Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
Kaffeekanne, Marny?«
    »Reichlich«, erwiderte sie und hielt ihm die Kanne hin. »Trinkt, Jungs, aber bringt mir die Kanne wieder, wenn ihr sie geleert habt.«
    Dann wandte auch sie sich ab, um zum Calico-Palast zu gehen. Plötzlich aber hörten die Männer ihre Stimme: Sie fluchte. Sie fluchte wütend. Sie fluchte ausdauernd und unanständig. Erstaunt hoben sie die Köpfe. Marny mußte wohl oder übel die meisten Unflätigkeiten mitangehört haben, die nun einmal im Schwange waren, aber jetzt hörten sie zum erstenmal, daß Marny selbst derart ordinäre Redensarten von sich gab.
    Schließlich begriffen die Männer. Während der letzten Minuten waren sie so sehr in ihr Gespräch vertieft gewesen, daß sie das übrige Lager völlig vergessen hatten. Jetzt freilich stießen sie die nämlichen Flüche aus wie Marny: Nahe bei ihnen, durchaus in Hörweite, hatte die ganze Zeit über diese kleine fette Mrs. Posey mit ihren albernen Locken gestanden … Eine Sekunde hielt sie ihre Blicke aus. Dann drehte sie sich mit einem blöden und zugleich entzückten Lächeln um und trippelte davon.
    Pocket schüttelte den Kopf. »Diese Frau ist ein öffentliches Ärgernis«, murmelte er.
    »Q.E.D.«, sagte Marny. »Das, mein Freund, ist die Abkürzung von Quod erat demonstrandum, und das wiederum ist Latein und heißt: Was zu beweisen war.«

22
    Als Kendra im Morgenlicht die Augen öffnete und sich allein auf ihrem Bett im Planwagen fand, war sie einen Moment erstaunt. Es war wie am Morgen nach ihrem Sturz in die Schlucht, als sie beim Erwachen Ted auch nicht erblickt hatte, weil er früh herausgeschlüpft war, um an ihrer Statt Feuer anzuzünden und Kaffee zu kochen. Sie erinnerte sich, wie wund und steif sie sich damals gefühlt hatte.
    Auch heute tat ihr alles weh. In ihrem Kopf hämmerte ein monotoner Rhythmus, als schlüge jemand mit einem Stock unablässig gegen den Wagen. Als sie jedoch wieder zur Besinnung kam, begriff sie, daß sie diesmal nicht litt, weil ihr Körper verletzt war. Diesmal reichten ihre Wunden tiefer.
    Grausam war dieses Erinnern an gestern: der Augenblick, als Gene Spencer aufgetaucht war und Ted erkannt hatte. Die Stunden danach, als sie mit Ted zusammen gewesen war und entdeckt hatte, daß sie in diesen goldenen Wochen ja mit einem Traumliebhaber in einer Traumwelt gelebt hatte. Der Schmerz war immer schlimmer geworden, bis sie aufgeschrien hatte: »Laß mich allein! Hör auf mit deinen Erklärungen! Laß mich doch endlich allein!«
    Und dann die Nacht, in der jede Stunde doppelt so lang zu sein schien als sonst. Und zuletzt die Morgendämmerung, als sie aus schierer Erschöpfung eingeschlafen war …
    Kendra fragte sich, wieviel Zeit seit diesen Ereignissen verflossen sein mochte. Die Sonne schien auf die Vorhänge aus chinesischem Grasleinen. Es war unerträglich heiß. Also mußte es schon ziemlich spät sein, denn hier in Shiny Gulch war es des Nachts und am frühen Morgen kühl. Als sie sich aufsetzte und ihren schmerzenden Kopf zwischen ihre Hände nahm, hörte sie die Geräusche des Lagers: Pferde stampften, Männer riefen, Wasser rauschte, Spitzhacken klirrten gegen Steine. Das waren die Geräusche, die sie jeden Tag vernommen hatte, nur klangen sie jetzt anders. Alles war anders, weil sie selber anders geworden war, und sie würde niemals wieder so sein können wie bisher.
    Wenn sie sich mit kaltem Wasser wusch, hörte das Dröhnen in ihrem Schädel vielleicht auf, und sie konnte wieder klar denken. Wie sie es jeden Morgen zu tun gewohnt war, steckte sie ihre nackten Füße in die Schuhe, warf sich eine Decke um, las ihre Kleider auf und lief zu den Büschen, wo sie und Marny ihr Badezimmer eingerichtet hatten. Auf dem Weg dorthin sah sie die Männer bei der Arbeit. Sie fragte sich, wo Ted sein mochte.
    Das ist mir egal! redete sie sich gleich darauf ein.
    Aber während sie es sich noch einzureden suchte, wußte sie bereits, daß es ihr nicht egal war, denn sonst wäre ihr der Gedanke, wo er wohl sein mochte, gar nicht erst gekommen.
    Nach dem Bad fühlte sie sich ein wenig frischer. Die vertrauten Hantierungen lockerten ihre Muskeln und klärten ihren Kopf. Jetzt war es leichter, nachzudenken. Und sie mußte nachdenken. Noch konnte sie mit niemandem sprechen.
    Sie fand ein Plätzchen, das vom Lager aus nicht eingesehen werden konnte. Der Wind fächelte wohltuend über ihr Gesicht. Rings um sie waren die Gerüche des Laubes, der Wildkräuter, der aufgeworfenen Erde. Sie hörte das Summen der

Weitere Kostenlose Bücher