marny nach beiden Händen Carsons. »Ach, ich bin ja so froh, Sie zu sehen! Vielen Dank, vielen Dank. Norman erzählt, Sie wollen einen neuen Calico-Palast für uns bauen.«
    Dwight Carson behielt ihre Hände in den seinen, lächelte auf sie herab und blickte offen in ihre lebhaften grünen Augen. »Für Sie«, verbesserte er mit klarer Stimme.

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    Marny machte große Augen. Natürlich, dachte sie, wie dumm von mir, daß ich das nicht früher begriffen habe.
    Dwight zog einen Stuhl herbei und setzte sich mit dem Rücken zum Raum. Er sprach leise, aber jedes Wort war deutlich zu verstehen.
    »Was geht mich Norman an? Er ist nicht besser als jeder andere Spieler an der Plaza.«
    Marny hätte ihm sagen können, daß Norman durchaus besser war als alle andren Spieler an der Plaza (sie selbst ausgenommen), und daß dies allein der Grund dafür war, daß sie ihn als ihren Partner gewählt hatte. Aber Dwight ließ eine Rede vom Stapel, die er sich offenbar zurechtgelegt hatte, und zwar seit langem. Außerdem interessierte Marny sich dafür. Also hörte sie ihm zu.
    »Aber Sie … ich meine es ernst. Nur selten begegnet ein Mann einem so tadellosen Mädchen, wie Sie eines sind. Ein Mädchen, das auf sich achtet, das ehrlich spielt und allezeit bei guter Laune ist. Und daß ich jetzt mit ansehen muß, was Ihnen widerfahren ist … Ein Mann, der ein Herz hat, muß mit Ihnen leiden.«
    Marny wußte, wie man auf derlei Gerede zu antworten hatte. Sanft und seidenweich erwiderte sie:
    »Ach, Dwight, Sie haben ja so viel Verständnis …«
    »Ich halte viel von Ihnen, Marny«, versicherte Dwight ehrlich. »Ich bewundere Sie. Es gibt nicht viele Leute, die so sind wie Sie. Und jetzt … nun, jede andere Frau an der Plaza würde sich hysterisch benehmen, nachdem sie so viel in ihr Haus gesteckt hat und es jetzt vernichtet sieht. Sie sind ganz anders. Ich möchte Ihnen helfen. Sie wissen ja gar nicht, was für eine hohe Meinung ich von Ihnen habe, Marny.«
    Nein, überlegte Marny, das wußte ich nicht. Aber ich bin ein Mädchen von rascher Auffassungsgabe.
    Dwight sprach weiter. Sein Mitgefühl war echt, und echt war auch seine Achtung. Er benahm sich so ernst, daß Marny einen Moment fürchtete, er werde sie um ihre Hand anhalten. Sie wollte weder Dwight noch irgendeinen andern Mann heiraten: Eine Heirat war etwas Dauerhaftes, das sie abschreckte. Doch als er weitererzählte, gewann sie den Eindruck, daß er ebensowenig ans Heiraten dachte wie sie selber. Allerdings interessierte er sich sehr für sie.
    Wenngleich beide in Honolulu gewohnt hatten, waren sie einander nie ins Gehege gekommen. Früher hatte Dwight in New York gelebt. Als er in Honolulu eintraf, war Marny gerade abgereist; er hatte sich dann noch einige Monate in Hawaii aufgehalten, ehe ihn das Goldfieber nach San Francisco trieb. Im Calico-Palast war er oft gewesen. Heute jedoch unterhielten sich die beiden zum erstenmal richtig. Sie lauschte ihm mit wachsender Aufmerksamkeit. Die meisten Männer,

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