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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gesagt, ich würde auf Kosten des Hauses einen Whisky trinken. Nun, sehen Sie sich mal diesen Humpen an, den er mir gefüllt hat.«
    »Wenigstens hat er jetzt das Gefühl, sich revanchiert zu haben. Sie haben schließlich sein Problem gelöst.«
    »Vielleicht klappt es.« Hiram drehte das Glas in seinen Händen. Mit plötzlich ernst gewordener Miene faßte er es ins Auge.
    »Deshalb sind Sie ein guter Bankier geworden. Sie verstehen es, Probleme zu lösen.«
    »Ja«, versetzte Hiram, »die von andern Leuten.«
    Kendra hoffte, er werde weiterreden, aber er schwieg. Trübsinnig schlürfte er seinen Whisky. Impulsiv ging sie um den Tisch und stellte sich neben ihn. »Hiram, wenn Sie selber ein Problem haben – kann ich Ihnen irgendwie helfen? Möchten Sie sich nicht aussprechen?«
    »Aussprechen? Mit Ihnen?« Er stieß seinen Stuhl zurück und stand auf. »Denken wir nicht mehr daran.«
    »Gut«, entgegnete Kendra rasch, obwohl sie wußte, daß es nicht gut war. »Bleiben Sie doch zum Essen bei uns.«
    »Nein, vielen Dank.« Er lächelte sie zerknirscht an. »Es tut mir leid, Kendra. Ich hatte nicht die Absicht, von einem Problem zu sprechen. Manchmal kommen einem die Worte von selber. Ich benehme mich ja wie ein Schuljunge und schäme mich jetzt deswegen.«
    Er ging und warf die Tür hinter sich ins Schloß.
    Kendra betrachtete das Glas, das noch halb voll war. Verwundert fragte sie sich, was in diesen Tagen wohl in Hiram vorgehen mochte. Sie war mit ihm zum Essen ausgegangen, sie hatten gemeinsam das Theater besucht, sie hatten hier in der Küche beisammengesessen, gelacht, geplaudert, Kuchen genascht und Kaffee getrunken, und immer schien er sich wohl zu fühlen. Doch sobald das Gespräch vertraut zu werden drohte, war dieser eigentümliche Vorhang zwischen ihnen herabgefallen. Warum nur? Aus irgendeinem Grunde verstummte er plötzlich und zog sich in sich selbst zurück. Er wurde schüchtern wie sonst nie.
    Allmählich begann es Kendra zu dämmern: Hatte sich Hiram in sie verliebt?
    Vielleicht ja. Vielleicht aber wollte er sich nicht in sie verlieben? In diesem Fall mußte er einen Grund haben. Warum sollte er sich sonst vor einer Aussprache mit ihr fürchten?
    Wenn er mich fragt, überlegte sie, würde ich ihn nehmen?
    Ja, beantwortete sie ihre Frage, ich würde ihn nehmen.
    Sie hatte Hiram seit jenem Tage gemocht, da er aus der Ferne für eine Minute mit ihr geflirtet hatte. Das war auf der Cynthia gewesen. Damals hatte sie geglaubt, es müsse lustig sein, diesen großen Seemann mit dem rostfarbenen Bart kennenzulernen. Später, in Shiny Gulch, als sie nichts anderes im Kopf hatte als romantische Gedanken über Ted, war es tatsächlich lustig gewesen, Hiram zu kennen. Und dann, als sie einsam und verlassen war, hatte sich Hiram als Freund erwiesen. Noch später, bei ihrem niederschmetternden Kummer nach dem Brand an Weihnachten, hatte Hiram ihr mit einer Treue zur Seite gestanden, die sie niemals in ihrem Leben würde vergessen können.
    Doch von Liebe hatte er nicht ein einziges Mal gesprochen. Nie war er so zutraulich gewesen wie Pocket, der von dem Mädchen erzählt hatte, das er einst geliebt. Und dennoch fühlte sie sich Hiram näher als Pocket – oder einem andern Menschen.
    Würde sie gern mit ihm ins Bett gehen?
    Ganz sicher.
    Kendra hatte in dieser Weise nie mehr an Männer gedacht, seit sie sich innerlich von Ted gelöst hatte. Und ihre Gefühle gegenüber Ted waren nicht mit denen zu vergleichen, die sie nun in Hirams Gegenwart empfand. Damals war sie noch viel zu jung gewesen, viel zu unreif. Jetzt war sie älter und auch klüger. Sie war imstande, einen Mann zu verstehen, der weitaus komplizierter war als Ted. In Shiny Gulch wäre das noch gar nicht möglich gewesen.
    Sie dachte an Hiram. Er war ein energischer Mann, und doch plagten ihn Zweifel an sich selbst. Was er auch fürchten mochte, sie würde alles tun, damit er es überwand. Falls er seine Zweifel nicht überwinden konnte, würde sie sich jedenfalls bemühen, ihm das Leben leichter zu machen. Er wiederum würde versuchen, ihr beim Ertragen ihrer eigenen Mängel behilflich zu sein. Hiram hatte ihr gesagt, sie sei kräftig; sie habe Mumm, wie er es nannte. Aber sie wußte nur allzu gut, wie oft sie sich danach gesehnt hatte, an der Schulter eines geliebten Menschen Zuflucht zu suchen, wenn eine Schwäche sie überkam. Hiram konnte ihr diese Zuflucht gewähren. Wie so viele barsch erscheinenden Männer war er der Zärtlichkeit fähig.
    Ja,

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