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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Matrosen. Ich sehe das am Gang. Ich habe Hunderte von dieser Sorte in Honolulu getroffen. Ausreißer, vor denen uns Ning gewarnt hat. Kendra, unsere Männer wissen nicht, daß diese Kerle kommen.«
    Ein Blick durch die Weiden zeigte Kendra, daß Pocket ihnen den Rücken zuwandte und eine lockere Schlinge wieder festzog. Ted lag im Gras. Die Matrosen näherten sich jedoch aus der entgegengesetzten Richtung, so daß er sie gar nicht sehen konnte. Offenbar hatten die Männer ihn bisher ebensowenig wahrgenommen wie Kendra und Marny. Doch den Wagen hatten sie bestimmt gesehen, und auf ihn marschierten sie jetzt zu. Bei einem Wagen mußten Reisende sein, und Reisende hatten manches bei sich, das des Stehlens wert war. Vielleicht nahmen sie auch an, dieser Wagen sei unbewacht zurückgelassen worden, bis er an die Reihe käme – eine närrische Idee freilich, aber es gab nun einmal Narren. Die Taschen der Matrosen waren übrigens ausgebeult, als steckten Revolver darin. In ihren Gürteln trugen sie Messer.
    »Sie wollen zum Wagen«, flüsterte Kendra mit vor Angst trockenen Lippen.
    »Sie scheren sich den Teufel an den Wagen. Sie wollen uns«, gab Marny zurück.
    Kendra zuckte erschreckt zusammen. »Aber sie haben uns doch gar nicht entdeckt!«
    »Sie werden uns bald genug entdecken«, versicherte Marny weise. »Und wenn sie uns erst mal gesehen haben, dann kann ihnen der Wagen gestohlen bleiben.«
    Kendra dachte an Marnys kleine Pistole. »Ich möchte nicht, daß Sie jemand verletzen, aber könnten Sie vielleicht so schießen, daß Sie diese Männer nicht treffen? Ted und Pocket würden den Schuß hören.«
    »Natürlich könnte ich schießen«, erwiderte Marny zweifelnd, »aber diese Kerle wüßten dann, daß der Schuß aus unserer Richtung gekommen ist, und sie würden ihrerseits zu ballern anfangen. Und sie sind bestimmt nicht zimperlich. Denen würde es gewiß nichts ausmachen, wenn sie uns treffen. Nein, ich würde mich wohler fühlen, wenn wir Hilfe hätten. Wenn nur Ted und Pocket sich endlich umdrehen wollten!«
    Doch Ted und Pocket hatten keineswegs bemerkt, daß etwas nicht stimmte. Obwohl der Wagen unbewacht schien, bewegten sich die Matrosen vorsichtig auf ihn zu. Das dichte Gras verschluckte das Geräusch ihrer Schritte.
    Die Vögel zwitscherten, und im Klee summten immerzu die Bienen. Mit der einen Hand griff Kendra nach ihrem Kleid, während sie mit der andern fest Marnys Ellbogen umklammerte.
    »Wir gehen ins Freie«, raunte sie ihr zu, »und tun so, als verstünden wir kein Englisch. Dadurch gewinnen wir Zeit, und unsere Männer hören, daß gesprochen wird.«
    Marnys Miene hellte sich auf. Marny liebte das Abenteuer, ob es nun gefährlich war oder nicht. »Das mache ich. Ich werde die Burschen aufhalten. Ziehen Sie Ihr Kleid über, und rennen Sie dann zu Ted, falls er immer noch nichts merken sollte.«
    Kendra nickte, Marny stand auf und schob einen Zweig beiseite. Dann trat sie in den Sonnenschein hinaus, machte ein paar müßige Schritte und blieb vor einem Lupinenbüschel stehen. Sie bückte sich, als wolle sie die Blüten pflücken – und jetzt endlich nahmen die Matrosen Notiz von ihr.
    Wie Marny es vorausgesagt hatte, vergaßen die beiden, daß es einen Wagen gab. Sie stürzten auf Marny zu. Eigentlich hätten sie auch Kendra sehen müssen, wenn sie das Weidengebüsch in Augenschein genommen hätten, aber sie dachten gar nicht daran, einen Blick dorthin zu werfen. Sie sahen nichts außer Marny mit ihren grünen Augen, ihren Sommersprossen, ihrer geschmeidigen Figur und ihrer Haarmähne.
    Von Kopf bis Fuß zitternd, streifte Kendra ihr Kleid über.
    Der Barhäuptige warf Marny laut schmatzende Handküsse zu, sein Kumpan nahm den Hut ab und machte eine Verbeugung, die er wohl für galant hielt. Der eine sagte: »Wie geht's, schöne Frau?« Der zweite verkündete: »Hören Sie mal. Sie sind aber ein Anblick, für den man dankbar sein muß.«
    Marny blickte sie mit ausdruckslosem Gesicht an. Mit tonloser Stimme antwortete sie:
    »No spik Inglis.«
    Sie hörten gar nicht zu. Sie starrten sie an und überlegten eifrig, wie sie dieses unerwartete Geschöpf am schnellsten kirremachen konnten. Beide begannen gleichzeitig zu sprechen:
    »Ich heiße Joe«, sagte jener, der die Handküsse verteilt hatte. »Und das da ist Bill. Wie ist Ihr Name?«
    »Woher kommen Sie?« wollte Bill wissen. »Wohin gehen Sie dann? Woher haben Sie diese roten Haare?«
    »Und woher haben Sie diese vielen Sommersprossen?« fragte

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