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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gebrauchen seien. Marny zuckte duldsam die Achseln. Sie würde sich morgen einen Feiertag gönnen. Rosabel und Mr. Fenway wollten an den Feierlichkeiten teilnehmen. Kendra hatte Pocket und Hiram zum Essen eingeladen. Marny hatte die Absicht, bis Mittag zu schlafen.
    Doch um fünf Uhr am Morgen des 4. Juli rissen die Alarmglocken sie aus dem Schlaf. Ein Schuft hatte trockene Planken im Hof eines Saloons an der Clay Street in Brand gesteckt. Die Feuerwehrmänner brausten mit einem Lärm heran, der noch schlimmer war als der vor wenigen Stunden. In sehr kurzer Zeit ratterten sie wieder davon. Sie hatten gezeigt, daß sie durchaus ihren Mann zu stehen wußten. Der Brand war gelöscht. Es war kein Schaden entstanden. Die Feierlichkeiten konnten wie geplant beginnen.
    Am Abend servierte Kendra Roastbeef, Dwigth goß Rotwein ein, und alle fühlten sich bei guter Stimmung. Kendra und Marny lobten die Feuerwehrleute. Marny betonte, man müsse sie vor allem deswegen rühmen, weil die meisten tief in die Flasche geguckt hätten. Sie lachte zwar, war jedoch nicht ganz beruhigt. Gewiß, diesmal war nichts passiert. Strolche gab es indessen überall. Marny fürchtete, es könne bald wieder irgendwo brennen.
    Doch Marny grübelte nicht lange über die Zukunft nach, auch beschäftigte sie sich nicht mit der Vergangenheit, denn die Gegenwart nahm sie vollauf in Anspruch. Zwei Wochen nach dem Feiertag wurde nämlich die zweite Etage des Calico-Palastes fertig, und nun hielt sie Einzug in ihren Spielsalon. Dwight baute weiter. Als besondere Attraktion fügte er dem Haus einen vergitterten Balkon an, von wo aus Marny und ihre Freunde das Treiben auf der Plaza beobachten konnten. Passanten, die von den Transparenzbildern in den Fenstern angelockt wurden, bemerkten nach ihrem Eintritt nicht, daß die roten Samtvorhänge Eisenläden verbargen, die bei Gefahr geschlossen werden konnten. Zwischen den Fenstern sahen sie die Bilder schöner Frauen, gelegentlich auch eine Szene aus den Goldbergen. Die Spielsäle des Calico-Palastes waren die luxuriösesten der Stadt.
    Fast nichts erinnerte nun noch an die Brände vom Mai und Juni. Wie Löwenzahn im Frühling schossen überall neue Häuser empor. Mit Bedauern erwähnten die Geistlichen die Tatsache, daß die schönsten dieser Gebäude Tempel der Sünde waren. Der Prediger auf der Plaza wußte ein Lied davon zu singen. Solange jedoch die Bürger mit ihrem Gold herbeigeströmt kamen, betrübte dies Marny und Norman nicht. Marny und Kendra hatten sich hinter dem Spielsalon Schlafzimmer eingerichtet. Rosabel, die Norman aus dem Wege gehen wollte, blieb während der wenigen Wochen bis zu ihrer Hochzeit im Gresham Hotel. Die Trauung wurde Anfang August in der Unabhängigen Gemeindekirche vollzogen. Hiram und Pocket, beide elegant gekleidet, brachten Kendra hin. Norman erschien nicht, Marny und Dwight waren dagegen anwesend.
    Mr. Fenway zählte zu den angesehensten Bürgern, also war die Kirche gut besucht. Mr. Chase und Frau hatten sich eingefunden – unschlüssig freilich, aber immerhin benahmen sie sich loyal. Ralph Watson war gleichfalls da. Serena, die bald ihr Kind erwartete, hatte es für unschicklich gehalten, in ihrem derzeitigen Zustand einer Trauung beizuwohnen. Serena war glücklich darüber, daß ein Mädchen wie Rosabel beschlossen hatte, künftig auf dem Pfad der Tugend zu wandeln.
    Auch Foxy und die andern Packjungen waren gekommen: frisch gewaschen, rasiert, gekämmt; das war ihnen ungewohnt, so daß sie sich nicht behaglich fühlten. Man gewann den Eindruck, ihre Hände und Füße seien doppelt so groß wie sonst. Im übrigen nahmen Geschäftsfreunde an der Zeremonie teil. Unter ihnen erblickte Kendra zu ihrer Überraschung Captain Pollock. Hiram und Pocket sagten ihr, Chase und Fenway planten eine Erweiterung ihres Unternehmens, und die dazu erforderlichen Ziegelsteine solle Pollock aus seiner Ziegelei liefern. Es sei also nicht bloß ein Akt der Höflichkeit, wenn er sich bei der Trauung sehen ließ, sondern auch von geschäftlichem Interesse für ihn.
    Pollock trat mit einer Verbeugung zur Seite, damit Kendra zuerst durch die Tür gehen konnte. Sie dankte ihm mit einem Lächeln, er aber dachte gar nicht daran, zurückzulächeln. Hinter ihr schritten Dwight und Marny. Korrekt wartete Pollock noch einen Moment, um auch Marny den Vortritt zu lassen. Er warf ihr jedoch einen starren Blick zu. Sie trug ihre Perlen. Pollocks Blick wanderte von dem Schmuck noch einmal in ihr Gesicht.

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