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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gefrühstückt hatte, setzte sie sich mit ihrem Nähzeug ans Fenster, um nicht im Wege zu sein, falls Mr. Chase kommen sollte. Bei dem Gedanken, wie glücklich er sein würde, wenn sie ihn endlich von ihrer lästigen Gegenwart befreite, mußte sie in sich hineinlachen.
    Die Tür wurde aufgemacht. Foxy kam auf sie zu. »Guten Morgen, Marny.«
    Sie lächelte. Foxy trat von einem Bein aufs andere. Sein langes Gesicht mit den großen Zähnen hatte einen ernsten Ausdruck. »Hören Sie mal, Marny«, redete er sie schließlich an.
    »Was ist los, Foxy?«
    »Ich muß Ihnen was erzählen.«
    Marny gab einen geduldigen Seufzer von sich. Foxys Aussehen ließ vermuten, daß seine Nachricht nichts Gutes sein werde. Sie hatte schon oft beobachtet, daß Leute, die Neuigkeiten zu überbringen hatten, besonderen Genuß daran fanden, wenn die Neuigkeit möglichst unselig war. Sie mußte an Foxys Behagen denken, als er ihr vom Tod Delberts berichtet hatte – eine Nachricht, die sie selber kaum berührt hatte. »Also, was ist los?« fragte sie.
    »Es geht um Ihren Freund – um unseren Freund«, begann Foxy. »Um Loren Shields.«
    Aufgeregt schob Marny ihre Näherei zur Seite. »Was ist mit Loren?«
    Foxy sprach mit düsterer Wichtigkeit:
    »Es geht ihm gar nicht gut.«
    »Wieso denn, Foxy? Ralph Watson hat doch gesagt, er sei soweit ganz in Ordnung.«
    »Ja, das haben sie alle geglaubt«, versetzte Foxy. Loren tat ihm leid, zugleich aber freute er sich darüber, daß er als erster diese bedeutsame Nachricht überbringen konnte. »Loren geht's jetzt schlecht.«
    Gestern hatte Marny Dwight bitten wollen, er möge mit ihr zu Kendra gehen, damit sie sich nach Lorens Befinden erkundigen könne. Sie hatten jedoch in der Kearny Street so lange über den Calico-Palast gesprochen, daß es darüber dunkel geworden war und sie den Besuch auf heute verschoben hatte.
    »Was meinst du mit ›schlechtgehen‹, Foxy?«
    »Heute früh ist Ralph gekommen und hat erklärt, er könne nicht arbeiten, da er Mrs. Shields behilflich sein müsse. Gegen vier Uhr in der Nacht ist Loren durch einen stechenden Schmerz in der Seite wach geworden. Kendra hat sogleich Dr. Rollins benachrichtigen lassen. Sie hat große Angst.« Große Angst hatte indessen auch ihn, Ralph Watson, beschlichen, als er mit dem Arzt zurückkam und Loren sah. Er war vor Schmerz entstellt, und der kalte Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er gab sich Mühe, nicht zu schreien, aber es gelang ihm dennoch nicht, das Schreien zu unterdrücken. Ralph hatte nun Mr. Chase Bescheid gegeben, und dessen Frau war sofort hinübergegangen, um Kendra beizustehen. Mr. Chase war bis jetzt noch nicht im Laden erschienen.
    »Loren geht's schlecht«, wiederholte Foxy.
    In diesem Moment trat Mr. Fenway ein. »Eine häßliche Geschichte, das mit Loren«, meinte er traurig. »Der beste Mann, den wir jemals hatten. Ehrlich und zuverlässig. Ein Mann von gesundem Menschenverstand.« Heute paßte seine trübe Miene endlich einmal zum Anlaß. »Eine häßliche Geschichte. Nun, Foxy, ich glaube, du und ich, wir machen uns am besten an die Arbeit.«
    Loren mußte sehr krank sein, wenn nicht einmal Ralph arbeitete, denn er nahm es mit seinen Pflichten sehr ernst. Aus einem geringfügigen Grund wäre er niemals ferngeblieben. Lorens Zustand schien gefährlich zu sein. Dieser Nagel mußte tiefer in sein Fleisch eingedrungen sein, als sie angenommen hatten. Vielleicht war es ein rostiger Nagel gewesen. War Loren am Ende todkrank?
    Ach, natürlich nicht! Er war ein so junger, gesunder Mann. Selbstverständlich würde er sich wieder erholen.
    Doch gesetzt den Fall, er würde sich nicht wieder erholen?
    Marny hatte nie an Dinge glauben können, die sie im Innern für unglaubwürdig hielt. Sie wußte: Wenn Loren sterben sollte, dann würde das für Kendra keine Tragödie bedeuten. Kendra hatte ihn geheiratet, als sie erschüttert, ängstlich und einsam gewesen war. Damals hatte Lorens Güte ihr eine Zuflucht geboten. Sie führten keine unglückliche Ehe. Wenn sie beide bis ins hohe Alter zusammenlebten, würde Kendras Ehe so wie die der meisten Leute gewesen sein, vielleicht sogar glücklicher als die der meisten andern. Doch während Loren seine Frau innig liebte, lagen die Dinge bei ihr anders; Kendra hatte ihren Mann sehr gern, aber sie liebte ihn nicht. Falls Loren starb, würde er ihr fehlen. Seine Güte ließ sich nicht so leicht vergessen. Aber sie würde darüber hinwegkommen.
    Um ihre Ungeduld zu bezähmen, nahm

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