Alles Ist Ewig
Und er hat behauptet, er hätte mit Beaus Verschwinden nichts zu tun.«
»Glaubst du wirklich, dass er sich noch an irgendwelche Versprechen halten wird, jetzt, wo du wieder hier bist? Ich wusste, wir hätten nie herkommen dürfen! Weißt du eigentlich, was das bedeutet? Dass er dich wahrscheinlich hat verfolgen lassen. Vielleicht hat er sogar in diesem Moment ein paar Graue unten vor dem Gebäude postiert.«
»Nein, hat er nicht«, beharrte Haven. »Den Typen, der mich verfolgt hat, hab ich abgeschüttelt.«
Iain blieb stehen, doch seine Augen schienen überall zugleich zu sein, so als wäre er von unsichtbaren Angreifern umzingelt. »Also ist dir jemand gefolgt.«
»Ich glaube ja, aber …«
»Du musst sofort raus aus der Stadt. Du hast Phoebe gesehen, und es hat rein gar nichts gebracht. Also gehen wir wieder. So war die Vereinbarung.« Iain nahm sie beim Handgelenk und zog sie in Richtung der Terrassentür.
»Hey!« Haven riss sich von ihm los. »Lass mich gefälligst ausreden. Es könnte noch einen anderen Weg geben, wie wir Beau retten können.«
Iain blieb stehen. Seine Brust hob sich, als er die Nachtluft einsog.
»Auf dem Rückweg war eine Frau in der U-Bahn. Sie hat gemerkt, dass mich ein Grauer verfolgte, und hat mir geholfen, ihn loszuwerden.«
»Irgendeine ganz normale Frau in der U-Bahn soll einen Grauen erkannt haben?«, wiederholte Iain ungläubig.
»Ich habe nicht gesagt, dass es eine ganz normale Frau war. Sie gehört zu einer Gruppe, die nach mir gesucht hat. Sie nennen sich die Horae. Das müssen die Leute gewesen sein, von denen ich geträumt habe. Die Constance die Nachricht zugesteckt haben.«
Iain wirkte völlig perplex. »Die Frau in der U-Bahn hat dir gesagt, dass sie eine der Horae ist?«
»Na ja, nein, ein Mädchen namens Chandra hat es mir erzählt. Du wirst sie heute Abend kennenlernen.« Haven zog die Visitenkarte aus ihrer Manteltasche. »Die Horae wollen uns sprechen. Du hast also schon mal von ihnen gehört?«
»Ja.« Iain studierte die Karte. Vor lauter Verwirrung schien er sich ein wenig beruhigt zu haben. »Aber ich dachte, das wäre bloß eine Legende. Ich hatte keine Ahnung, dass es sie wirklich gibt. Bist du sicher, dass diese Frau, mit der du geredet hast, vertrauenswürdig ist?«
»Sie hat Beau und mich gerettet, als wir das letzte Mal in New York waren. Sie hat uns in ihrem Laden versteckt, als die Grauen hinter uns her waren. Das dürfte sie schon einigermaßen vertrauenswürdig machen, oder? Warum? Was weißt du über die Horae?«
Iain gab Haven die Karte zurück. »Nicht viel. Es heißt, dass es zwölf von ihnen gibt. Sie verfolgen Adam auf Schritt und Tritt. Vor ewigen Zeiten sind sie in einem früheren Leben einmal Schwestern gewesen. Adam hat ihnen irgendwas Schlimmes angetan, und jetzt versuchen sie in jedem ihrer Leben, ihn zu bestrafen.«
»Was hat Adam denn getan?«, hakte Haven nach.
»Keinen Plan«, erwiderte Iain. »Aber ich habe so das Gefühl, es muss etwas ziemlich Schreckliches gewesen sein.«
»Also kommst du mit, wenn ich mich mit ihnen treffe?«, fragte Haven, die sich an das Versprechen erinnerte, das sie sich selbst gegeben hatte. Wohin auch immer dieser Weg sie führte, sie würde ihn nicht ohne Iain gehen. Sie hoffte nur, dass sie nicht zu viel auf einmal von ihm verlangte. »Ich brauche dich, und außerdem wollen sie, dass ich dich mitbringe.«
»Sie wissen, dass ich nicht tot bin?«
Haven nickte, und Iain seufzte.
»Dann werden wir wohl hingehen müssen. Hast du eine Idee, warum sie sich mit uns treffen wollen?«
»Die Pythia gehört auch zu ihnen«, erklärte Haven. »Sie tut so, als wäre sie eine Betrügerin, aber ihre Gabe ist angeblich echt. Chandra hat gesagt, dass sie mir helfen kann, mehr über das Leben zu erfahren, das ich zusammen mit Beau geführt habe.«
»Und was verlangen sie dafür als Gegenleistung?«
Das war genau die Frage, über die Haven schon die ganze Zeit nachgrübelte. »Ich weiß nicht. Aber wenn die Horae Adam aufhalten wollen, können sie doch eigentlich nicht schlecht sein.«
»Das ist ein ziemlich naiver Standpunkt, Haven. Willst du etwa in eine jahrtausendealte Fehde verwickelt werden? Weißt du, was aus Menschen wird, die sich seit so langer Zeit hassen?«
»Was immer die Horae von mir wollen, sie sollen es bekommen«, sagte Haven bestimmt. »Wenn sie mir helfen können, Beau zu finden, gebe ich ihnen alles, was sie wollen.«
Diese Worte schienen Iain mehr zu erschrecken als alles andere,
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