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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Auch in den Privaträumen war viel Betrieb. Marny trat ein und wischte mit einem Taschentuch über die Augenbrauen. Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und seufzte dankbar, als Hiram ihr eine Tasse Kaffee zuschob. Von irgendwoher kam eine Lachsalve. Hiram meinte:
    »Das Geschäft scheint ja großartig zu gehen.«
    »Ja, wir haben einen enormen Betrieb. Und morgen wird's noch toller zugehen, wenn sie Schampus trinken. Ich halte ja nicht viel von Schampus, aber die Jungs glauben, sie fühlten sich wohler, wenn sie ihn hinter die Binde gießen. Vor allem, wenn er schlecht schmeckt und viel Geld kostet.«
    Als Marny wieder an ihren Spieltisch gegangen war, sagte Hiram zu Kendra: »Ich bin gekommen, um Ihnen einen Vorschlag zu machen. Haben Sie Lust, morgen abend mit mir im Union Hotel zu essen?«
    »Das würde mir gefallen«, entgegnete sie und blickte ihm offen in die Augen. »Sie sind so gut zu mir, Hiram.«
    »Nein, das bin ich nicht«, versetzte er entschieden. »Ich freue mich über Ihre Gesellschaft.«
    »Das freut auch mich«, antwortete sie leise. »Ich möchte nicht über das vergangene Jahr sprechen. Das war zu schwer. Aber Sie sind mir eine Hilfe gewesen, Hiram.«
    »Mehr will ich gar nicht«, gab er zurück und stand auf. Er schaute ihr ins Gesicht und umklammerte mit seinen großen Händen die Lehne des Stuhls. »Kendra, ich muß Ihnen etwas sagen«, platzte er unvermittelt heraus, hielt aber sogleich inne.
    »Ja, Hiram?«
    »Ich hab's bisher noch nicht gesagt«, fuhr er ruckweise fort, »weil … nun, ich habe nicht gewußt, wie ich's ausdrücken sollte. Ich weiß es auch jetzt noch nicht. Ich muß viel über Sie nachdenken. Das wissen Sie bestimmt. Aber gerade weil ich Sie so gern habe, ist es schwer, die richtigen Worte zu finden.«
    Kendra öffnete erstaunt den Mund. Nicht etwa, weil Hiram ihr soeben gestanden hatte, daß er sie gern mochte (das wußte sie in der Tat bereits), sondern weil sie Hiram zum erstenmal verschüchtert sah.
    »Sie gehören einer besonderen Menschenrasse an, Kendra. Solche Menschen sind selten.« Er trat von einem Fuß auf den andern. »Ich habe auf der Cynthia eine Menge gelernt. Auf diesem Schiff waren ein paar gute alte Seebären. Sie benutzten ein Wort für Leute, die sie am höchsten respektierten. Sie sagten: ›Er weiß mit dem Wind zu segeln, den Gott geschickt hat.‹ Und eben das können auch Sie.«
    Kendra war bestürzt und widersprach rasch. »Nein, das kann ich nicht, Hiram. Ich versuche es, aber …«
    »Aber Sie können es!« unterbrach er sie beinahe zornig. »Sie sind einer von diesen Menschen. Sie bilden eine … eine Art Club. Es ist der exklusivste Club der Welt. Keiner hat Zutritt, der nicht hineingehört. Und, verdammt noch mal, Sie gehören hinein, Kendra.«
    Er schwieg. Kendra gab keine Antwort, weil sie keine wußte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Hiram holte tief Atem.
    Nach einer Weile fuhr er fort:
    »Ich kenne mich aus, Kendra. Andere Leute – Leute wie ich – wissen, wer zu diesen Auserwählten zählt, obgleich wir selber nicht zu ihnen gehören.«
    Kendra hörte ihm mit wachsender Überraschung zu. Bislang hatte sie geschwiegen. Bei seinen letzten Worten rief sie aus:
    »Natürlich gehören Sie zu ihnen, Hiram!«
    Er schüttelte seinen ungekämmten Kopf. »Nein«, sagte er mit ruhiger Stimme, die um so eigentümlicher wirkte, als er bisher in heftigem Ton gesprochen hatte. »Nein«, wiederholte er. Und mit einem wehmütigen Lächeln setzte er hinzu: »Ich bemühe mich um Einlaß in diesen Club, aber es ist mir noch nicht gelungen, hineinzukommen.«
    »Wovon reden Sie denn eigentlich?«
    »Wenn ich den Mut hätte, es Ihnen zu erzählen, dann wäre ich ja schon Mitglied.« Dann stieß er den Stuhl gegen den Tisch und drehte sich um. »Gute Nacht«, sagte er knapp und schlug die Tür hinter sich zu.
    Als er Kendra am nächsten Abend abholte, sprach er nicht mehr über den exklusivsten Club der Welt. Er war guter Dinge und plauderte über alltägliche Themen.
    Ihr Abendessen im Union Hotel war ausgezeichnet. Im Speisesaal sah Kendra die reichsten Männer der Stadt. Sie erinnerte sich daran, daß Hiram auf ihrem Rückweg von Shiny Gulch erklärt hatte, er habe die Absicht, reich zu werden. Nun, offensichtlich war er auf dem besten Wege dazu. Nicht viele Männer in San Francisco oder anderswo wären imstande gewesen, die Preise im Union Hotel so ohne weiteres zu zahlen.
    Nach dem Essen gingen sie in das Jenny-Lind-Theater, wo ein Schauspiel

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