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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sollte er sie fragen, ob sie ihn heiraten wolle, dann würde sie einwilligen.
    Freilich hatte er sie bislang noch nicht gefragt. Vielleicht würde er es auch niemals tun. Vielleicht irrte sie sich, und er liebte sie gar nicht.
    Dies glaubte sie jedoch nicht. Sie konnte ihn natürlich fragen. Dergleichen taten Frauen häufig. Sie hatte sich selber einmal so verhalten.
    Kendra verzog das Gesicht. Dann trat sie vor den Spiegel. Nein, sagte sie sich, das werde ich nicht tun. Ich habe nicht vergessen, was mir ein solcher Schritt damals eingebracht hat. Ted hatte allen Grund, sich von mir fernzuhalten, aber ich wollte ihn nicht seiner Wege gehen lassen. Vielleicht hat auch Hiram seine Gründe. Ich werde so etwas nicht ein zweitesmal machen. Ich will nicht noch einmal wie eine Närrin dastehen. Wenn ich schon Fehler machen muß – und wer macht die nicht? –, dann will ich um Himmels willen Fehler anderer Art auf mich nehmen.
    Mit der Faust schlug sie gegen die Stuhllehne. Der Stuhl fiel polternd um. Kendra stellte ihn wieder auf. Dann begann sie Kartoffeln zu schälen. Dabei biß sie die Zähne zusammen.
    Norman gab prompt Annoncen in den Zeitungen von San Francisco und Sacramento auf. Hiram half ihm bei der Formulierung. Die Notiz lautete: ›Eine gewisse Person ist am Wohlergehen einer Schauspielerin interessiert, die auf den Bühnen New Yorks unter dem Namen Laura Lester bekannt war. Ihr bürgerlicher Name ist Elsie Glutch. Später heiratete sie einen Mr. Rupert Williams. Falls ein Leser diese Dame kennt, möge er sich melden. Seine Bemühungen werden nicht umsonst sein.‹
    Wieder wollte Norman sich erkenntlich zeigen. Hiram wehrte ab. Er erinnerte Norman daran, daß die Anzeige ja nicht unbedingt zu einem Erfolg führen müsse. Als drei Wochen verstrichen waren und niemand geantwortet hatte, sanken Normans Hoffnungen, und Hiram fürchtete, daß er dieses Problem doch wohl nicht gelöst habe.
    Über sein eigenes Problem verlor Hiram kein Wort, obgleich er häufig den Calico-Palast besuchte. Kendra wiederum kam auch nicht darauf zu sprechen. Sie war froh, daß sie sich in Gedanken mit Geraldine und den noch ungeborenen Jungen beschäftigen konnte. Eines Tages in der zweiten Aprilhälfte lag Geraldine in ihrer Hütte auf der Seite und schnurrte eine Art Wiegenlied. Sie hatte vier Kätzchen geworfen. Zwei waren schwarz und weiß wie sie selber, die andern beiden schwarz, weiß und gelblich. Kendra kämmte sich eilig und schlüpfte in ein Kleid, um in die Küche hinabzugehen. Marny nahm die Neuigkeit mit Freude auf. »Auch ich habe eine gute Nachricht. Normans Anstrengungen sind endlich belohnt worden.«
    »Oh, das freut mich aber«, rief Kendra.
    Der Brief war aus Sacramento gekommen. Er stammte von einem Freund Hortensias. Der Mann hatte mit Jefferson Quellen unterzeichnet, und Hortensia konnte sich sogleich auf den Namen besinnen. »Jeff Quellen singt komische Lieder, und er ist mit einer Tänzerin namens Daisy verheiratet«, hatte sie erklärt.
    Mr. Quellen schrieb, er und Daisy seien mit Laura Lester einmal zusammen aufgetreten. Sie sei ein gutes Mädchen, und er hoffe doch, daß sie keine Schwierigkeiten habe. Nicht daß er etwa klatschen wolle, aber Schwierigkeiten habe sie schließlich genug erlebt, ehe sie New York verlassen konnte.
    Es war genau der Brief, auf den Norman gewartet hatte. Selig kündigte er Marny an, er werde Mr. und Mrs. Quellen sofort abholen. Und wenn Hiram Boyd das nächste Mal komme, solle er auf Rechnung des Hauses soviel trinken, wie er nur wolle.

61
    Marny ging in ihr Schlafzimmer hinauf, um sich ein wenig zurechtzumachen, ehe sie sich wieder an ihren Spieltisch setzte. Kendra las in der Küche bei einer Tasse Kaffee die Alta.
    Diese Zeitung war so widersprüchlich wie ganz San Francisco: ein Mischmasch des Besten und des Schlechtesten, der stolzen Leistungen und der schamlosen Verbrechen. Kendra erblickte nebeneinander zwei Artikel. Der eine prahlte mit dem Kulturleben der Stadt; hier war die Rede von Konzerten, Theatern, Kirchen und Buchhandlungen, Schneidern und Läden. Der andere Bericht befaßte sich mit neuen Krawallen, neuen Diebstählen, neuen Raubüberfällen und neuen Morden. Sie las, daß gestern drei Dampfer in Richtung Isthmus abgefahren waren (wie stets mit Gold beladen), doch in einem Lager bei Stockton hatten Goldsucher unter freiem Himmel Selbstjustiz geübt: Sie hatten fünf Pferdediebe an einem Baum aufgehängt.
    Auf der Suche nach erfreulicheren Meldungen entdeckte

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