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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Kendra ein Inserat, das fünfhundert Dutzend Fächer aus Seide und Elfenbein anpries.
    Pocket und Hiram kamen herein. »Wollen wir nicht ein bißchen auf den vorderen Balkon gehen?« schlug Pocket vor. »Es ist ein schöner sonniger Tag heute.«
    Als sie zur Balkontür kamen, hörten sie Schritte. Marny war unterwegs zum Spielsalon, Hiram öffnete die Tür. Plötzlich fluchte er und trat einen noch glimmenden Zigarrenstummel aus. »Daß diese Kerle aber auch nicht vorsichtiger sein können!«
    Weder Hiram noch Pocket rauchten. Pocket reagierte anders als der zornige Hiram. Sanftmütig meinte er:
    »Dieses Gebäude ist doch feuerfest.«
    »Wollen sie das unbedingt ausprobieren?« gab Hiram zurück.
    Pocket schaute ernst über die Plaza. In den Straßen tobte der übliche Radau. Der Wind jagte den Staub in Wirbeln empor. Die Sonne ging zwischen roten Wolken unter.
    »Wenn es wieder einmal brennt …«, begann Pocket.
    »Sie brauchen nicht auf meine Nerven Rücksicht zu nehmen«, sagte Marny trocken, als er nicht weitersprach. »Ich habe auch von den Gerüchten gehört.«
    »Welche Gerüchte?«
    »Kneipengeschwätz«, erklärte Hiram.
    »Kneipengeschwätz worüber?« beharrte Kendra.
    »Ach, ein paar Leute meinen, daß die Lumpen aus Sydney beim Plündern im Mai vergangenen Jahres soviel Spaß hatten, daß sie den Jahrestag feiern wollen«, berichtete Marny. »Das heißt also, sie wollen wieder einen Brand legen, um noch mehr zu klauen.«
    »Ich habe davon in der Buchhandlung reden hören«, sagte Pocket.
    Kendra fröstelte. Die größte Feuersbrunst des letzten Jahres hatte am 4. Mai stattgefunden. Damals hatten sich Marny, Rosabel und sie selber in Dwight Carsons Räume im Gresham Hotel gerettet. Seit jener Zeit waren häufig Brände ausgebrochen, die indessen bei weitem nicht an jene Katastrophe heranreichten. Der Großbrand war vorsätzlich gelegt worden. Nun nahte abermals der 4. Mai. Die Bürger von San Francisco hatten ihre Stadt wieder aufgebaut – größer, solider und schöner. Heute wurden die Hauptstraßen von Backsteingebäuden gesäumt. Beim Anblick dieser vornehmen Bauten rings um die Plaza fragte sich Kendra, ob denn wirklich jemand so infam sein könne, das alles in Schutt und Asche zu legen.
    Ja, sie wußte, daß manche Leute in der Tat so infam waren. Sie hatten es schon einmal versucht. Sie konnten es wiederum versuchen.
    Kendra dachte an die fünf Männer, die an einem Baum aufgeknüpft worden waren. Dergleichen geschah auch in andern Lagern. Die Leute mußten sich selber vor Dieben und Mördern schützen. Gab es kein anderes Mittel als dieses?
    Lolo kam und lud Pocket zu Kaffee und Käsekuchen ein. Marny kehrte an ihren Spieltisch zurück. Hiram und Kendra blieben allein auf dem Balkon.
    Beide schauten auf die Plaza hinab. Kutschen und andere Fuhrwerke und Reiter tummelten sich im Staub. Auf den Bürgersteigen drängten sich Männer, die Proviant für den Sommer kaufen wollten, den sie in den Goldbergen zu verbringen gedachten. Hunderte von Menschen waren auf den Beinen. Sie stammten aus nahezu allen Ländern der Erde. Ihre Hautfarbe war weiß oder schwarz oder gelb oder braun; Stimmengewirr erfüllte die Luft.
    Die Stadt wuchs so schnell, daß Leute, die nur wenige Wochen fort gewesen waren, bei ihrer Rückkehr mitunter nach dem Weg fragen mußten. Immerzu hasteten die Menschen hin und her; jeder schien es eilig zu haben. Schon machte ein Sprichwort die Runde: In San Francisco müßten sich selbst Faulenzer rasch bewegen, andernfalls werden sie von der Menge zu Boden getreten.
    »Sie können sagen, was Sie wollen«, murmelte Hiram plötzlich, »es ist eine großartige Stadt.«
    »Freilich«, erwiderte Kendra. »Entsinnen Sie sich noch, wie es hier ausgesehen hat, als wir nach Shiny Gulch hinaufgeritten sind? Diese Straßen waren Pfade, von Unkraut überwuchert. Nur gelegentlich sah man einen Menschen herumstapfen.«
    Sie unterhielten sich über die Verwandlung: damals ein Barackenlager von neunhundert Menschen und nun diese herrliche Stadt. Und das alles war in drei Jahren passiert!
    »San Francisco ist jetzt so ganz anders«, meinte Kendra.
    Hiram blickte sie an. Er lächelte. »Auch Sie sind ganz anders geworden.«
    »Ja, Hiram, ich weiß, daß ich mich verändert habe, aber habe ich mich denn wirklich so stark verändert wie die Stadt?«
    Hiram nickte. »Erzählen Sie mir doch, wie Sie das meinen.«
    »Vor drei Jahren waren Sie ein höchst attraktives Mädchen. Aber Sie waren damals

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