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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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noch – wie soll ich's sagen? – unfertig. Sie waren wie San Francisco: Sie standen erst am Anfang dessen, was Sie werden sollten. Ich will damit nicht sagen, daß Sie heute schon am Ende Ihrer Entwicklung sind. Auch San Francisco ist noch nicht soweit. Sie zeigen jetzt – ebenso wie die Stadt –, was in Ihnen steckt. Und Sie sind – wiederum gleich der Stadt – aufregender als früher. Ach, verdammt! Jetzt fange ich auch noch an, sentimental zu werden. Es ist besser, ich gehe zu Marny und trinke den Whisky, den Norman mir spendiert.«
    Und von neuem war der Vorhang zwischen ihnen gefallen. Ehe er noch sein letztes Wort gesprochen, hatte Hiram bereits die Tür für sie geöffnet. Er schaute in den leeren Raum daneben, dessen Tür ebenfalls nicht geschlossen war. »Da hat jemand ein paar Karten verloren«, bemerkte er.
    Auf dem Fußboden lagen einige Spielkarten, »Marny hat genug davon«, sagte Kendra. Sie sah Hiram an. Er sah sie an. Mit einemmal sagte Hiram:
    »Du schöner Liebling«, und in der nächsten Sekunde lag sie in seinen Armen. Doch nur einen Moment. Dann vernahmen sie Schritte. Jemand kam näher.
    Kendra schlüpfte aus Hirams Umarmung und trat in das leere Zimmer. Am Fenster blieb sie stehen und dachte nur an das eine:
    Er liebte sie. Und sie liebte ihn. Das war es: Das war die echte Liebe. Niemals hatte sie ein ähnliches Gefühl gegenüber einem Manne empfunden.
    Sie hörte die Tür knallen. Natürlich mußte die Tür knallen. Hiram konnte keinen Raum betreten, ohne daß die Tür knallte. Sie wandte sich vom Fenster ab. Hiram blickte sie an.
    »Na also, jetzt hab ich's getan. Jetzt weißt du, daß ich dich liebe. Ich habe dich geliebt seit … ich weiß nicht, seit wann.«
    »Hast du mich vielleicht schon auf der Cynthia geliebt?« rief Kendra aus.
    »Natürlich nicht. Damals warst du ein hübsches Mädchen und nichts weiter. Das habe ich dir doch gerade erzählt. Ich habe dich auch noch nicht geliebt, als wir nach Shiny Gulch ritten. Ich weiß nicht, wann es angefangen hat. Ich weiß bloß, daß ich dich jetzt liebe. Bin ich ein Narr?«
    »Nein«, entgegnete sie rasch. »Du bist kein Narr. Ich liebe dich doch auch.«
    »Dann …« Er schwieg, als werde seine Zunge von einer merkwürdigen Schüchternheit gelähmt. Er stand unbeweglich mit dem Rücken zur Wand, und er sah auch so aus, als wisse er nun nicht weiter.
    Sie blickten sich über dem Spieltisch in die Augen. »Hiram«, bat sie, »was versuchst du mir denn zu erzählen?«
    Er zog einen Stuhl heran und ließ sich darauf fallen. Dann kreuzte er die Arme über dem Tisch. Im Raum wurde es drückend still. Doch endlich schaute er sie wieder an. Er sprach fast zaghaft:
    »Kendra, du hast gesagt, daß du mich auch liebst.«
    Sie trat neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. »Ja, Hiram, ich liebe dich.«
    »Bedeutet das … für immer? Heirat?« Er lächelte wie ein kleiner Junge.
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Bist du ganz sicher?«
    »Nie in meinem Leben bin ich mir einer Sache so sicher gewesen.« – »Ich glaube, ich bin der größte Feigling diesseits der Rocky Moutains«, stieß er plötzlich rauh hervor.
    Sie wartete. Jetzt durfte sie nichts sagen. Wieder fiel das Schweigen auf sie nieder – ein Schweigen, das gar kein Ende zu nehmen schien. Er sah so stark aus, er wirkte so selbstsicher, aber nun fürchtete er sich vor etwas. Schließlich sagte er:
    »Setz dich doch. Ich muß dir alles erzählen.«
    Sie setzte sich. Wieder blickten sie sich in die Augen.
    »Kendra, was weißt du über mich?«
    »Ich weiß nicht viel über die Dinge, die du hinter dir gelassen hast. Ich meine: was du getan hast, bevor du an Bord der Cynthia gegangen bist. Du hast mir nur erzählt, daß du der Sohn eines Geistlichen bist und im Staat New York zu Hause warst.«
    »Das ist nicht viel. Hast du niemals den Wunsch gehabt, mehr zu erfahren?«
    »Hiram, es ist tausendmal gesagt worden, daß jeder von uns, der vor dem Goldrausch nach Kalifornien kam, einen Grund hatte, von daheim wegzugehen. Ich weiß nicht, weshalb du nach hier gekommen bist. Aber eines weiß ich: Du bist der beste Mann, dem ich je begegnet bin. Was dich auch immer zum Verlassen der Heimat bewogen haben mag, ich bin sicher, daß es nichts Gemeines oder Unehrenhaftes war.«
    Er lauschte eifrig. Kendra lächelte ihm zu.
    »Ich bin klüger geworden seit damals, als ich aus Ted Parks einen romantischen Helden gemacht habe. Du gehörst zu einer andern Sorte von Männern. Du handelst

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