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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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erinnerte sich, gesagt zu haben:
    »Und du heißt also gar nicht Ted Parks?«
    »Ich heiße Timothy Parker Bradshaw. Ich dachte, wenn ich meinen Namen ändere, hat sie weniger Chancen, mich aufzustöbern.«
    Da entsann sich Kendra des Schocks, den sie empfunden hatte, als sie erfuhr, daß Marny den richtigen Namen Delberts nicht kannte. Wie dumm, wie jung war sie doch damals – vor wenigen Wochen – noch gewesen! Marny kannte Delberts Namen nicht, aber Marny wußte wenigstens, daß sie ihn nicht kannte. Sie war kein Kind, das von einem gutaussehenden Unbekannten geblendet wurde.
    Wie dumm ich bin! dachte Kendra.
    Dann fragte sie:
    »Als du im Frühling zum Fort gezogen bist, als du weggelaufen bist und mich in San Francisco zurückgelassen hast – war Gene Spencer damals schon im Fort?«
    »Das weiß ich nicht. Ich war nur einen Tag oder zwei Tage dort, bevor ich hier herauf ging, um nach Gold zu schürfen. Ich wußte bis zum heutigen Tage nicht, daß Gene überhaupt in Kalifornien ist.«
    »Du hast auch sonst niemanden getroffen, den du kanntest?«
    »Nein. Und Gene würde mich auch nicht erkannt haben, wenn du mich nicht gepiesackt hättest, ich solle mir meinen Bart abnehmen lassen. Dann hätte nämlich ich ihn zuerst erkannt und wäre gegangen.«
    »Und wolltest du dein ganzes Leben auf diese Weise hinbringen?«
    »Was für eine sinnlose Frage!« Sie hatte kaum ausgesprochen, als sie auch schon wußte, daß er nichts geplant hatte. Erst jetzt begriff sie, daß Ted grundsätzlich niemals etwas plante. Er handelte und dachte erst hinterdrein über seine Handlungsweise nach.
    Und nun mußte sie mit allem fertig werden. Vor allem mußte sie der Tatsache ins Gesicht sehen, daß sie eine Närrin aus sich gemacht hatte. Verzweifelt fragte sie:
    »Ted, warum hast du dich mit mir trauen lassen?«
    »Großer Gott!« brach es aus ihm hervor. »Du wolltest doch partout mit mir ins Bett gehen! Ich bin auch nicht aus Stein.«
    Das wußte sie sehr wohl. Er war nicht aus Stein, sie aber auch nicht. Die Wut brandete wie eine Welle in ihr auf. Und sie begriff noch etwas anderes: Er bemitleidete sich selbst – und das tat er zu ihrer Verwunderung ganz ungeniert. Alles war die Schuld anderer Leute. Er war nur ihr Opfer.
    Della war eine dicke faule Langweilerin. Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, daß er vielleicht auch kein vollkommener Ehemann sei. Der Kassierer war ein Idiot, weil er das Safe nicht verschlossen hatte. Ted hatte gesagt, dies sei die einzige Gelegenheit gewesen, um die Flucht möglich zu machen. Daß man seine Passage auch als Matrose durch Arbeit bezahlen konnte – wie es Hiram getan –, diese Idee war in seinem Kopf nicht aufgetaucht. Sie hatte ihn dazu bewogen, sich rasieren zu lassen, als Gene Spencer gerade im Lager eintraf. Sie war es, die ihn in die Falle dieser Heirat gelockt hatte, die gar keine war. Er selber war ganz unschuldig. Nicht ein einziges Mal hatte er sich selbst bezichtigt.
    Er tat es auch jetzt noch nicht. Ihre Wut mußte wohl in ihrem Gesicht zu lesen sein, denn er fing wieder zu reden an – diesmal nicht, um sich zu verteidigen; diesmal flehte er:
    »Kendra, ich habe versucht, dir Vernunft beizubringen. Ich habe dir gesagt, daß ich nichts tauge. Ich habe es wahrhaftig versucht, Kendra! Gott weiß, daß ich es versucht habe.«
    Kendra zitierte langsam, was Ted ihr an einem glücklichen und strahlenden Tag gesagt hatte, der nun so lange schon vorbei zu sein schien:
    »Das hat schon mit Eva angefangen …«
    »Ach, hör doch auf!« rief er.
    »Ich werde nicht aufhören«, versetzte Kendra. Sie fühlte einen kalten Zorn in sich, wie sie ihn noch nie empfunden hatte.
    »Ich habe dir erzählt, daß es der größte Irrtum deines Lebens sein würde«, rief er. »Ich habe dir alle Einwände genannt …«
    »Alle«, unterbrach sie ihn, »nur den einen nicht, der gewirkt hätte. Nämlich die Wahrheit.«
    »Ich habe dich geliebt, Kendra.«
    »Nicht genug, um ehrlich zu mir zu sein. Nicht genug, um mir die Tatsachen mitzuteilen. Erst dann hättest du mich fragen dürfen: ›Willst du mich jetzt noch haben?‹ Das hättest du tun können.«
    Wieder hielt Ted in seinem Auf- und Abgehen inne und blieb vor ihr stehen. »Wenn ich das getan hätte, was hättest du dann geantwortet?«
    »Eine Minute«, entgegnete Kendra, »laß mich nachdenken.«
    Es schien ihr, sie müsse sich eindringlicher befragen, als sie es bislang je getan hatte, sie müsse ehrlicher sein vor sich selbst, als sie es

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