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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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danke; ich bin ja mit dem da noch nicht fertig. Nun, also – ach, du meine Güte! Da kommt ja ein Mann, den ich in New York gekannt habe!« Gene rappelte sich auf. »Timothy Bradshaw, wenn mich nicht alles täuscht! Wann bist denn du nach Kalifornien gekommen?«
    Gene trat mit ausgestreckter Hand einen Schritt vor. Die anderen drehten sich um, denn sie hatten niemanden im Lager kennengelernt, der Timothy Bradshaw hieß. Doch sie erblickten nur Ted in seinen zerrissenen Stiefeln und dem sauberen Baumwollhemd, das Kendra gewaschen hatte. Er trug die Feldflasche.
    Ted war nicht sofort stehengeblieben. Er sah aus wie ein Mann, dem einer in den Bauch getreten hat. Es schien Kendra, als habe sein Gesicht eine andere Farbe bekommen. Er sah ganz anders aus – feindselig geradezu; ja, in seiner Miene war nichts mehr zu lesen von seiner Sorglosigkeit, seinem Humor. Stockend setzte er an:
    »Verzeihung, aber ich glaube, Sie halten mich …«
    In diesem Augenblick – als wolle er jedes weitere Wort verhindern, sprang Hiram auf die Füße und rief:
    »Gene, darf ich Ihnen vorstellen …«
    Doch achteten weder Gene noch Ted auf ihn. Mit einem breiten Grinsen legte Gene eine Hand auf Teds Schulter. »Das ist aber eine wirkliche Überraschung! Sag, ist denn Della bei dir?«
    »Ich sage Ihnen doch …« Teds Lippen waren so trocken, daß er kaum verständliche Worte aussprechen konnte. Gene hatte bereits den Kopf abgewandt und fragte verblüfft:
    »Hiram, Pocket, warum habt ihr mir denn nicht gesagt, daß Tim in Shiny Gulch ist? Ich habe doch im selben Büro mit diesem Burschen gearbeitet.«
    Ted schien seinen Schock so weit überwunden zu haben, daß er wenigstens wieder klar sprechen konnte:
    »Ich weiß nicht, worüber Sie eigentlich reden.«
    Seine Stimme klang so rauh wie das Kratzen eines Hornlöffels auf einem Stein. Sein Gesicht war durchfurcht, als wäre er plötzlich älter geworden.
    Er umklammerte die Feldflasche so fest, als wolle er sie zerdrücken.
    Jetzt standen alle. Kendra erinnerte sich nicht, wie sie auf die Beine gekommen war. Ihr war, als könne sie sich der Vorfälle dieses Tages überhaupt nicht mehr entsinnen. Nur das eine begriff sie: Gene, der aufsprang, um einen alten Freund zu begrüßen: »Timothy Bradshaw, wenn mich nicht alles täuscht! … Ist Della bei dir?«
    Ihre Kehle war rauh, und im Mund hatte sie einen bitteren Geschmack. Sie fühlte, wie ihr Kleid an ihrer Haut scheuerte. Sie spürte sich am ganzen Leibe erhitzt, und dann wieder fror sie trotz der Wärme. Sie wußte nicht, wer Della war. Aber sie wußte, daß ihre Zauberinsel jählings in Stücke zerbrochen war.
    Als Ted sprach, war Genes Grinsen verschwunden. Er nahm seine Hand von Teds Schulter, und sein von der Sonne gebräuntes Gesicht war vor Verlegenheit rot, als er stammelte: »Na, so etwas! Irrst du dich wirklich nicht, Tim?«
    Ruhig versetzte Pocket:
    »Vielleicht irrst du dich, Gene?«
    Spencer schüttelte den Kopf. Er war sichtlich verwirrt. »Aber, zum Donnerwetter! Was ist denn nur los, Tim? Bist du krank? Oder was ist sonst mit dir?«
    Mit fremder Stimme antwortete Ted:
    »Ich kenne Sie nicht.«
    Gene fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Na, höre mal, noch nie in meinem Leben war ich so perplex wie eben. Ich hätte geschworen … Wenn Sie nicht das genaue Ebenbild von Tim Bradshaw sind …«
    In ihrer Benommenheit hörte Kendra das Rascheln eines Rocksaumes. Marny trat einen Schritt näher und nahm Kendras Hand. Kendra spürte es, aber änderte nichts. Sie starrte auf Ted, als hätte ein Bann sie gelähmt.
    Gene quälte sich die Worte ab:
    »Tim Bradshaw war ein Bursche … ich meine, das war daheim in New York, bevor ich auf das Mormonenschiff ging … Ich kannte ihn gut. Ich habe an seinem Haus gegessen. Seine Frau hieß Della, und sie war eine gut Köchin. Sie machte so schöne Apfeltorte. Sie hat Rosinen in Wein eingeweicht und sie dann in den Teig gegeben …« Hiram fragte in bestimmtem Ton:
    »Sie haben gehört, was Ted gesagt hat, Gene?«
    Spencer kratzte sich im Nacken. »Ted?« wiederholte er.
    »So heißt dieser Mann hier. Ted Parks. Sie haben sich geirrt.«
    Gene warf Kendra einen bestürzten Blick zu. Sie hatte ihm gesagt, sie freue sich, daß er nun ›Ted‹ kennenlerne. Kendra hörte sich mit einemmal selber sprechen:
    »Er hat sich nicht geirrt, Hiram.«
    Sie fühlte, daß Marny ihre Hand fester packte. Auf der andern Seite spürte sie, daß Ning nach ihrer freien Hand griff. Sie bemerkte,

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