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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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deren Kleid trotz der Hitze und des ständigen Tragens noch immer schön bunt war.
    Lolo trat auf sie zu. »Bitte, Mrs. Parks, Marny fragt, ob Sie wohl auf ein paar Minuten zu ihr kommen und mit ihr sprechen wollten?«
    Kendra dachte: Ich wünschte, sie würde mich nicht Mrs. Parks nennen. Ich bin nicht Mrs. Parks. Ich werde ihr das sagen. Aber warum? Sie tut ja keinem weh damit. Laut antwortete sie:
    »Aber gewiß, Lolo. Wo ist Marny?«
    »Unten in der Nähe des Zeltes«, erwiderte Lolo, »bei dem Baum, wo sie ihren ersten Spieltisch aufgeschlagen hat.«
    Marny stand vor einer umgekippten Kiste. Sie übte sich in einem Spiel, das Monte genannt wurde und zu dem man besondere mexikanische Karten verwendete. Mrs. Posey hatte sich zu einem kleinen Schwatz eingefunden.
    Kendra blieb stehen. Die beiden hatten sie noch nicht gesehen. Mrs. Posey betrachtete Marny. Marny betrachtete ihre Karten. Die Sonne, die durchs Laub der Bäume fiel, ließ ihr Haar kupferfarben aufleuchten. Kendra hörte, wie Mrs. Posey fragte:
    »… und wie heißt er nun wirklich? Ich habe den Namen nicht richtig mitbekommen – Bradford, Bradley, Brandon?«
    »Er hat mir gesagt, sein Name sei Ted Parks«, versetzte Marny, ohne aufzuschauen.
    Mrs. Posey kicherte. »O nein, Sie wissen Bescheid. Sie waren ja dabei. Sie haben gehört, wie dieser Gene Spencer ihn angesprochen hat.«
    »Ich habe nicht gelauscht.«
    »Sie haben ihn gehört! Das weiß ich genau. Und dieses Mädel, Kendra …« Mrs. Posey beugte sich mit vertraulichem Lächeln zu ihr. »Ist sie denn wirklich mit ihm verheiratet?«
    Marny nahm eine Karte auf und hielt sie über die andern, als wisse sie noch nicht, wohin sie zu legen sei. »Ich war nicht Trauzeugin«, gab sie zurück. »Ich war auch bei Ihnen nicht Trauzeugin. Sind Sie denn eigentlich verheiratet?«
    »Aber meine Liebe, was für eine Frage!« gackerte Mrs. Posey. »Jedermann weiß doch, daß ich eine verheiratete Frau bin. Aber kommen Sie jetzt – erzählen Sie's mir. Sind die beiden verheiratet?«
    Marny legte die Karte behutsam auf die Kiste. »Wenn Sie daran so interessiert sind, warum fragen Sie dann nicht Kendra?«
    Bei jedem Wort war Kendras Zorn gestiegen. Jetzt kam sie heran und trat absichtlich auf einen Zweig, so daß die beiden aufmerksam werden mußten. Jetzt erst hob Marny ihren Blick. Mrs. Posey fuhr schnell herum. Zum erstenmal in ihrem Leben wußte sie nicht, was sie sagen sollte.
    Doch das besorgte nun Kendra. Sie war so zornig, daß ihre Worte förmlich heraussprudelten: »Wenn Sie sich nicht endlich um ihren eigenen Kram kümmern können, Mrs. Posey, dann gehen Sie mir wenigstens aus dem Weg!«
    »Das ist eine gute Idee«, meinte Marny. »Gehen Sie auch mir aus dem Weg.« Sie mischte die Karten in ihren sommersprossigen Händen und legte sie von neuem auf. »Ich habe zu tun.«
    Mrs. Posey reckte sich zu ihrer ganzen Größe empor, die allerdings nicht sehr beeindruckend war. Mit aller ihr zu Gebote stehenden Würde entgegnete sie:
    »Ich auch. Und zwar ehrliche Arbeit. Anständige Arbeit. Ich betrüge keinen Mann um sein Geld.«
    »Ich betrüge nicht«, versetzte Marny knapp.
    »Ich ziehe keinen in die Gosse«, schäumte Mrs. Posey. »Und was Sie angeht« – dies galt Kendra –, »ich habe schon immer gewußt, daß Sie eine Schwindlerin sind. Ich habe gewußt, daß Ihre feinen Manieren Talmi sind. Sie haben so getan, als wären Sie etwas Besseres als andere Leute. Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, und ich sage es Ihnen wieder: Es würde mich gar nicht überraschen, wenn ich herausfinden würde, daß Sie auch nicht besser sind als die da! Aber gut«, verkündete sie alsdann und sprach in die Luft, »ich bin keine feine Dame, aber ich kenne wenigstens den Namen meines Mannes!«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Kendra um und rannte zum Zelt, stieß die Tür auf und ging hinein. Das Zelt war leer und halb dunkel. Sie stützte ihre Ellbogen auf die Bar, legte ihr Gesicht in die Hände und brach in Tränen aus.
    Sie fühlte sich zerrissen und hilflos und krank. Ted hatte sie so glücklich gemacht, aber jetzt hatte er alles zerstört und war verschwunden. Und schon fragte sie sich, wo er sein mochte und ob er auch genug zum Essen mitgenommen hatte und wer für ihn kochte. Sie versuchte, nicht daran zu denken. Aber sie mußte doch daran denken.
    Es wäre ja so viel leichter gewesen, wenn ihr nur ein bißchen Stolz geblieben wäre. Sie hätte dann irgendeine Geschichte erfinden können, die Teds

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