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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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bloß Worte. Könnte ein schwacher Mensch so handeln? Bevorder Gong zur Pause ertönt, entspinnt sich eine lebhafte und hitzige Debatte. Die Zweideutigkeit ist reich und unbeabsichtigt – erlaubt Nachgiebigkeit ebenso wie Standfestigkeit.
    Und verständlicherweise wüsste auch Mark Nechtr das gern. Singt der an seiner Geliebten schuldig gewordene Bogenschütze? Müsste er, Mark Nechtr, das nicht wissen, wo er sich das doch alles aus den Fingern saugt? Und wie kann er guten Gewissens als sein Eigen abzocken, schlucken, verdauen und von sich geben, was eine Ehemalige mit gestreiftem orangerotem Gesicht und abnehmbaren Haaren eindeutig als Erste gesehen hat? Wäre das ehrenwert oder schwach? Verharmlosen Sie das nicht. Lachen Sie nicht. Sehen Sie ihn sich an, flehend, durchnässt, verbrüht. Er sieht wie ein Bittsteller aus, einer von uns, den Unbesonderen, die immer brennen, ohne je zu zünden, wie er daliegt, endlich wirklich durchbohrt, von diesem einen Geschenk, das immer zurückkommt, im milchigen Pest-Aside-Schlamm, zwischen vollgesoffenen kleinen Insektenleichen, vor einer Vogelscheuche, der die Tarnjacke abgerissen worden ist, sodass zu sehen ist, was schon die ganze Zeit bekannt war: zwei gekreuzte Bretter; ein verfaulter orangeroter Kopf obendrauf gesteckt, gekrönt von einer als Mütze angeeigneten Perücke; und der Macht, Krähen, die gar kein Interesse an der schwarzen Lücke zwischen zwei fruchtbaren Feldern grün tropfender Nahrung mitbringen, eine zeitgenössische Angst einzujagen.
    Und auf vergleichbare Weise wird auch Mark Nechtr nicht singen. Wird nie von dem realistischen oder sentimentalen Mitleid erzählen, mit dem der schlecht verkleidete und durchschaubare Dr. Ambrose, gewärmt von einer Tarnjacke, deren von der Sonne getrocknete Brust nur ein Suffix und eine Nummer zeigt, mit baumstarken Armen, fleischigem Kopf, das schüttere Haar unter die Mütze der Chicago Cubs gestopft, die es dieses Jahr vielleicht schaffen könnten – Nechtrwird niemals von den wahren Gefühlen singen, mit denen das kalte Genie den dicken gesunden Hals des Jugendlichen in seinen Armen birgt, um einen erschöpften und wieder aufgefüllten, aber immer noch deprivierten Waschmittelerben von einem entsperrten Ort einer Transportmöglichkeit entgegenzutragen. Regenwürmer kochen verwirrt zu ihren Füßen, Schädlinge marschieren ins Schlachtgewühl zurück wie Männer mit einer Mission und stecken winzige Strohhalme in Ackerfurchen mit milchigem Pest-Aside, der Marke, die einseitig verführt, während der Akademiker über einen doppelten Trampelpfad grätscht, markiert von unpraktischen Stöckelschuhen, obstbekleckertem Rock, Uniformjacke, frittierten Blüten und prothetisch angeschwollener Bluse. Er ist einfach nett, trägt Pfeil und Schützen und erwähnt mit keinem Wort das Singen.
    Nicht, dass er deswegen weniger nerven würde. Die geborene Plaudertasche erinnert meinen Kommilitonen an verschiedene offenkundige Tatsachen. Dass sie an der Ostküste aufgebrochen sind, den belebtesten Flughafen der Welt ebenso hinter sich gelassen haben wie den unbelebtesten C.   I.   A und seinen unvermeidlichen Münzparkplatz; dass sie hier- und dorthin gefahren sind, sich jetzt aber nicht verfahren haben, sondern nur liegen geblieben sind, von einer furchterregenden Plastiknase im zu hohen Leerlauf gehalten, auf dem letzten Straßenabschnitt mit der schon sichtbaren Westkurve, hinter der dann sofort Collision liegt. Dass der schlimmste Sturm wieder einmal nach Osten weitergezogen ist, wo sie herkommen. Dass sie ein paar schrecklich saure Zeitgenossen in einem Fahrzeug zurückgelassen haben, das inzwischen tief im Schlamm steckt, jetzt aber auf demselben Pfad, auf dem sie gekommen waren, zu ihnen zurückkehren, die immer noch eng gedrängt in einem Clownsauto sitzen, dessen vorgebliche ausländische Marke der Regen abgewaschen hat, ein selbst gebasteltes Fahrzeug, das jetzt mittels einer Kette mit der Fuchsstute eines großen alten Farmers verbunden ist, dessen Mähdrescher liegen geblieben ist und der per Anhalter versucht hatte, zur dritten Baracke an der Kurve mitgenommen zu werden, weil sein ältester Sohn den Mietwagen genommen hatte; der eine Regenjacke aus dem Armyshop hat, eine flachgesichtige Zuchtstute, die sich mit Physik und Ketten auskennt und einfach die tierische Barmherzigkeit mitbringt, einen heimtückischen Wagen aus dem Schlamm auf die Straße zurückzuziehen. Dass hier der öffentliche Repräsentant von McDonald’s

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