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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Männer Maß, stellten Berechnungen an, entwarfen Pläne.
    Als sie die Ecke der Kearny Street erreichten, fiel Marnys Blick auf das Spielhaus Verandah, das zwar versengt, aber nicht verbrannt war; gegenüber wurde an einem neuen El Dorado gearbeitet. Daneben luden Männer Backsteine ab, die für den Neubau des Parker House bestimmt waren. Da es aus Holz gewesen war, hatte das Lokal buchstäblich wie ein Bündel Reisig gebrannt; offenbar sollte das neue Gebäude massiver werden. Wo Denison's Exchange gestanden hatte, erhob sich nun ein zweistöckiger Bau, der zur Hälfte fertig war.
    »Wie, um alles in der Welt, können sie denn so rasch arbeiten?« fragte Marny verwundert.
    Mit einem geringschätzigen Lächeln antwortete Dwight:
    »Sie bauen mit Teerpapier und Zahnstochern. Die Eigentümer von Denison's Exchange haben mit einem Bauunternehmer einen Vertrag abgeschlossen, als die Asche noch glomm. Dieser Mann hat versprochen, das neue Haus binnen sechzehn Tagen fertigzustellen. Hält er seinen Vertrag, dann soll er etwa sechzig Kilogramm Goldstaub erhalten. Für jeden Tag, den er länger braucht, verringert sich der Lohn. Macht er aber so weiter wie bisher, dann wird es mich nicht überraschen, wenn er statt in sechzehn Tagen schon in zehn fertig ist. Und dann können sie ihren Laden wieder öffnen. Das heißt: falls kein Windstoß den Bau umlegt.«
    Oder, dachte Marny, falls keine weggeworfene Zigarre ein neues Feuer verursacht.
    Das alles mochte zwar dramatisch sein, Marny war aber nicht hierhergekommen, um sich Denison's, das Parker House oder das El Dorado zu betrachten. Sie wollte sehen, was am Calico-Palast vor sich ging. Carson warnte sie: »Der Bürgersteig der Kearny Street ist verglüht, und da es nicht geregnet hat, ist der Schlamm auch nicht fest geworden. Bitte, bleiben Sie zunächst einmal stehen, bis ich den Weg geprüft habe.«
    Also blieb sie, wo sie war. Dwights Stiefel versanken bis zu den Knien im Morast. An manchen Stellen reichte der Schlamm gar bis zur Taille.
    »Nun, Miß Randolph«, sprach eine Männerstimme sie an.
    Marny schaute verblüfft auf. Kaum jemand hatte sie jemals so genannt. Neben ihr stand Captain Pollock. Wie immer wirkte er kräftig und gesund, und er war auch gut gekleidet. Seine dunkelblaue Marineuniform war sauber. Er hatte seine Mütze nicht abgenommen, was sie ein wenig merkwürdig fand. Die meisten Männer in San Francisco entblößten vor einer Frau den Kopf und verbeugten sich. Pollock starrte sie an – weniger wütend als vielmehr triumphierend.
    »Jetzt hat es also auch Sie erwischt«, sagte er.
    Marny seufzte. Sie wäre gern vom Bürgersteig auf den Fahrdamm getreten und zu Dwight gegangen, beschloß jedoch, lieber eine Minute in Gegenwart des Kapitäns auszuharren, als in ein tiefes Schlammloch zu fallen. »Ach, lassen Sie mich«, versetzte sie und fügte dann hinzu: »Sie dummer Narr!«
    »Ich werde Sie nicht aufhalten«, bemerkte Captain Pollock. »Ich wollte lediglich andeuten, daß jetzt vielleicht auch Sie eine Ahnung von den Gefühlen bekommen, die mich beim Anblick meiner verrotteten Cynthia befallen.«
    »Aber ich gebe nicht auf«, entgegnete Marny. »Ich werde das Haus wieder aufbauen. Sie aber geben auf. Sie könnten sehr wohl nach New York zurückfahren.« Plötzlich kam ihr ein schadenfroher Einfall. »Falls Sie nach Hause wollen, so kann ich Ihnen eine Fahrkarte verkaufen – für die Oregon nämlich, die in der nächsten Woche abfährt.«
    Pollock stierte sie voller Haß an. Dann lächelte er verächtlich. »Wie immer verstehen Sie es, Fußangeln zu legen.«
    In diesem Augenblick tauchte Dwight Carson wieder auf. Er nahm Marnys Arm. Zu Pollock gewandt sagte er:
    »Vorsicht, Captain. Kommen Sie nicht in mein Fahrwasser.«
    Es gab Marny einen leichten Ruck. Dwight war sich seiner Sache ja ziemlich sicher, da er bereits von seinem ›Fahrwasser‹ sprach. Und dabei hatte sie noch nicht einmal den Plan zum neuen Calico-Palast gesehen. Sie hatte ihm auch noch keinerlei Zusagen gemacht; sie war auch nicht gesonnen, ihm irgendwelche Rechte einzuräumen. Nein, er sollte erst sein Können beweisen.
    Pollock verneigte sich höflich und knapp vor Carson. »Ich bitte um Verzeihung, Sir.« Und damit spazierte er in Richtung des Hafens davon.
    »Ich hätte Sie nicht allein lassen dürfen«, meinte Dwight bedauernd. »Hat dieser Mann etwas Ungehöriges zu Ihnen gesagt?«
    »Nein. Er ist bloß nicht ganz richtig im Kopf. Haben Sie das denn noch nicht gehört? Er

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