Alles ist erleuchtet
sind kein Schleimscheißer. Das tut mir sehr Leid.
Sie haben wahrscheinlich nur Aber es stimmt!, schrie der Kolker. Sie sind ein unverschämter Schleimscheißer! Und fett außerdem, falls ich das nicht schon erwähnt habe.
Ich fürchte, ich verstehe Habe ich was gesagt? Der Kolker sah sich gehetzt um.
Sie sagten, ich sei ein unverschämter Schleimscheißer.
Bitte glauben Sie mir... Ihr Arsch ist wirklich riesig...Es tut mir Leid, ich weiß auch nicht...Es tut mir sehr Leid, Sie fettärschiger Schleimscheißer, aber ich -
Sie bezeichnen meinen Arsch als fett?
Nein! Ja!
Liegt es vielleicht an der Hose? Sie ist hier oben recht eng geschnitten -
Fettarsch!
Fettarsch?
Fettarsch!
Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?
Nein! Ja!
Verlassen Sie meine Praxis!
Nein! Ja!
Also wirklich - Sägeblatt hin oder her!, sagte der Arzt, klappte schnaubend die Akte zu und stürmte, bei jedem schweren Schritt laut aufstampfend, aus der Praxis.
Der Arzt und Lebensmittellieferant war das erste Opfer der Bösartigkeitsanfälle des Kolkers. Sie waren die einzige Folge der Verletzung durch das Sägeblatt, das für den Rest seines Lebens genau senkrecht in seinem Schädel steckte.
Das eheliche Leben kehrte zu einer Art von Normalität zurück, nachdem das Kopfende des Betts entfernt und der erste der drei Söhne geboren war, doch der Kolker war unbestreitbar verändert. Der Mann, der nachts Brods vorzeitig gealterte Beine massiert hatte, wenn sie sich anfühlten, als wären sie voller Nadeln und Nägel, der ihre Verbrennungen mit Milch bestrichen hatte, wenn nichts anderes zur Hand war, der ihre Zehen gezählt hatte, weil ihr das so gut gefiel, beschimpfte sie nun manchmal auf übelste Weise. Es begann damit, dass er halblaute Bemerkungen über die zu heiße Ochsenbrust auf seinem Teller oder die Seifenreste an seinem Kragen machte. Es gelang Brod, diese Bemerkungen zu überhören, ja sie sogar liebenswert zu finden.
Brod, wo sind meine verdammten Socken? Du hast sie wieder mal verschlampt.
Ich weiß, sagte sie dann und lächelte innerlich, weil sie es genoss, rüde und undankbar behandelt zu werden. Du hast Recht. Es wird nicht mehr vorkommen.
Warum zum Teufel kann ich mich nicht an den Namen von diesem spiralförmigen Instrument erinnern?
Wegen mir. Es ist meine Schuld.
Mit der Zeit wurde es schlimmer. Schmutziger Schmutz war Grund genug für eine Tirade. Das Wasser in der Badewanne war nass, und er brüllte sie an, bis die Nachbarn die Fensterläden schließen mussten (der Wunsch nach etwas Ruhe und Frieden war das Einzige, was alle Bewohner des Schtetls miteinander verband). Ein knappes Jahr nach dem Unfall begann er, sie zu schlagen. Allerdings, hielt sie sich vor Augen, geschah das nur in einem so kleinen Bruchteil der Zeit. Nur ein- oder zweimal pro Woche. Nie öfter. Und wenn er nicht eine von seinen »Launen« hatte, war er liebevoller als irgendein anderer Mann. Seine Launen waren nicht er selbst. Sie waren der andere Kolker, der aus den metallenen Zähnen in seinem Kopf geboren war. Und sie liebte ihn, und das gab ihrem Leben einen Sinn.
Hurengiftschlampe!, brüllte der andere Kolker sie mit hoch erhobenen Armen an, und dann nahm der Kolker sie in eben diese Arme, wie er es am allerersten Abend getan hatte.
Schmutziges Wasserungeheuer!, schrie er und schlug sie mit dem Handrücken ins Gesicht, und dann führte er sie zärtlich ins Schlafzimmer oder ließ sich von ihr dorthin führen.
Mitten im Liebesakt beschimpfte er sie, schlug er sie, warf er sie aus dem Bett auf den Boden. Und dann stieg sie wieder ins Bett und setzte sich auf ihn, und sie machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten. Keiner von beiden wusste, was der Kolker als Nächstes tun würde.
Sie suchten jeden Arzt in den sechs Dörfern auf - dem von sich selbst überzeugten jungen Doktor in Lutsk, der dem Paar getrennte Betten empfahl, brach der Kolker die Nase -, und alle waren sich einig, dass das einzige Mittel zur Behandlung dieses neuen Wesenszuges darin bestand, das Sägeblatt aus dem Kopf des Kolkers zu entfernen, was aber mit Sicherheit seinen Tod zur Folge hätte.
Die Frauen des Schtetls freuten sich, Brod leiden zu sehen. Selbst noch nach sechzehn Jahren war sie für diese Frauen ein Produkt jenes schrecklichen Loches. Deswegen war es ihnen unmöglich, sie als Ganzes zu sehen, sie zu kennen und zu bemuttern, und deswegen waren sie voller Hass auf sie. Man erzählte sich, dass der Kolker sie schlug, weil sie im Bett kalt und
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