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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Publikum sprang auf. Überall im Theater hörte man ängstliche Rufe. Jeder fürchtete, das Feuer könne sein Eigentum vernichten. Jedermann fürchtete aber auch, die Plünderer könnten sich den Tumult zunutze machen. Alle wollten so schnell wie möglich ins Freie. Wo waren die Türen? Kein Mensch schien sich mehr daran erinnern zu können. Sie stießen einander, kämpften mit den Ellbogen. Jeder verlangte vom nächsten, er solle ihm Platz machen. Eine Panik schien unvermeidlich zu sein.
    Es gab jedoch keine Panik. Hortensia hatte ihre Gitarre weggelegt und war zum Klavier geeilt. Sie begann zu spielen.
    Und zwar spielte sie einen Marsch. Sie hämmerte ihn mit aller Kraft. Sie spielte so laut, daß die Leute trotz ihres Schreiens jeden Takt vernahmen. Das Dramatic Museum war kein großes Theater, und Hortensias Schläge donnerten wie Kommandogebrüll.
    Allmählich benahmen sich die Zuhörer ruhiger. Ihre Schritte folgten – ohne daß sie es merkten – dem Rhythmus. Ihr Abgang verlief nicht ganz ordentlich, aber es wurde wenigstens niemand niedergeschlagen oder zu Boden getrampelt.
    Marny und Dwight sahen das alles mit Staunen und Bewunderung von ihrer Loge aus mit an. Dwight hatte sich der Tür zugewandt, war jedoch bei dem majestätischen Klang von Hortensias Musik stehengeblieben. Jetzt sagte er mit Hochachtung:
    »Habe ich nicht gesagt, daß sie gut ist!«
    »Sie ist mehr als gut«, versetzte Marny. »Sie hat Köpfchen.«
    Jetzt war Marny überzeugt. Diese Hortensia mußte Rosabels Platz im Calico-Palast einnehmen. Falls der Calico-Palast morgen noch stand, fiel ihr erschreckt ein.
    »Beeil dich, Marny! Siehst du den Rauch dort drüben? Das scheint in der Sacramento Street zu sein. Dort stehen ein paar Häuser von mir. Komm doch, Marny!«
    Dwight brachte sie auf Trab. Sie hatte nichts dagegen einzuwenden, denn eine Riesenlast war ihr vom Herzen gefallen: An der Plaza brannte es nicht. In ihrer Freude fand sie es amüsant, daß Dwight sich offenbar weniger Sorgen um ihre Sicherheit machte – und um seine eigene – als um seine Gebäude: Hielten sie dem Feuer stand? Während er mit ihr der Brandstelle entgegenhastete, hörte sie ihn ausrufen:
    »Der Calico-Palast ist nicht gefährdet.«
    Fast außer Atem fragte Marny:
    »Sollen wir nicht lieber das Dach überfluten?«
    »Das ist nicht nötig. Der Wind bläst in eine andere Richtung.«
    Seine Stimme klang ein wenig enttäuscht. Dwight wünschte so sehnlich einen Beweis dafür, daß seine Gebäude jeden Feuersturm aushalten konnten. Und jetzt blies der Wind in die falsche Richtung! Marny hätte am liebsten gelacht, doch gleichzeitig tat er ihr beinahe leid.

57
    Zur Freude Marnys und zur geheimen Enttäuschung Dwights geriet der Calico-Palast in dieser Nacht nicht in Gefahr. Doch als der Brand gelöscht war, fühlte Dwight sich geradezu glücklich: Zwei Häuser in dem niedergebrannten Bezirk hatten das Feuer überstanden, und beide waren von ihm gebaut worden.
    Einige Tage nach der Katastrophe veröffentlichte eine Zeitung einen Artikel über Dwights Konstruktionsweise. Der Verfasser gab den andern Architekten den dringenden Rat, Carsons Methoden zu studieren und daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen. Er pries die Wasserbehälter auf den Dächern, und noch mehr pries er Dwights Weigerung, in aller Eile zu bauen.
    »Mr. Carson weiß, daß ein Haus nicht wie ein Blätterpilz über Nacht in die Höhe schießen soll. Allzu viele Leute in San Francisco scheinen das nicht zu wissen.«
    Dwight kaufte fünfzig Exemplare der Zeitung. Die Hälfte schickte er seinem Vater, seinen Brüdern und seinen Freunden in New York. Den Rest behielt er, um sich an dem Bericht zu weiden.
    Sein Büro wurde von Männern belagert, die Banken, Läden und Hotels von ihm gebaut haben wollten. Dwight lehnte ab. Er beschäftigte sich mit zwei Gebäuden, die er bereits vor dem Brand begonnen hatte. Ehe sie nicht vollendet waren, wollte er nichts Neues anfangen. Marny indessen äußerte gegenüber Kendra:
    »Dwight weist neue Aufträge zurück, weil er die Absicht hat, nach New York zu reisen. Er hat noch nicht darüber gesprochen, aber er schlägt die Zeitung auf und deutet auf den Artikel über ihn. Er sagte: ›Das wird ihnen zeigen, daß ich etwas kann. Ich habe den Beweis geliefert.‹«
    Sie saßen in der Küche und tranken Schokolade. Marny streichelte Geraldine, die sich in ihrem Schoß zusammengeringelt hatte.
    »Ich glaube, er gibt sich nicht damit zufrieden, daß irgendeiner

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