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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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und jemand namens Ambrose-Gatz 67 hätten nämlich alle Verspätung, und die Ehemaligen würden unruhig, die Ersten wären schon hacke und alle natürlich hungrig), der, wie er Mark erklärt, im Rahmen eines genialen Marketing-Diffraktionstests von J.   D. Steelritter Gratisgeld verteile.
    Während Hogan, der Geldspender, dem hingerissenen Mark erklärt, worin der Schmu wirklich besteht, ist Tom Sternberg immer noch auf der Herrentoilette, wo er gerade die Kabine verlässt, was einem ein quälendes Bild von der Abführungskraft einer frittierten Fast-Food-Rose verschafft. Sternberg stellt sich jetzt dem keksgroßen Spiegel, der in die Wand über einem automatischen Flughafenwaschbecken eingelassen ist. Der Wasserhahn sprudelt automatisch los, sobald man sich nähert. Tritt man zurück, versiegt er. Spart Wasser, aber trotzdem. Befremdend. Junge, ist er müde. Mehr als müde – etwas hinter dem Gesicht im Spiegel signalisiert postfatale Erschöpfung mit dem gefauchten Sirren, mit dem etwas Aufblasbares mitten in seinem Schädel aufgeblasen wird. D.   L.würde auf das gedrehte Auge zeigen und fragen, was es sähe, ob es die sackartige Form sähe, die in seinem Kopf langsam Gestalt annähme. Fick dich doch ins Knie, D.   L.
    Weil es gewöhnlich einfach nur dunkel ist, hinten in den Eingeweiden seines Auges. Manchmal spinnwebenhafte Systeme synaptischer Farben, wenn er das schlechte Auge zu schnell zu bewegen versucht. Im Normalfall aber nichts. Aber es wird schon heilen. Es wird sich schon drehen. Das ist ja alles nur im Kopf, weiß er. Verletzung jugendlicher Rebellion. Mrs. Sternberg hatte vom ersten Tag an gewarnt, dass der Junge, der etwas Verbotenes macht und beispielsweise schielt, nur um seine Mutter zu ärgern: dass dieser Junge dann feststellt, dass seine Augen so bleiben. Allgemein bekannte Tatsache. Kann man in allen Quellen nachlesen, auf die orthodoxe Mütter mit gefallenen Söhnen Zugriff haben. Wie das Mit-den-Hühnern-ins-Bett: Schlaf vor der Dunkelheit ist wichtig. Oder das Nicht-weinen: Du bist besser als der, der dich auslacht. Oder das Probier-mal-diese-Salbe, für Sumach.
    Aber jetzt hat er hier diese frische Sumachzyste, Junge, zwischen den Augen. Hat sich seit dem letzten Zystencheck im O’Hare satt verdunkelt, ist von tomatenrot zu dem Pflaumenton gereift, den auch die Flughafen-Lounge hat. Der Spiegel lügt nicht.
    Jeden normalen Missgestalteten verbindet eine Hassliebe mit Spiegeln: Man muss sehen, wie sich die Dinge entwickeln, und hasst es, wie sie sich entwickeln. Sternberg weiß nicht, ob ihm die Vorstellung gefällt, sich mit einer ganzen Latte von Schauspielern einen Spiegel zu teilen. Er weiß nicht, ob er einen Firmenwagen mieten und ohne Schlaf oder Seife zu einem Juxhaus im Westen fahren will, das der Broschüre zufolge gewissenhaft mit jeder Menge Spiegeln versehen ist. Ein proppenvolles, verspiegeltes Gebäude … Sternberg denkt darüber nach, während sich das automatische Waschbecken gurgelndbis zum Überlaufschlitz füllt. Die Scheißsumachzyste zwischen den Augen fühlt sich lebendig an, Mann. Pulst schmerzhaft im Rhythmus des Bluts, das ihm im Schädel quietscht. Die Zyste zeigt schon ein bisschen Weiß an der Spitze. Nicht gut. Der klare Beweis weißer Blutkörperchen, was auf Blutkörperchen hindeutet, was auf einen Blutkreislauf hindeutet. Man muss kein Genie sein, um daraus zu folgern, dass man einen Körper hat. Ein bisschen Weiß an der Spitze einer infizierten Zyste ist nun wirklich körperlichste Körperlichkeit. Aber dass er an dem Scheißding rumfummelt, kommt gar nicht in die Tüte. Das will doch bloß, dass man an ihm rumfummelt. Davon blüht’s erst richtig auf. Und auf die Pflaumen- folgt die Auberginenphase, groß, dunkel und gewölbt, ein neues Organ eigener Art, dessen Ismus er würde. Und schließlich ist D.   L. hier. In die er als Kind verliebt war. Obwohl, voll der Reinfall, diese D.   L. Dass sie verheiratet ist und ’nen Braten in der Röhre hat, ist ja noch okay – das ist eine Erreichbarkeitsfrage. Der Reinfall ist, wie scheiße unbegehrenswert, wie unliebenswert sie als Mensch nach all der Zeit geworden ist. Drei Jahre Briefe, seit seine Träume feucht geworden waren und er, hormondurchtost bis Oberkante Unterlippe, ihr, deren Verbleib er gar nicht kannte, c/o Steelritter Advertising geschrieben und den Effekt gestanden hatte, den sie als Mädchen vor einem Jahrzehnt auf ihn hatte, als im allerersten McDonald’s in Collision, Illinois, das

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