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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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ertönte die Stimme des U-Bahn-Fahrers durch den Lautsprecher. »So gern wir alle noch ein Weilchen hierbleiben und zusehen würden, wie der Gerechtigkeit Genüge getan wird, leider habe ich einen Fahrplan einzuhalten. Wenn Sie also mitfahren möchten, steigen Sie nun bitte ein und treten aus den Türbereichen zurück.«
    Kurz darauf schlossen sich die Türen, und die Bahn setzte sich wieder in Bewegung. Haven suchte hastig mit den Augen die Reihen von Fahrgästen ab, die gedrängt auf den Plastikbänken zu beiden Seiten des Wagens saßen. Die meisten lasen, einige starrten in die Luft, und wieder andere hielten entweder ein Nickerchen oder waren vielleicht auch gerade gestorben. Ein hübsches, indisch aussehendes Mädchen mit langem schwarzem Haar und einem rubinroten Bindi auf der Stirn lächelte sie unverblümt an. Zu Havens Erleichterung wäre keiner der Fahrgäste als Grauer durchgegangen. Sie schloss die Augen und atmete tief die stickige U-Bahn-Luft ein.
    »Hallo.«
    Haven fuhr zusammen. Das indische Mädchen war von seinem Sitz aufgestanden und hatte sich zu Haven an die Haltestange gesellt. »Erinnerst du dich an mich?«, fragte es.
    »Was?« Havens Angst war mit voller Wucht zurückgekehrt.
    »Ob du dich an mich erinnerst.« Das Mädchen sprach jedes Wort überdeutlich aus.
    »Ähm.« Haven biss sich auf die Lippe und versuchte, sich zu konzentrieren. Das Gesicht des Mädchens kam ihr tatsächlich irgendwie bekannt vor, aber sie konnte es nicht einordnen.
    »Wir sind uns mal in einem indischen Lebensmittelladen auf der Lexington Avenue begegnet. Du und dein Bruder seid an einem Abend vor ungefähr einem Jahr reingeschneit, als irgendwelche Typen hinter euch her waren.«
    Eine Erinnerung zuckte durch Havens Bewusstsein. Sie sah sich zusammengekauert mit Beau in einer kleinen versteckten Lagernische kauern, während Adams Männer den Laden des Mädchens durchsuchten. Beau hielt Haven dicht an sich gedrückt, und sie wusste, sollten die Männer ihr Versteck entdecken, würde Beau kämpfen bis zum Tod, um sie zu beschützen.
    »Natürlich!« Haven atmete erleichtert auf. »Du hast uns bei dir versteckt, bis sie wieder weg waren. Ich wollte eigentlich noch mal vorbeikommen und mich bedanken.«
    »Hast du aber nie gemacht«, merkte das Mädchen an.
    »Nein«, gab Haven verblüfft zu. »Hab ich nicht. Tut mir leid.«
    Das Mädchen streckte ihr seine zierliche Hand entgegen. »Ich heiße Chandra«, stellte sie sich vor.
    »Haven Moore.«
    Chandra nickte, als habe sie Havens Namen schon gewusst, und dem süffisanten Lächeln nach zu schließen wusste sie noch weit mehr als nur das. Das Mädchen spielte mit ihr, aber aus welchem Grund, war schwer zu sagen. Jetzt, nachdem Havens Angst wieder ein wenig abgeklungen war, hatte sie absolut keinen Nerv mehr für so etwas.
    »Okay, Chandra.« Haven trat einen Schritt auf sie zu, aber Chandra rührte sich nicht. »Das ist alles ein kleines bisschen ungewöhnlich . Was genau geht hier vor? Hast du was mit dieser Frau zu tun, die mir gerade geholfen hat?«
    »Ihr Name ist Cleo. Und ja, ich habe etwas mit ihr zu tun. Wir gehören derselben Organisation an. Ich bin im Auftrag von Phoebe hier; ich soll mit dir reden.«
    »Phoebe?« , stammelte Haven. Das waren definitiv zu viele Überraschungen in zu kurzer Zeit.
    »Manche Leute nennen sie die Pythia. Du warst heute bei ihr.«
    Haven hatte gerade den Mund geöffnet, um zu antworten, als die Bahn mit kreischenden Bremsen an einer weiteren Station hielt.
    »Warte kurz«, sagte Chandra, als sich eine kleine Gruppe europäischer Touristen in den Wagen drängte. Haven beobachtete, wie Chandra jedes einzelne Gesicht musterte. Als Letztes stieg ein Geschäftsmann ein, die Augen fest auf seinen Blackberry geheftet. Als er sich, ohne hinzusehen, zu ihnen an die Haltestange stellte, tippte Chandra ihm auf die Schulter. »Schön weitergehen, Chef. Hier ist kein Platz mehr«, sagte sie zu ihm. Der Mann blickte auf das hübsche Mädchen hinunter und schüttelte ungläubig den Kopf. Als er Chandras Gesicht sah, beschloss er jedoch, ihr nicht zu widersprechen.
    »Ich weiß, wer Phoebe ist«, schloss Haven an ihre Unterhaltung von vorher an, als der Mann sich weiter durch den Wagen gedrängelt hatte. »Was will sie?«
    »Sie will dir helfen«, erwiderte Chandra. »Das wollen wir alle. Wir wollen dir dabei helfen, etwas über das Leben zu erfahren, an das du dich erinnern musst.«
    »Und wie genau will Phoebe mir dabei helfen?«, fragte Haven.

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